Welche Faktoren sind für die momentane Entwicklung verantwortlich?
Dass weniger junge Leute Elektrotechnik studieren als gebraucht werden, beobachten wir schon seit längerem mit Sorge. Mögliche Gründe dafür habe ich bereits beschrieben. Um eine Trendumkehr zu bewirken, wurden mit unserer Unterstützung verschiedene Aktionen gestartet. Dazu gehören z.B. die Initiativen »Think Ing.« des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall und »TectoYou« der Hannover-Messe. Der ZVEI hat Anfang 2007 seine Kampagne »superstudium. de« gestartet.
Damit wollen wir Jugendliche für eine technische Karriere begeistern und das Studium attraktiver machen. Mit der Kampagne »MINT – Zukunft schaffen«, die unter der Schirmherrschaft von Frau Dr. Merkel steht, wurde dann der Versuch unternommen, alle Tätigkeiten zu bündeln und bekannter zu machen. Der ZVEI unterstützt diese Initiative, wie er auch seine Mitglieder in ihren Bemühungen zur Nachwuchswerbung unterstützt. Das alles zusammen beginnt langsam Wirkung zu entfalten, aber wir dürfen natürlich nicht nachlassen.
Welche Gründe, einen ingenieurwissenschaftlichen Studiengang zu wählen, geben Studienanfänger bei Befragungen an?
Technikinteresse sowie Karrieremöglichkeiten in der Industrie oder auch Forschung spielen eine herausragende Rolle. Finanzielle Sicherheit und gute Chancen, nach einem Studium einen Arbeitsplatz zu bekommen, werden ebenfalls genannt. Ist einer der beiden Elternteile oder ein Verwandter oder Freund Ingenieur, wirkt sich das natürlich im Sinne eines positiven Rollenvorbilds ebenfalls auf die Wahl eines Studiums aus.
Könnte es sein, dass die im Vergleich zu Betriebswirten geringeren Aufstiegschancen junge Leute vom Ingenieursstudium abhalten? Wenn ja: Was könnte der ZVEI tun, um hier ein Umdenken zu bewirken?
Das ist wieder so ein Teil des Ingenieurbildes, das wir korrigieren müssen: Ingenieure nehmen in der Wirtschaft sogar häufig Führungspositionen ein**. Es ist wirklich zwingend nötig, zu erklären, welch breite und interessante Arbeitsfelder und Karrierechancen sich Ingenieuren und Ingenieurinnen bieten. Sie sind in allen Bereichen unserer Unternehmen zu finden, vom Management über Forschung und Entwicklung bis zum Vertrieb.
Welche Bedeutung hat die Schule, wenn es darum geht, Jugendlichen die Technik nahezubringen? Was kann sie konkret dafür tun?
Wir glauben, dass die Schule der wichtigste Schlüssel für mehr Ingenieure in der Zukunft ist. Die Jugendlichen müssen Spaß an naturwissenschaftlichen Fächern vermittelt bekommen. Deshalb brauchen wir gerade in diesen Fächern die besten Lehrer, und deshalb unterstützt die Industrie auch deren Aus- und Weiterbildung. So hat – um nur ein Beispiel zu nennen – unser Mitgliedsunternehmen Festo ein exzellentes Modell entwickelt, in dem Lehrer über anderthalb Jahre zu »Techniklehrern« ausgebildet werden. In Baden-Württemberg wird dieses Modell erfolgreich praktiziert.