Batteriekonfektion

BMZ: »Die Zelle ist die Basis, das Know-how steckt im Package«

14. Juli 2014, 13:58 Uhr | Engelbert Hopf
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Teslas geplante Gigafactory beschäftigt die Branche

Seit einigen Monaten beschäftigen die Pläne von Tesla die Branche, mit einer eigenen Gigafactory in den Batteriebau einzusteigen. Wie beurteilen Sie die Realisierungschancen dieser Pläne?

Ich kann Tesla dabei nur viel Glück wünschen. Aktuell geht es jetzt ja erst einmal darum, welcher US-Bundesstaat die höchsten Subventionsmittel bereitstellt. Wenn das geklärt ist, kommt der wirklich interessante Schritt. Dass es Tesla allein gelingt, in dem jetzt benannten Zeitrahmen bis 2020 eine Batterieproduktion mit einer Kapazität von 35 GWh aufzubauen und mit minimalen Ausschussraten zum Laufen zu bringen, halte ich für Wunschdenken. Würde das klappen, wären alle namhaften Hersteller, die über ein Jahrzehnt gebraucht haben, um im Lithium-Ionen-Bereich die jetzt übliche Reproduzierbarkeit zu erreichen, desavouiert. Etwas anderes wäre es, wenn es Tesla gelänge, seinen Lieferanten Panasonic dazu zu bewegen, diese Gigafactory einzurichten und hochzufahren.

Mit dem Bau der Gigafactory soll der rasch wachsende Bedarf Teslas gedeckt werden. Bis 2020 ist von einer Produktion von 500.000 Elektroautos die Rede. Welche Möglichkeiten sehen Sie sonst, diese steigenden Bedarfe zu befriedigen?

Teslas Bedarf steigt in der Tat rasant. Noch vor zwei Jahren ging man davon aus, dass Tesla 2014 etwa 320 Millionen 18650-Zellen benötigen würde. Aktuelle Prognosen gehen inzwischen von 650 Millionen Zellen aus. Die angestrebte Kostenreduzierung wird sich nur durch Skaleneffekte in entsprechend leistungsfähigen Produktionsstätten realisieren lassen. Wie das geht, hat Panasonic mit seiner jüngsten Fabrik gezeigt. Panasonic ist es gelungen, die Energiekosten der Produktion deutlich zu senken. Weitere Stellschrauben bilden die Auswahl der Materialien: Cobalt ist nun mal ein sehr teures Material. Je weniger sie davon benötigen, desto besser. In meinen Augen ist darum der Kapazitätsausbau der namhaften Hersteller wahrscheinlich zielführender als das Projekt einer Gigafactory durch einen Batterieabnehmer.

Faszinierend am Tesla-Erfolg ist die Tatsache, dass er auf klassischen 18650-Zellen basiert. Zeichnet sich inzwischen eine Kapazitätsgrenze für diesen Zellentyp ab?

Zu Beginn lag die Kapazität dieser Zellen bei 2,5 Ah, mit Cobalt kam dann die Steigerung auf 2,8 Ah. Mit den Nickel-Cobalt-Aluminium Kathoden-Zellen haben wir inzwischen ein Kapazitätsniveau von 3,5 Ah erreicht, im nächsten Jahr sollen 3,6 Ah folgen. Weitere Optimierungen an Kathode, Anode und Elektrolyt werden die Kapazität wohl noch in diesem Jahrzehnt über 4 Ah führen. Eine Möglichkeit der Kapazitätssteigerung ist die Einlagerung von Silizium in die Graphit-Anode. Bisher geht es nur um 1 bis 2 Prozent. LG macht nun den zweiten Schritt und steigert den Siliziumanteil auf 5 Prozent – eine Optimierung, die jedoch auf die Sicherheit und die Lebensdauer der Zelle geht. Man darf gespannt bleiben, wie sich das weiter entwickelt.

Lithium-Ionen-Systeme für den Portable-Bereich haben heute ein Umsatzvolumen von 16 Milliarden Dollar, Nickel-Metallhydrid von rund 1,8 Milliarden Dollar. Welche Zukunft sehen Sie für NiMH mittelfristig?

Aus heutiger Sicht liegt die Zukunft der NiMH-Zellen ausschließlich im Consumer-Bereich. Der Power-Tool-Sektor ist auf Lithium-Ionen-Systeme übergegangen. NiMH hat letztlich nur noch dort eine Berechtigung, wo hoher Preisdruck besteht und die Anforderungen an die Zuverlässigkeit und Leistung der Batterie nicht so hoch sind. Vorgeladene NiMH-Akkus mit hohen Lade- und Entladezyklen und geringer Selbstentladungsrate mögen sich unter Umständen auch als interessante Alternative zu Primärbatterien mittelfristig am Markt behaupten.

Zuletzt gab es Gerüchte um eine hohe Anzahl schadhafter Pedelec-Batteriepacks aus China, die angeblich palettenweise bei Händlern stehen und deren Entsorgung ungeklärt ist. Sehen Sie hier einen Nachbesserungsbedarf beim Batteriegesetz?

Nein, auch die Entsorgung größerer Batteriepacks ist inzwischen gewährleistet. Als Systempartner des Fachhandels nehmen auch wir Batteriepacks zurück, die entweder schadhaft sind oder einfach am Ende ihres Lebenszyklus sind. Wir sehen dafür zwei Verwendungen. Soweit sie sich dafür eignen, führen wir sie dem Second-Life-Markt zu. Wenn das nicht möglich ist, arbeiten wir mit Unicore als Entsorger zusammen.


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