Nach dem Studium der Elektrotechnik an einer dualen Hochschule war Leonie Kappenstein klar, dass der Schlüssel zur Energiewende in der Elektrifizierung steckt.
Seit 2017 arbeitet sie bei der MVV Enamic als Projektentwicklerin für Photovoltaik, Batteriespeicher und Elektromobilität und absolvierte berufsbegleitend ein Masterstudium mit Abschluss Master of Engineering Projektmanagement Bau.
»In der Fachrichtung Energietechnik habe ich das für die Energiewende nötige Wissen zur Erzeugung und Verteilung elektrischer Energie bekommen. Elektrische Energie kann durch Umwandlung vielseitig genutzt und gespeichert werden. Das betrifft nicht nur industrielle Prozesse und den Verbrauch im eigenen Zuhause, sondern sogar die Mobilität, auf die ein großer Anteil des Verbrauchs fossiler Energieträger und damit CO2-Ausstoß entfällt. Mit der Besonderheit des dualen Studiums hatte ich nicht nur das theoretische Pauken von Inhalten, sondern konnte in den Praxisphasen in verschiedenen Abteilungen und Tochterfirmen reinschnuppern. Da war dann tatsächlich auch vom Müllheiz- und Biomassekraftwerk über Biomethananlagen und der Planung von Stromverteilnetzen bei den MVV Netzen alles dabei.
Nach meinem dualen Studium arbeitete ich zunächst ein Jahr als Nachwuchskraft bei den MVV Netzen. Als die Stelle zum Projektenwickler zu vergeben war, sah ich hier meine Chance, in meinem Wunschbereich erneuerbarer Energie und alternativer Mobilität zu arbeiten. Durch meine Begeisterung für die Themen Photovoltaik, Elektromobilität und Speichersysteme konnte ich von mir überzeugen!
Die Aufgabe des Projektentwicklers bei der MVV Enamic ist die Planung, Kalkulation und das baubegleitendes Projektmanagement bis zur Abnahme der Anlage bei Gewerbekunden. Als MVV haben wir uns mit dem Mannheimer Modell als Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral und bis 2045 sogar klimapositiv zu sein. Damit übernehmen wir als Energieunternehmen eine Vorreiterrolle. Auch für unsere Kunden sind wir der Partner der Dekarbonisierung, so kann ich aktiv und ganz praktisch zur Minderung von Treibhausgasen beitragen.
Mein Arbeitsalltag ist vielseitig. Neben Phasen zur Erstellung von Konzepten und Kalkulationen gibt es Abstimmungsrunden mit Vertrieb, Assetmanagement und Ansprechpartnern der Industriekunden oder der Immobilienwirtschaft. Dazu kommen Termine außer Haus zur Aufnahme eines potenziellen Anlagenstandorts zusammen mit Fachpartnern und dem Kunden sowie für die Inbetrieb- und Abnahme von umgesetzten Konzepten. Da der Markt von Photovoltaikanlagen und Ladeinfrastruktur schnelllebig ist, hat unser Team einen gewissen Start-up-Charakter. Hier gilt es immer up to date zu bleiben und sich zu informieren, ob bereits neue Produkte entwickelt wurden, die auf dem Weg der Dekarbonisierung hilfreich sind.
Derzeit sind wir alle im Homeoffice, Termine finden digital statt, wo es nur geht. Da ist die Flexibilität dank Digitalisierung sehr groß. Unvermeidbar sind aber Detailaufnahmen beim Kunden, um die technischen Gegebenheiten vor Ort zu prüfen und ein perfekt abgestimmtes Konzept zu erstellen. Ebenso müssen Anlagen in Betrieb genommen und abgenommen werden. Da die MVV deutschlandweit aktiv ist, können hier Reisezeiten entstehen, die sich aber i.d.R. innerhalb eines Arbeitstags bewegen.
Mein Rat an junge Frauen: Lasst euch nicht von der Überzahl der Männer abschrecken! Ihr werdet dafür hauptsächlich Anerkennung statt Ablehnung erhalten. Die Frage, wie man sich als Frau in der Männerdomäne behaupten kann, wird euch aber immer wieder gestellt werden. Diese könnt ihr selbstbewusst beantworten: Mit Kompetenz!
Was mir noch wichtig ist: Dekarbonisierung und Klimaschutz beginnt schon im eigenen Wohnzimmer. Der Strom kommt eben nicht nur aus der Steckdose! Dahinter steht ein aufwendiger Prozess der Erzeugung und eine lange Wertschöpfungskette. Darüber sollte man schon mit seinen Töchtern und Söhnen sprechen, um das Bewusstsein des Ressourcenverbrauchs zu schaffen. Und vielleicht schafft man es so, auch die Töchter an die Technik heranzuführen. Aus meiner Erfahrung haben Frauen oftmals einen anderen Blick auf Dinge. Daraus kann sich eine Dynamik der Vielfalt ergeben, die Technik weiter vorantreibt.«