Genau hinschauen
Bei den von den Career Centern angebotenen Vorträgen und Kursen sollte man genau hinschauen, von wem sie veranstaltet und durchgeführt werden. Strukturvertriebe stellen dafür ebenso Mitarbeiter ab wie Zeitarbeitsfirmen und Ingenieursfirmen für das Projektmanagement. Weil sich manche Personalberater heute schon mit der Rekrutierung von Hochschulabsolventen für die Wirtschaft ein nettes Zubrot verdienen, stellen sie ihre Marktkenntnis gern kostenlos den höheren Bildungsstätten zur Verfügung.
Nach jedem Seminar über Bewerbung, Auslandsstudium und Berufseinstieg gehen in der Regel Namenslisten durch die Bänke. Tags darauf fischen sich die Headhunter hieraus fachlich passende Kandidaten für ihre Klienten heraus oder geben, auch das kommt vor, gleich die kompletten Listen weiter. Klug verhält sich hier, wer an die berüchtigten Kaffeefahrten denkt und den netten Ausflug mitmacht, ohne am Ende die überteuerte Heizdecke zu kaufen.
Offenkundig haben viele der hochschuleigenen Career Center noch nicht so recht entschieden, was sie eigentlich sein möchten: dienstleistungsorientierte Servicestellen für Studierende und Absolventen oder Mittler für den Arbeitsmarkt. Ersteres kostet die Hochschulen Geld, letzteres bringt ihnen unter Umständen noch welches ein. Beides aber nur in der kurzen Sicht. Im Career Center der amerikanischen Wharton University sind mehr als drei Dutzend Mitarbeiter tätig, am MIT in Boston fast die doppelte Anzahl. Statt starrer Öffnungszeiten erhalten die Studierenden individuelle Beratungstermine, durchaus sogar am Wochenende und in der Regel mit zwei Gesprächspartnern: einem Professor und einem Personalexperten für den jeweiligen Arbeitsmarkt. Diese Dienste werden gern in Anspruch genommen und festigen das Renommee der Hochschulen bei den Studierenden. Und gerade deshalb auch bei den Arbeitgebern.
Schwierige Entscheidungen auch für Professionals
Aber nicht nur für Studierende ist guter Rat zuweilen teuer. Auch Professionals mit drei, vier Jahren Berufserfahrung stehen häufig vor schwierigen Entscheidungssituationen. Nach wie vielen Berufsjahren in einem kleinen Unternehmen kann ich den Absprung zu einem Konzern wagen? Was erwartet mich dort? Und falls es mir nicht gefällt: Kann ich ohne Gesichtsverlust wieder zurück in einen kleinen Betrieb? Der geldwerte Tipp des Tages: Mit etwas Glück (jugendliches Aussehen!), Geduld (voll gepfropfte Terminkalender!) und nachhaltig gepflegten Beziehungen zur Alma Mater oder zu einem früheren Professor (Weihnachtsgruß!) kann man auch als »alter Hase« in den Career Centern der Hochschulen auf Beratung hoffen.
Fragen kostet nichts, und mehr als ein Obolus für das Kaffeekassensparschwein wird selten erwartet. Ansonsten muss der bereits im Arbeitsmarkt etablierte Ingenieur oder Techniker zum Teil tief in die Tasche greifen. Denn die von Personal- und Karriereberatern angebotene Dienstleistung ist nicht umsonst zu haben. Stundensätze von bis zu 150 Euro sind keine Seltenheit und ein happiges Salär, selbst wenn die Kosten, als Werbungskosten deklariert, von der Einkommensteuer abgesetzt werden können.