Patienten mit Typ-2-Diabetes profitieren bei einem Spitalaufenthalt von einer künstlichen Bauchspeicheldrüse. Die von einem Algorithmus gesteuerte Insulinabgabe führte im Vergleich zur herkömmlichen Insulintherapie zu einer deutlich besseren Blutzuckereinstellung, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Rund ein Fünftel der hospitalisierten Patientinnen und Patienten leiden an einer diabetischen Stoffwechsellage, eine durch die Zuckerkrankheit gekennzeichnete Stoffwechselsituation mit dauerhaft erhöhtem Blutzuckerspiegel. Die Einstellung des Blutzuckers ist eine grosse Herausforderung: akute Krankheit, Änderungen in der Ernährung, Einnahme von Medikamenten und medizinische Behandlungen führen zu raschen Änderungen des Insulinbedarfs und zu Schwankungen des Blutzuckers. Eine stabile Blutzuckereinstellung ist jedoch eine wichtige Voraussetzung für eine optimale Genesung und Vermeidung von Komplikationen.
In Zusammenarbeit mit der Universität Cambridge und im Rahmen des neu gegründeten Diabetes Center Berne erforschte die Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin und Metabolismus zusammen mit anderen Kliniken des Inselspitals Bern, inwiefern die künstliche Bauchspeicheldrüse – fachsprachlich das künstliche Pankreas genannt – das Diabetesmanagement im Spital verbessern kann.
»Das künstliche Pankreas hat sich in unserer Studie bewährt«, so Studienärztin Dr. med. Lia Bally. Im Vergleich zur herkömmlichen Therapie hätten Patientinnen und Patienten fast viermal öfter einen idealen Blutzuckerwert aufgewiesen. Werte oberhalb des Zielbereichs wurden um ein Viertel reduziert und der Blutzuckerverlauf zeigte signifikant weniger Schwankungen. »Der grosse Vorteil des künstlichen Pankreas liegt in der prompten Reaktion auf einen veränderten Insulinbedarf.«
Praktikabel, wirksam und sicher
Insgesamt wurden 136 stationäre Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes in Bern und Cambridge rekrutiert. Nach dem Zufallsprinzip erhielten die Studienteilnehmenden entweder die herkömmliche Therapie mit manuellem Nachmessen und Insulininjektionen oder die Blutzuckereinstellung erfolgte mit dem künstlichen Pankreas. Das künstliche Pankreas (Closed-loop-System) besteht aus einem kontinuierlichen Glukosesensor, einer Insulinpumpe und einem Kontrollalgorithmus, der die Insulinabgabe je nach Blutzuckerwert bedarfsgerecht reguliert. Das System kann innert 15 Minuten installiert werden und übernimmt die Blutzuckereinstellung autonom.
Das künstliche Pankreas erwies sich als wirksam, praktikabel und sicher im Spital einsetzbar: Die Blutzuckereinstellung der hospitalisierten Patientinnen und Patienten verbesserte sich im Vergleich zur herkömmlichen Insulintherapie signifikant, mit vergleichbaren Insulinmengen und ohne Auftreten vermehrter Unterzuckerungen. 98 Prozent der Patientinnen und Patienten waren mit der Blutzuckerregulation über das künstliche Pankreas zufrieden. (me)