Was ist Ihr Rat an die Unternehmen?
Nutzen Sie die vorhandenen, gut ausgebildeten und hoch motivierten Potenziale – auch von Frauen! Modernisieren Sie Ihre Arbeitsmodelle, fangen Sie mit Werbung für Fachkräfte ruhig schon in der Schule an und denken Sie langfristig. Drehen Sie den Spieß ruhig auch mal um, machen Sie Vätern im Unternehmen Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wissen Sie als Arbeitgeber denn, wie viele Väter Sie beschäftigen? Eine von uns gerade durchgeführte Studie zeigt, dass auch junge Ingenieure sich familienfreundliche Arbeitszeiten wünschen. Fördern Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Leistung und Potenzial – und nach nichts anderem! So was spricht sich rum.
Glauben Sie, dass das neue Antidiskriminierungsgesetz sich positiv auf den Frauenanteil in unserer Branche auswirken wird? Bewusstseinswandel lässt sich nicht verordnen. Aber: Das Anpacken an vielen verschiedenen Ebenen – die Motivation der Mädchen, die Arbeitsmodelle in technischen Betrieben und für Führungskräfte, Work-life-Balance und auch Gesetze gegen ungerechtfertigte Ungleichbehandlungen – zeigen, dass es uns allen wichtig geworden ist, dass Menschen sich nur anhand von Fähigkeiten und Interessen beruflich entwickeln. Das AGG ist also nur ein Teil in einem Gesamtkonzept, was ich unter dem Gesichtspunkt »Chancengerechtigkeit« richtig finde. Hätten wir konsequent seit den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts an dem Problem gearbeitet, hätten wir heute sicher längst unsere 30 Prozent Frauen in der Elektrotechnik.
Das Gespräch führte Corinne Schindlbeck