Stellenanzeigen dienen der Selbstdarstellung des Arbeitgebers und geben den Bewerbern selten das Gefühl, tatsächlich umworben zu werden. Johanna Füllgraf, Leiterin der Personalmarketingagentur advalue media in Wiesbaden, erklärt, wie man es besser macht.
Flexibel, dynamisch, belastbar: Warum liest man in Stellenanzeigen eigentlich immer wieder dieselben Floskeln?
Der Mittelstand hat immer noch nicht verstanden, dass uns die Fachkräfte ausgehen. Es ist aber tatsächlich so: Schon heute müssen Arbeitgeber um gute Leute werben. Da genügt es nicht zu sagen: ‚Wir sind die Firma Meier, wir suchen einen Entwicklungsingenieur’. Der weiß im Zweifel nämlich nicht, wer die Firma Meier ist. Wenn dann noch das Anforderungsprofil lang und die angebotenen Leistungen kurz gehalten sind, dann stellt sich doch die Sinnfrage. Warum soll sich jemand dort bewerben, wo man ihm oder ihr offensichtlich wenig Wert beimisst?
Wie bringt man in einer Stellenanzeige Wertschätzung zum Ausdruck?
Klar aus dem Inserat - gleichgültig, ob Print oder Online - hervorgehen sollte die angebotene Win-Win-Beziehung: Das und das möchten wir von Dir, und dies und jenes bekommst Du dafür. Dabei geht es nicht nur um das Einkommen. Für engagierte Leute ist die Aufgabe an sich viel wichtiger. Sie müssen aus der Anzeige herauslesen können, worin der Job besteht und warum sie für den Arbeitgeber wichtig sind.
Und wie macht man das? Rein technisch gesehen: Soll der Unternehmer auf einem Foto einladend winken?
Nein, denn nicht das suchende Unternehmen, sondern die Aufgabe, die erzeugten Produkte und die Rolle, die der künftige Mitarbeiter dabei spielt, sollte im Vordergrund der Stellenanzeige stehen. Der Leser soll nach dem Lesen denken: Wow, das passt genau zu mir. Da bewerbe ich mich.
Das könnte ein und derselbe Leser dann bei vielen Stellenangeboten sagen, denn durch die Texte unterscheiden sie sich kaum.
Da haben Sie Recht. Ich glaube, dass es sich viele Anzeigengestalter zu leicht machen, wenig dabei denken und schlicht voneinander abschreiben. Es ist merkwürdig: Wenn sie zum Kunden gehen, dann stellen sie den Kundennutzen und ihre wunderbaren Produkte und Lösungen ins Zentrum und finden das völlig normal. Wenn es aber um Hochleistungsmitarbeiter geht, die heute genauso knapp und umworben sind wie Kundenaufträge, dann vergessen sie alles, was sie je über Marketing gehört haben.
Das Gespräch führte Christine Demmer