Bleibt noch das Foundry-Geschäft. Steht es zur Disposition?
Keinesfalls. Es ist sehr profitabel und trägt im einstelligen Bereich zum Umsatz bei, so soll es bleiben. Das Foundry-Geschäft wird also ungefähr in dem Maße wachsen wie ams insgesamt. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass wir darüber auch interessante Firmen kennenlernen. TAOS war ein sehr guter Foundry-Partner von uns, so haben sich beide Firmen kennen und schätzen gelernt. Schließlich haben wir im guten Einvernehmen TAOS übernommen – im Rückblick ein wesentlicher Schritt für den Erfolg der heutigen ams.
Umwelt-, Image- und optische Sensoren plus Audio
Auf welche Sensorsysteme will sich ams künftig spezialisieren?
Wir fokussieren uns auf vier Bereiche: optische Sensoren, Image-Sensoren, Audio-Produkte und Umweltsensoren. Mit diesen vier Kernprodukten zielen wir auf viele verschiedene Marktsegmente ab, von Automotive über Medizintechnik bis zur Industrie und den Consumer-Markt.
Im Bereich der optischen und der Image-Sensoren sehen Sie ams jetzt in führender Position. Wie steht es um die Sektoren Audio- und Umweltsensoren?
Auf dem Gebiet der Gassensoren, die wir zu den Umweltsensoren rechnen, sehe ich ams bereits in einer sehr starken Position. Hier hatten wir 2014 mit AppliedSensor eine kleinere Firma in Reutlingen zugekauft, die eine wesentliche Entwicklung durchgeführt hatte: Eines der für die Funktion von Gassensoren entscheidenden Elemente ist eine besondere Paste, die auf den Sensor aufgetragen wird. Bei Erwärmung detektiert sie das gewünschte Gas. Die Herausforderung liegt darin, dass dieses Material über mindestens zehn Jahre sehr gleichmäßig detektieren kann. Genau so eine Paste zu entwickeln, ist Applied Sensor gelungen.
Über Cambridge CMOS Sensors (CCMOSS), den zweiten Zukauf auf diesem Gebiet, haben wir uns Zugang zu einer besonderen Micro-Hot-Plate-Technik verschafft. Sie liefert sehr genaue Ergebnisse. Die Hot-Plate ist sehr klein und kostengünstig. Außerdem lässt sich ihre Fertigung gut in den CMOS-Prozess integrieren, was sie ebenfalls kostengünstig macht. Für die Praxis ist zudem sehr wichtig, dass die Hot-Plate wenig Energie aufnimmt, denn sie kann sehr schnell auf die Messtemperatur von 600 °C hochgefahren und nach der kurze Messzeit wieder heruntergefahren werden. Insgesamt können wir damit kostengünstige Produkte für den Consumer-Markt entwickeln. Allein über diesen Zukauf haben wir unseren erreichbaren Markt verdoppelt.
Wie hoch schätzen Sie das Wachstumspotenzial für Gassensoren ein?
Wir sehen ein riesiges Potenzial für Gassensoren, weil sich ihnen ein weites Anwendungsfeld öffnet. In China beispielsweise gibt es große Nachfragte nach Geräten, die die Luftqualität messen. Unsere Sensoren lassen sich einfach in Mobiltelefone integrieren, so dass sie sich für die Messung der Luftqualität einsetzen lassen.
Wie passen die Audio-Produkte als vierter Sensor-Schwerpunkt in dieses Spektrum?
Bei der aktiven Noise-Cancelation handelt es sich ja auch um Sensorik. Und über Ultraschallsensoren können wir Gestenerkennung realisieren. Ultraschallsensoren finden auch im Flow-Metering Einsatz. Dieser Markt nimmt jetzt allmählich Fahrt auf, intelligente Flow-Meter sind meiner Meinung nach noch wichtiger als die die intelligenten Stromzähler. Wasser etwa ist ein sehr kostbares Gut. Die ultraschallbasierten Flow-Meter erlauben es, den Wasserverbrauch bis auf einen halben Liter genau zu messen. Damit kann ein tropfender Wasserhahn erkannt werden. Und die Versorger können mit diesen Zählern viel genauer abrechnen als bisher.