Dass es Quantum Dot Displays in diesem Jahr aus der Nische schaffen, sehen die Experten vorerst nicht. »Für Backlights ja, selbstleuchtende Quantum Dots sind noch Zukunft«, konstatiert Rudolf Sosnowsky, Hy-Line.
»Quantum Dot Displays, genauer gesagt Quantum Dot OLED Displays, werden wohl erst 2021 breit verfügbar sein«, so auch Keller. »Dann vermutlich aber zunächst im Consumer-Markt bei großformatigen Fernsehern mit hohen Auflösungen.«
Dem stimmt Tischer zu: »Erfahrungsgemäß ist die TV-Industrie hier die treibende Technologie-Kraft. Hier sehen wir zwar bereits einige Modelle als QLED am Markt, außer Samsung setzen die Hersteller allerdings weiterhin auf die OLED-Technik. Hier wurde in den letzten Jahren sehr viel Geld investiert, das nun verdient werden muss.«
Ähnlich sieht es im Bereich der Mikro-LEDs aus. Michael Hußmann, Geschäftsführer von Display Elektronik, findet »diese Technologie hochinteressant.« Allerdings müsse man zunächst sehen, wie sich Mikro-LED-Anwendungen preisgünstiger produzieren lassen, um dann auch in diversen Produktionsstätten Einzug zu erhalten.
»Mikro-LEDs sind eine interessante Nachfolgetechnik für LCDs«, so auch Schill. Ihm zufolge mangle es momentan noch an einer sicheren Prozesstechnik für die Fertigung. »Die Pixelausfälle müssten faktisch auf 0,xx ppm reduziert werden. Dasselbe Problem hatten jedoch TFT-Hersteller vor 20 Jahren auch schon und es wurde mit Nachdruck gelöst, weil ein entsprechender Bedarf da war. Heute stehen Mikro-LEDs in Konkurrenz zu einem vorhandenen Produkt. Ein Vorteil ist, dass Großformate durch Aneinanderreihen von randlosen „Kacheln“ einfach aufzubauen sind.«
Für eine Serienfertigung fehlten nicht nur die entsprechenden Produktionsanlagen, sondern auch passende Treiber-ICs zu marktüblichen Preisen, so Tischer. »Schlussendlich wird der Preis des Produkts darüber entscheiden, zu welcher Technologie der Kunde greift.«
Auch Sosnowsky mahnt zur Geduld bezüglich einer baldigen Markteinführung: »Es gibt noch keine Anbieter, die Displays im industriellen Maßstab fertigen. Zurzeit fehlen größere Diagonalen, Prozesse wie Reparatur müssen etabliert werden, da die Ausbeute der selbst leuchtenden Elemente nicht 100 % ist. Der Preis ist noch nicht marktfähig.« Außerdem gebe es noch keine „Killerapplikation“, obwohl augennahe Anwendungen wie VR und AR dies übernehmen könnten. »Anwendungen sehen wir in Outdoor wegen des Temperaturbereichs, der Schaltgeschwindigkeit und der Helligkeit.«
Haptisches Feedback in der Industrie
Inwiefern haptische Displays in industriellen Anwendungen zukünftig eine Rolle spielen könnten, sind sich die Experten uneins. Keller sieht noch Hürden für eine Verbreitung der Technik: »Bisher ist die Verbreitung gering. Die Probleme sind sowohl der hohe Aufwand für die Entwicklung als auch die komplexe Technik in Serie.« Ähnlich sieht es Hußmann: » Dieses Thema ist zurzeit nur in Consumer-Anwendungen zu finden und im Moment noch kein nennenswertes Thema für industrielle Anwendungen.« Dass haptisches Feedback in der Industrie bisher noch kein großes Thema ist, bestätigt auch Tischer. »Die Benutzer sind von ihren Smartphones kein haptisches Feedback gewohnt, sodass dies auch im industriellen Umfeld absolut akzeptiert ist. Alternative Möglichkeiten für ein Feedback wie Summer oder eine größere Änderung am Bildschirm sind nach wie vor State of the Art.«
Laut Sosnowsky nimmt hingegen das Interesse der Kunden in Bezug auf haptische Rückmeldung von Touchscreens spürbar zu: »Es gibt eine Vielzahl von Technologien, die abhängig vom Anwendungsfall einzusetzen ist. Wir verfolgen verschiedene Ansätze, die von der aktuellen Applikation abhängig sind.« Dementsprechend plant Hy-Line für 2020 unter dem Thema HMI 5.0, neue Bedientechnologien, darunter 3D-Touch, haptisches Feedback, moderner IR-Touch, Integration der Sprachsteuerung zu entwickeln.
»Im industriellen Umfeld erweist sich ein Touchscreen ohne Rückmeldung oft als ungeeignet«, führt Schill an. »Zur Steuerung von Maschinen ist eine deutliche Reaktion erforderlich und ein versehentliches Betätigen kann zu Schäden führen. Deswegen findet man heute noch viele HMIs mit Anzeigendisplays und diskreten Schaltern. Um diese durch ein Touch Display zu ersetzen, ist eine haptische Rückmeldung erforderlich.« Kyocera entwickelt dazu die patentierte Simulationstechnik „Haptivity“ – ein haptisches Feedback auf Piezo-Basis, das realistische Tastenklicks erzeugt.