Siemens und LO3 Energy

»Blockchain ist Chance, nicht Gefahr für Energieunternehmen!«

9. Januar 2017, 15:10 Uhr | Heinz Arnold
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Werden klassische Versorger überflüssig?

Eine Photovoltaikanlage, die im Blockchainprojekt in Brooklyn eingebunden ist.
Eine Photovoltaikanlage, die im Blockchainprojekt in Brooklyn eingebunden ist.
© Siemens

Ist ein Energieversorger wie Con Edison überhaupt an dem Aufbau von Microgrids interessiert?

Sowohl die Stadt New York als auch der Bundesstaat wollen mit dem Programm »Reforming the Energy Vision« unter anderem die Widerstandsfähigkeit der lokalen Energieversorgung gegenüber unwetterbedingten Ausfällen sowie deren Effizienz erhöhen. Daran hat natürlich auch Con Edison Interesse und unterstützt entsprechende Projekte.

Warum erhöhen Microgrids die Widerstandsfähigkeit des Netzes gegenüber unvorhersehbaren Vorfällen wie Naturkatastrophen?

Microgrids mit Managementsystemen wie unserem Spectrum Power MGMS können durch die Nutzung einer Vielzahl verteilter Erzeuger und Energiespeicher, aber auch steuerbarer Lasten sowie der Ansteuerung von Schaltanlagen und Transformatoren einen Netzbereich auch bei Ausfall des übergeordneten Versorgungsnetzes als Insel weiter betreiben. Somit bieten sie ideale Voraussetzung zur Erhöhung der Versorgungssicherheit – gerade in Zeiten zunehmender Extremwetterereignisse, in denen es häufiger zu Störungen zentraler Versorgunginfrastrukturen kommt.
 
LO3 setzt auf die Blockchain-Technologie, um Energie direkt zwischen den Teilnehmern handeln zu können. Werden dann die klassischen Versorger nicht überflüssig?

Wir erwarten, dass sich die Blockchain-Technologie in der Energiewelt eher evolutionär als revolutionär etabliert. Klassische Versorger werden durch die Peer-to-Peer-Handelsmöglichkeiten nicht überflüssig. Schließlich gilt es, in Energiesystemen jederzeit die Balance zwischen Angebot und Nachfrage zu halten. Dies wird voraussichtlich auf Dauer ein Markt für mehr oder weniger klassische Versorger bleiben, die sich aber natürlich weiter entwickeln müssen.
Um es klar zu sagen: Es ergeben sich aus unserer Sicht für etablierte Unternehmen eher Chancen durch neue Geschäftsmodelle. Diese werden in die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur und in der Vermarktung von Mehrwertdiensten für die Teilnehmer des Peer-to-Peer-Handels liegen.

Wie groß ist das Pilotprojekt in Brooklyn?

Das virtuelle Microgrid wird jetzt auf etwa 50 unterschiedliche Teilnehmer ausgebaut.

Das klingt zunächst einmal nicht sehr groß?

Der Name Brooklyn Microgrid deutet schon darauf hin, dass es über die Zeit noch deutlich vergrößert werden soll. Derzeit umfasst es die Gebiete Gowanus und Park Slope. Um die Funktionalität des Systems unter Beweis zu stellen, sowie der Akzeptanz bei Nutzern zu testen, sind 50 Teilnehmer ausreichend. Sollten sich die Rahmenbedingungen positiv entwickeln, könnten in drei bis fünf Jahren aber mehrere Tausend Teilnehmer eingebunden werden.

Wer sind die Teilnehmer?

Es sind klassische Erzeuger darunter, klassische Verbraucher und solche, die beides zur gleichen Zeit sind: sogenannte Prosumenten, die Photovoltaikanlagen haben, oder auch Batteriespeicher. Die Teilnehmer müssen alle untereinander kommunizieren können. Eingespeiste und bezogene Energie muss über Smart Meter erfasst werden.
Siemens unterstützt LO3 beim Aufbau der notwendigen Infrastruktur, um Haushalte, öffentliche Gebäude und Gewerbebetriebe in das virtuelle Microgrid einzubinden. Alle Teilnehmer bleiben mit dem Netz des lokalen Netzbetreibers verbunden.
Wenn alles installiert ist, lassen sich die Energieflüsse zwischen dem virtuellen Microgrid und dem Netz des Netzbetreibers erfassen und verrechnen. Bezugskosten und Einspeisevergütungen werden mit in die Preisbildung des virtuellen Microgrids einbezogen.
Das System wird grundsätzlich in der Lage sein, in einer späteren Ausbaustufe auch einen autarken Betrieb zu ermöglichen. Hierzu sind allerdings umfassende Abstimmungen mit den Behörden und dem Netzbetreiber erforderlich.


  1. »Blockchain ist Chance, nicht Gefahr für Energieunternehmen!«
  2. Werden klassische Versorger überflüssig?
  3. Blockchain: Die Spezialitäten für die Energiewelt

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