»Die Lithium-Ionen-Technik wird oft als ‚Leistungsbatterie‘ beschrieben, die in kurzer Zeit große Energiemengen aufnehmen und abgeben kann. Die Vanadium-Redoxflow-Technik bekommt oft den Beinamen ‚Energiebatterie‘, weil sie große Mengen elektrischer Energie über lange Zeiträume hinweg sehr effizient speichert. Wir setzen in Braderup beide Prinzipien gleichberechtigt ein. Der so entstehende Speicher ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur künftigen Versorgung mit erneuerbaren Energien. Wir wollen zeigen, dass Windstrom bei Netzüberlastung nicht abgeregelt werden muss. Damit gehen wir weitere Schritte hin zu einem erneuerbaren, effizienten und stärker dezentralisierten Energiesystem«, so Cordelia Thielitz, Co-Geschäftsführerin von Bosch.
Bosch hat das Batteriesystem konzipiert, installiert und betreibt es zudem mit einer eigens entwickelten elektronischen Steuerung (Bild 4). Letztere entscheidet auch, welche Batterie in einer spezifischen Anwendung zu laden oder zu entladen ist. Für die Akkuzellen greift das Stuttgarter Unternehmen auf Lieferanten zurück: Der Lithium-Ionen-Speicher (Bild 5)stammt vom japanischen Hersteller Sony, hat eine Kapazität von 2 MWh und bietet eine Leistung von 2 MW. Die Vanadium-Redox-Flow-Batterie mit einer Kapazität von 1 MWh und einer Spitzenleistung von 325 kW kommt vom Unternehmen Vanadis Power aus Nürnberg.
Strom für 40 Häuser
Der Windpark Braderup umfasst sechs Windräder mit jeweils 3,3 MW Leistung. Überschüssige Energie wandert in den Hybrid-Speicher, der aufgrund der beiden Batterien sowohl kurz- als auch langfristig Energie speichern kann. Das Batteriemanagementsystem verteilt je nach Windstärke und Ladestatus der Batterien die Windräder auf den passenden Speicher. Mit einer Gesamtspitzenleistung von 2325 kW speichert die Hybrid-Batterie so viel Energie, dass rechnerisch 40 Einfamilienhäuser über eine Woche hinweg mit Elektrizität versorgt werden können. »Auf diese Weise lassen sich kurzfristige Schwankungen, wie sie bei der Windenergie üblich sind, je nach Bedarf optimal ausgleichen«, sagte Jan Martin Hansen, Geschäftsführer der Bürgerwindpark Braderup-Tinningstedt GmbH & Co. KG.
Finanziert wurde der Windpark Braderup von 200 privaten Investoren. Die Finanzierung sowie der Betrieb des Hybrid-Speichers erfolgen über die Gesellschaft Energiespeicher Nord, an der die 200 Investoren sowie Bosch beteiligt sind. Bosch entwickelte nicht nur die Batteriesteuerungstechnik, sondern ist neben dem Bau und der Steuerungselektronik auch für die Systemintegration und den Testbetrieb verschiedener Betriebsvarianten in Braderup verantwortlich. Dazu zählen neben dem Eigenbedarf der gespeicherten Energie für den Windpark und das Stabilisieren von Stromnetzen auch das Vermarkten des Stroms im Regelenergiemarkt sowie der Handel an der Strombörse.