Das hatte schon bisher hinter der Einkaufspolitik von SiRF und CSR gestanden. SiRF war über die letzten Jahre ein recht aktiver Einkäufer. Die wichtigste Übernahme war im Juli 2007 Centrally. Das war zwar eine finanzielle Kraftanstrengung, vom technischen Standpunkt aus war die Übernahme aber erfolgreich: Das Geschäft mit den Atlas-Chips läuft gut. Vergangenes Jahr hatte SiRF die Atlas-4-Generation vorgestellt, die Roadmap für Atlas-5 steht. Diese Chips sind für den Low-End-bis Midrange-Bereich vorgesehen. Ohne das Know-how von Centrally hätte SiRF diese hochkomplexen SoCs nicht entwickeln können. Das gleiche gilt für die Titan-Familie, mit der Centrally auf den mittleren Bereich bis zum High-End abzielte. SiRF hat die Familie allerdings umgetauft, die nächste Generation heißt statt »Titan 2« nun »Prima«, »Prima 2« ist in Entwicklung.
Als Flop hatte sich dagegen die Übernahme der indischen Bluetooth-Firma Impulsoft herausgestellt, auch der Kauf der schwedischen Kiesel Electronics endete damit, dass die Aktivitäten aufgelöst wurden. Aus dem Einstieg in Mobil TV vor vier Jahren ist ebenfalls nichts geworden.
Auch CSR war schon zuvor auf Einkaufstour und hatte vor drei Jahren Nordnav, Entwickler von Software-Empfängern, und Cambridge Positioning übernommen. Die Einkaufstouren beider Unternehmen zeigen, dass die Erkenntnis, mit GPS alleine nicht länger wettbewerbsfähig zu sein, schon länger reifte. Den Ausschlag für die Übernahme von SiRF durch CSR dürfte die Entscheidung Nokias gegeben haben, künftig auf Broadcom zu setzen.
Wie wird die Übernahme von SiRF wohl ausgehen? Selbstverständlich zeigte sich Dr. Jeffery Torrance, VP Strategy and Partnerships von CSR, in einem Interview mit Markt&Technik außerordentlich optimistisch. CSR als die Nummer 1 im Bluetooth-Markt und SiRF als die Nummer 1 im GPS-Chip-Markt passten sehr gut zusammen. Hätten Wettbewerber von SiRF auch gepasst? »Nein, die Kunden erwarten, dass die führenden Unternehmen in ihren jeweiligen Bereichen zusammenarbeiten, die Nummer 3 wäre nicht in Frage gekommen«, antwortet Torrance. Das ist verständlich: Bluetooth mal eben so nebenbei zu machen, dürfte schwierig sein, wie SiRFs Abenteuer mit Impuls Soft gezeigt hat, umgekehrt dürfte dasselbe gelten.
Die im Rahmen einer so genannten Class 1 Transaction ablaufende Übernahme – diese Prozedur wird sich drei Monate hinziehen – läuft über einen Aktientausch ab, der rund 136 Mio. Dollar wert ist. Damit hat CSR SiRF recht günstig erworben. Außerdem gedenkt CSR aufgrund von Synergieeffekten rund 35 Mio. Dollar pro Jahr einsparen zu können, Einsparungen, die bereits 60 Tage nach Abschluss des Geschäfts eintreten würden. Das dürfte ebenfalls zur guten Laune von Torrance beitragen. Was er aber für wichtiger hält: »Die Kulturen beider Unternehmen passen sehr gut zusammen, beide besitzen noch die Start-up-Mentalität.«