Großformatige Displays liegen im industriellen Umfeld weiterhin im Trend. Bei flexiblen Displays scheiden sich die Geister der Experten. Dafür erobert die IPS-Technologie zunehmend die Industrie.
»Die IPS-Technologie, bekannt aus dem iPhone, scheint jetzt auch bei den industriellen TFT-Glas-Produzenten anzukommen«, so Michael Hußmann, Geschäftsführer von Display Elektronik. »Wir bieten diese Technologie mittlerweile in fast allen gängigen Industrieformaten an. Der bessere Blickwinkel ist für viele Neuanwendungen durchaus interessant. Formfaktor und Auflösung bleiben sehr oft erhalten, sodass man diese Displays durchaus auch als Ersatz für existierende Anwendungen verwenden kann.«
Auch bei Electronic Assembly sieht man die Vorteile der Technologie. Im kommenden Jahr will das Unternehmen IPS in seine Kompakt-Displays migrieren, »um die Farbtreue und den Blickwinkel weiter zu erhöhen«, erklärt Ralph Tischer, Head of Research and Development bei Electronic Assembly. Die neuen Displays mit 2,0“ bis zu 4,3“ in IPS bietet der Hersteller mit einer hohen Pixeldichte mit »quasi unsichtbaren Pixeln bzw. Blickwinkeln von über 320°« an. In Kombination mit einem Touchpanel und einer USB-Schnittstelle sind die Displays auch als komplette Bedieneinheit für Home-Control-Anwendungen und Gerätesteuerungen verfügbar. »Im einfachsten Fall als simpler Schalter oder Regler mit Ist- und Sollwert-Anzeige«, so der Experte.
Dass der Trend zu großformatigen Displays weiter anhält, bestätigt Distec-Geschäftsführer Matthias Keller: »Beginnend bei den großen Diagonalen, kommt auch 4K2K mehr und mehr in der Industrie an.« Das hochauflösende, digitale Videoformat hat ungefähr viermal so viele Pixel wie Full HD und damit eine Auflösung von ungefähr 4000×2000 Bildpunkten. Einen Fokus legt Distec auf Sonderformate: Noch in diesem Jahr wird das Unternehmen erste runde Monitore in Serie auf den Markt bringen, die einfach zu integrieren und anzusteuern sind. »Die Ansteuerung erfolgt über HDMI, der Touch wird über USB angebunden. So können Kunden beispielsweise einfach einen Raspberry Pi anschließen und direkt loslegen. Die Integration erfolgt über einen Einbaurahmen, den wir ebenfalls anbieten.«
Skeptisch ist Keller bei flexiblen Displays in der Industrie. »Dauerhaft flexible Displays scheitern in industriellen Anwendungen an der Robustheit. Die Oberfläche aus kratzempfindlichem Kunststoff ist für den professionellen Einsatz nicht geeignet. Displays hingegen, die einmalig in Form gebogen werden („curved“) und dann mit ebenfalls gebogenem Schutzglas – auch mit Touch – versehen sind, gibt es bereits jetzt in Serie.«
Analog Keller beobachtet auch Eberhard Schill, Manager Marketing & Distribution bei Kyocera, eine erhöhte Anfrage vor allem bei helleren Displays mit höherer Auflösung im Wide-Format zwischen 7“ und 15“. »Dieser Trend wird sich fortsetzen«, ist sich der Experte sicher. Flexible Displays sind für ihn aus zwei Gründen interessant: »Zum einen für Design, speziell auch ergonomisches Design, zum anderen für portable Anwendungen. Ein großes Display auf kleinstem Raum zu transportieren ist die Zielvorstellung. Beides ist für Consumer und Industrie von Vorteil. Wobei der Consumer-Markt auf Grund der Stückzahlen das treibende Element ist.«
Für Rudolf Sosnowsky hingegen, CTO von Hy-Line, sind Vorteile von flexiblen Displays in industriellen Anwendungen bislang nicht erkennbar: »Im Consumer-Markt ja, in der Industrie höchstens in Nischen, zum Beispiel Digital Signage.« Seiner Ansicht nach bewegen sich die Trends neben steigenden Diagonalen und Auflösungen vor allem in einer Zunahme von Sonderformaten für Nischenanwendungen bei traditionellen Displayherstellern. Dazu zählen Stretch-Displays – jetzt auch als Originalmaske hergestellt, nicht geschnitten – sowie quadratische und runde Displays. »Die Technologien gehen über das traditionelle transmissive TFT hinaus: transparent und reflektive Displays oder super-stromsparende Displays für Anwendungen in batteriebetriebenen Geräten. Neue Halbleiter-Technologien, zum Beispiel IGZO, bieten neue technologische Möglichkeiten wie hohe Refreshraten, große Diagonalen und hohe Auflösungen bis über 8K/32 MP hinaus.«
Auch bei Electronic Assembly stehen flexible Displays noch nicht im Fokus: »Über flexible Displays sprechen wir schon seit der Jahrtausendwende. Und obwohl 3D-Drucker und CAD-Programme zum Modellieren von Freiformflächen längst verfügbar sind, erreichen uns überraschend wenige Anfragen nach flexiblen Displays«, so Tischer. Aufgrund des Überangebotes am Markt gewinnt aus seiner Sicht die Qualität wieder mehr an Bedeutung. »Damit ist nicht nur die Grundhelligkeit oder der Blickwinkel eines Displays gemeint. Es geht vielmehr um die generelle Verlässlichkeit in der Zuliefererkette, weit über das Display hinaus.« Einige Kunden seien aus diesem Grund bereits wieder zurück von ihren Einkäufen direkt in Asien. Auch Themen wie Langzeitverfügbarkeit, technische Kompetenz und After-Sales Service stehen ihm zufolge wieder mehr im Fokus.