Para-Medizin

26. Oktober 2012, 15:01 Uhr | Marcel Consée

Der Definition nach ist »Medizintechnik« die Anwendung von ingenieurwissenschaftlichen Prinzipien und Regeln auf das Gebiet der Medizin. So weit, so gut. Fasst man »ingenieurwissenschaftlich« etwas weiter, wären die Versuche des »Instituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaften« der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder, die Homöopathie zu erklären, durchaus in diesem Rahmen zu betrachten. Doch es hat sicherlich Gründe, dass die Aktivitäten dieses Instituts jener Hochschule ihren bekannten Beinamen »Hogwarts an der Oder« einbrachten.

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Der Leiter des Instituts, Professor Harald Walach, bekam am 19. Oktober die Auszeichnung »Das Goldene Brett vorm Kopf 2012« verliehen.

Walach, dessen Stiftungsprofessur die Homöopathie-Industrie finanziert, beantwortet nicht einmal die Frage, ob es denn an der Homöopathie überhaupt etwas zu erklären gibt, schließlich wurde noch nie auch nur ein einziger belastbarer Wirksamkeitsnachweis  über den Placebo-Effekt hinaus erbracht. Um also die Wirkungsweise einer nicht wirksamen Therapie zu erklären, erfand er die sogenannte »schwache Quantentheorie«, wobei die Frage ist, ob ein gelernter klinischer Psychologe dafür wirklich die besten Voraussetzungen hat. Wer als Physiker die echten Quantentheorien durchdrungen hat, findet auch in dieser »Theorie«, die eigentlich mit viel gutem Willen höchstens eine Hypothese ist, wieder nichts wissenschaftlich haltbares. Man beschreibt also die Nicht-Wirkungsweise einer Therapieform, die auf Nichts (»Potenzierung«) basiert, mit Nichts. Von daher ist das »Goldene Brett«, das die österreichische »Gesellschaft für Kritisches Denken« seit 2011 auslobt, zweifellos verdient.

Bedenkenswert ist allerdings, dass es sich bei der Parawissenschaft Homöopathie um ein Multimillionen-Geschäft handelt. Möglicherweise haben also die vielen Gläubigen dieser Disziplin die Bretter vor den Köpfen, während das Gold an andere geht.

Nicht nach Hogwarts an der Oder sondern nach Düsseldorf am Rhein geht es im November: Die Compamed 2012 lockt, und hier finden Sie eine Auswahl der Aussteller-Highlights.


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