Corporate Volunteering
Viele Mitarbeiter machen sich in ihrer Freizeit für Anliegen des Gemeinwohls stark. Seit einigen Jahren schwappt das so genannte Corporate Volunteering als Subspezies des CSR aus dem ohnehin spendenfrohen Amerika nach Europa. Was getan und wer unterstützt wird, ist dabei für die meisten weit weniger wichtiger, als dass überhaupt etwas getan wird.
In dem einem Unternehmen setzt sich der Leiter Vertrieb für den Ausbau des örtlichen Kinderhospizes ein, im anderen stellt die Personalchefin einen Förderkreis für benachteiligte Jugendliche auf die Beine, der Einkaufsleiter eines dritten Betriebs spendiert Jahr für Jahr aus seinem versteuerten Privateinkommen einen Zuschuss für die Musikschule. Aber auf den Gedanken, mit solchen Musterbeispielen in der Belegschaft junge Leute vom sozialen Klima im Unternehmen zu überzeugen, kommen nicht viele Recruiter.
Dabei hätten sie unter Umständen ihre Geschäftsleitungen hinter sich. Denn von den Führungskräften darüber informiert oder von engagierten Mitarbeitern gezielt auf eine Beteiligung angesprochen, verweigern die wenigsten Firmen den erbetenen Obolus. Die Ergebnisse der Berliner Studie zeigen: Viele der befragten Unternehmen setzen Corporate Volunteering als Instrument im Rahmen ihrer CSR-Aktivitäten ein. Schon jetzt unterstützen mehr als 80 Prozent das Engagement ihrer Mitarbeiter, meist durch vergütete Freistellung, Sachmittel und Know-how.
Aber: Keine Studie ohne Gegenstudie. Einer Untersuchung der RWE Energy AG zufolge fühlt sich nur ein Drittel der Arbeitnehmer in die CSR-Aktivitäten der Unternehmen eingebunden. Lediglich 19 Prozent sehen sich bei ihrem eigenen Engagement direkt unterstützt. Fast der Hälfte der von RWE Befragten meint, ihr nebenberuflicher Einsatz sei dem Arbeitgeber schlicht egal. Neben dem Streben nach neuen Talenten liegt hier offenbar ein weiteres Feld brach.
In den USA dagegen ist ein Lebenslauf ohne Erwähnung des sozialen oder ehrenamtlichen Engagements fast undenkbar. In der Elfun Society, der vor 80 Jahren gegründeten Volunteering-Organisation von General Electric, sind heute fast 47000 Mitglieder registriert. Überhaupt versteht sich dort jeder Konzern, jede Bank und jede große Beratungsgesellschaft als »Corporate Citizen« und fördert vielfältige soziale und karitative Anliegen.
In Deutschland hat sich neben vielen anderen die Accenture-Stiftung die Förderung von Bildung und Entwicklungshilfe zur Aufgabe gemacht. In der Initiative »Miteinander im Team« von Henkel engagieren sich mehr als 4000 Mitarbeiter und Pensionäre. Und auch die Deutsche Bank fördert weltweit den freiwilligen Einsatz ihrer Mitarbeiter – im zurückliegenden Jahr mit 8,2 Millionen Euro. Hut ab – ein gutes Werk. Und angesichts der schwelenden Finanzkrise nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Der Employer Brand der Bank täte ihr momentan freilich sehr gut.