Chinesische Firmen dominieren zusehends den Display-Markt. Kann ein deutscher Display-Hersteller gegenüber dem asiatischen Wettbewerb standhalten?
Diese Frage hören wir auch sehr oft von unseren Aktionären. Ja, davon sind wir weiterhin fest überzeugt und wir schaffen es auch, wie unsere Zahlen belegen. Kunden werden immer anspruchsvoller und wollen immer mehr technologische Beratung rund um das Thema Display. Das liefert Data Modul vor allem ihren europäischen Kunden in der gleichen Zeitzone und in entsprechender Qualität, wie wir das von „Made in Germany“ kennen. Und das unterscheidet uns von asiatischen Herstellern, die – sofern sie keine deutsche Niederlassung haben – aus Asien heraus diesen Support liefern müssen. Viele Kunden entscheiden sich für Data Modul, weil wir die Unterstützung vor Ort bieten. Deshalb fürchten wir uns nicht vor der asiatischen Konkurrenz. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch nach China blicken, und das nicht nur wegen der Wettbewerbssituation. Wir möchten unsere deutschen Kunden, die in China eine Fabrik haben, aus einer Hand beraten und begleiten. Außerdem ist der chinesische Markt an sich sehr interessant, denn hier spielen sich die Trends zuerst ab und man muss vor Ort sein, um diese Trends schnellstmöglich mitzubekommen.
Inwiefern sehen Sie Probleme mit der aktuellen Handelssituation zwischen USA und China?
Natürlich beschäftigt uns auch der Handelskonflikt zwischen China und den USA. Das Thema hat uns schon im letzten Jahr getroffen, denn auch Displays waren mit 25 Prozent Strafzoll belegt. Zum großen Teil konnten wir das an unsere Kunden weitergeben, aber die Kosten trägt letztendlich der Endkunde in den USA.
In China ist die Displaybranche als Teil des Fünfjahresplans eine der förderungswürdigen Branchen. Inwiefern könnte dieser Aspekt für die Branche eine Rolle spielen?
Die chinesische Regierung hat im Zuge des Fünfjahresplans große Hersteller aus dem Nichts erschaffen und subventioniert sie mit neuen Fabriken. Zwar sind diese Gen-10-Fabriken insbesondere auf die Konsumelektronik ausgelegt, allerdings sind dadurch die Fabriken der Gen-6, Gen-7 und Gen-8 frei für Hersteller industrieller TFTs. Und hier bestehen wahnsinnige Kapazitäten, weil diese Fabriken deutlich schneller sind als die alten. Und das ist einer der Gründe, warum es 2019 voraussichtlich ein Überangebot an Displays geben wird – was aber auch wieder von Vorteil sein kann, denn dadurch könnten auf der Einkaufsseite die Preise unter Druck geraten.
Neben USA und China: Welche Regionen spielen für Data Modul noch eine Rolle?
Durch den neuen Fertigungsstandort in Polen ist zum einen natürlich Osteuropa sehr interessant, genauso wie Skandinavien.
Welche Branchen sind für Sie die Umsatzbringer und wollen Sie in neuen Branchen Fuß fassen?
Die wichtigste Branche ist für uns aktuell immer noch der deutsche Maschinenbau. In der Medizin und Avionics wollen wir in Zukunft deutlich wachsen. Auch im Thema Automotive sehen wir großes Wachstumspotenzial. Zwar sind wir in diesem Bereich im Moment weniger vertreten, aber ich denke, dass wir auch hier ein verlässlicher Partner sowohl für Displayhersteller als auch die Tier-1-Lieferanten der Automobilhersteller sein werden. Denn trotz der Dieselkrise ist Automotive immer noch ein Riesenmarkt für Display-Hersteller. Diese brauchen aber auch einen lokalen Partner. Und hier sehen wir unsere Möglichkeit, auch ein Stück vom Kuchen abzubekommen.
Aber ist Data Modul nicht selbst Displayhersteller? Wie genau positionieren Sie sich denn – als Distributor oder Hersteller?
Ich würde uns mittlerweile als einen Display-Integrator bezeichnen. Zum einen wollen wir natürlich weiterhin Technologiepartner für unsere Kunden sein und ihn rund um Displays beraten. Das tun wir zum einen in Form von reinem Distributionsumsatz und als Systemlieferant. Bisher ist es so, dass auch hier die Hälfte des Umsatzes reine Distribution ist. Wir wollen natürlich auch in Zukunft Distribution weitermachen, schon deswegen, weil uns hier die finanzielle Stärke von Data Modul von Vorteil sein wird. Wir haben über 70 Prozent Eigenkapitalquote und nahezu keine Bankverbindlichkeiten, sodass wir dem preisintensiven Wettbewerb durchaus positiv gegenüberstehen.
Wo besteht, strategisch gesehen, noch Handlungsbedarf bei Data Modul?
Strategisch gesehen ist bei Data Modul die Plattform geschaffen für weiteres Wachstum. Aber bei der rasanten Entwicklung der letzten vier Jahre sind immer auch mal Prozesse und interne Abläufe nicht mitgewachsen, wie das bei schnell wachsenden Unternehmen nun einmal der Fall ist. Deswegen müssen wir jetzt innehalten und im Jahr 2019 vielleicht auch ein bisschen konsolidieren hinsichtlich der Abläufe, unserer Aufstellung und organisatorischer Performance. Als Systemanbieter profitieren wir davon, die Hausaufgaben der letzten beiden Jahre ordentlich erledigt zu haben.