Sensorik

Computer für den Hund

7. Juli 2014, 14:11 Uhr | Marcel Consée

Speziell ausgebildete Hunde scheinen in der Lage zu sein, Krebszellen zu erschnüffeln. Mit Computerunterstützung sollen die Ergebnisse nun genauer werden.

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Der Prototyp für eine neue Technologie, die speziell ausgebildeten Hunden hilft, verräterische Anzeichen von Krebs in biologischen Proben zu erschnuppern, wurde jetzt von der britischen Open University (OU) auf der Sommer-Ausstellung 2014 an der Royal Society in London präsentiert. Die Forschungsgruppe unter Leitung von Dr. Clara Mancini am Animal-Computer-Interaction-Labor (ACI) am OU-Hauptsitz in Milton Keynes, arbeitete bei dem Projekt mit dem englischen Verein für Krebssuchhunde (Medical Detection Dogs) zusammen. Sie entwickelte eine technische Einrichtung, die es dem Hund ermöglicht zu kommunizieren, ob Krebszellen in einer biologischen Probe vorhanden sind. Das Verfahren nutzt den ausgeprägt sensiblen Geruchssinn des Hundes, der beim Aufspüren von Spuren flüchtiger Verbindungen von Krebszellen wesentlich ausgeprägter ist als beim Menschen.

Krebssuchhunde nutzen in der Regel dazu eine Vorrichtung mit einer Probe, die auf einer Metallplatte installiert ist. Entdeckt der Hund Krebszellen, zeigt er es seinem Betreuer an, beispielsweise indem er sich hinsetzt. Das ACI-Labor hat nun ein Gerät entwickelt, in dem ein spezielles Druckkissen eingebettet wird, welches die Ausprägung des Drucks der Schnauze misst, während der Hund schnuppert. Die Metall-Vorrichtung ist mit einem Computer verbunden und misst die Ausprägung, die der Hund beim Aufspüren von Krebszellen anzeigt. Im Verlauf können diese Daten analysiert werden, um dabei auch unterschiedliche Hundepersönlichkeiten zu berücksichtigen (beispielsweise, ob das Tier eher eifrig oder nervös reagiert und mit welchem Druck es das Kissen berührt). Das technische Hilfsmittel wird für eine Reihe von Krebsarten getestet. Die Forscher hoffen, dass es zur genaueren Früherkennung beitragen kann beispielsweise beim Prostatakrebs und später vielleicht die derzeitigen invasiven und recht unzuverlässigen Erkennungsmöglichkeiten ersetzen kann.

Das OU-ACI-Team führt weltweit ein führendes systematisches Forschungsprogramm durch, um in anwendungsorientierter Forschung computergestützte Technologien zu entwickeln, die mit Hunden und anderen Tieren eingesetzt werden. Das Team hat bereits eine Reihe von Prototypen hundegerechter Werkzeuge für Begleithunde entwickelt, beispielsweise spezielle pfoten- und nasengerechte Schalter für Türen, Lichtquellen und Notrufe. Denn die meisten Werkzeuge sind mit Knöpfen und Griffen für den Gebrauch durch menschliche Hände und nicht für Hundepfoten oder -nasen bestimmt. Zu den anderen in der Entwicklung befindlichen Hilfsmitteln zählt der neue Diabetes-Alarm, der es einem ausgebildeten Diabetes-Assistenzhund ermöglicht, Hilfe anzufordern, wenn sein menschlicher Partner eine Unterzuckerung erleidet.


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