Automatisierte Analytik

Kenn den Keim

15. April 2016, 10:36 Uhr | Marcel Consée
Die neue vollautomatisierte Laborstraße für Patienten-Screening und mikrobiologische Diagnostik am Universitätsklinikum Heidelberg.
© Universitätsklinikum Heidelberg

Ist ein neu aufgenommener Patient Träger von potentiell gefährlichen Bakterien? Welche Keime überschwemmen den Körper bei einer Sepsis? Sind diese resistent gegen die gängigen Antibiotika? Mit welchen Erregern ist eine Wunde infiziert? Diese Kernfragen sollen schneller beantwortet werden können.

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Gemeinsam mit dem regionalen Partner, dem Medizintechnologieunternehmen BD, hat das Universitätsklinikum Heidelberg am 14. April 2016 eine vollautomatisierte Laborstraße für Patienten-Screening und mikrobiologische Diagnostik feierlich eröffnet. Die Inbetriebnahme der Anlage - eine Premiere an einer deutschen Universitätsklinik - gibt außerdem den Startschuss für eine Studie, in der untersucht wird, inwieweit die Automatisierung dazu beitragen kann, die Verbreitung von Keimen in der Klinik zu vermeiden und den Umgang mit Antibiotikaresistenzen zu verbessern. Beides sind zentrale Herausforderungen für Versorgungseinrichtungen im deutschen Gesundheitswesen.

Die Laborstraße »BD Kiestra TLA« (Total Lab Automation) in der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene unter Leitung von Professor Dr. Klaus Heeg umfasst miteinander verbundene, vollautomatisierte Apparate und Vorrichtungen, um Bakterienkulturen aus Patientenproben anzulegen und zu sortieren, elektronische Bilder aufzunehmen und zu verarbeiten sowie die Kulturschalen zu den angeschlossenen Arbeitsplätzen und weiteren diagnostischen Geräten (z.B. Massenspektrometer) zu transportieren. Deutschlandweit sind bisher vier vergleichbare Systeme bei privaten Anbietern für mikrobiologische Diagnostik in Betrieb. Die automatisierte Laborstraße hat einen Wert von rund 3 Millionen Euro.

»Mit Inbetriebnahme der neuen Laborstraße wollen wir zeigen, dass man auch an einem Universitätsklinikum mikrobiologische Diagnostik effizient, schnell und kostengünstig anbieten kann«, erklärte die Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg Irmtraut Gürkan. »Bei unklarer Diagnose werden Patienten isoliert, was Belastungen im Stationsablauf und Kapazitätseinschränkungen bedeutet. Eine schnelle Diagnose ist daher immer auch wirtschaftlich. Die enorm gestiegene Zahl von Laboranforderungen wäre im Übrigen ohne die Automation nur mit Hilfe von Personalaufwuchs zu bewältigen.«

Mikrobiologische Diagnostik auf dem Medizin-Campus hat entscheidende Vorteile: Gerade bei kritischen Infektionen wie einer Sepsis profitieren die Patienten davon, dass die Infektiologen schnell erreichbar sind und die behandelnden Ärzte hinsichtlich der passenden Antibiotika-Therapie vor Ort beraten können. Von einer möglichst schnellen und präzisen Diagnose hängt es auch ab, ob eine Ausbreitung resistenter Keime auf den Stationen verhindert werden kann. »Mit den verfügbaren und praktikablen Methoden sowie der üblichen zeitlichen Taktung im Krankenhausbetrieb lässt sich die mikrobiologische Diagnostik derzeit nicht weiter beschleunigen. Das können wir nur durch eine Automatisierung erreichen«, sagte Professor Heeg. »Wir freuen uns, dass wir mit BD einen versierten Partner für alle technologischen Fragestellungen gefunden haben.« In den nächsten Jahren soll die Automatisierung sukzessive auf die verschiedenen Arbeitsschritte und Diagnoseverfahren ausgeweitet werden. Ziel ist es, rund 26 Stunden nach Probeneingang ein Ergebnis liefern zu können, bisher vergehen zwischen 48 und 72 Stunden bis die Erreger identifiziert und mögliche Resistenzen ausgetestet sind.

»Die schnelle und zuverlässige Diagnostik von Infektionskrankheiten ist ein entscheidender Faktor für die Sicherheit von Patienten und den wirtschaftlichen Erfolg von Krankenhäusern. Unsere Laborvollautomationsanlagen leisten dazu einen wesentlichen Beitrag. Wir freuen uns, dass wir mit der Elite Universität Heidelberg einen zuverlässigen und kompetenten Partner gewonnen haben. Das hat Modellcharakter für universitäre Mikrobiologielabore«, sagte Silvia Hardenbol, Business Director Central Europe, BD Life Science, Diagnostic Systems.


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