Schwerpunkte
13. Januar 2021, 10:25 Uhr | Corinne Schindlbeck
Unternehmen reagieren auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie mit weitreichenden Re- und Neustrukturierungen - und einer deutlichen Aufwertung von HR. Das ist das Ergebnis des aktuellen Human Capital Trend Reports von Deloitte.
Nachdem sich viele Firmen im Frühjahr und Sommer vor allem darauf konzentriert haben, die aktuelle Situation durchzustehen, nutzen sie die Herausforderung jetzt als Chance, um mit strukturellen Neuausrichtungen gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Den Deloitte-Umfrageergebnissen zufolge scheinen viele Unternehmen diese kontinuierlichen Disruptionen als neuen Normalzustand zu definieren.
Mehr als 60 Prozent der von Deloitte Befragten gaben an, dass sie die Aufgaben und Tätigkeiten in ihrem Unternehmen völlig neu denken wollen. Vor der Pandemie hatten dies lediglich 29 Prozent der Befragten geplant. Für eine große Mehrheit der Befragten (45%) ist der wichtigste Schritt dabei die Einführung einer Unternehmenskultur, die Wachstum, Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit in besonderem Maß fördert. Die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter (41%) und die Nutzung neuer Technologien (35%) steht für viele Entscheider ebenfalls an vorderster Stelle.
Der Report stellt fünf entscheidende Entwicklungen fest:
Mehr Verantwortung und Kompetenz für HR
„Die Anpassungsfähigkeit und Kreativität der Menschen ist heute eines der wichtigsten Assets eines Unternehmens“, sagt Maren Hauptmann, Partnerin und Leiterin Human Capital bei Deloitte. „HR-Abteilungen erleben damit eine deutliche Aufwertung. Sie haben nun die Chance, aber auch die Verantwortung, Arbeit gemeinsam mit Führungskräften und Mitarbeitern neu zu gestalten und bestmöglich an die Kompetenzen und das Engagement jedes Einzelnen anzupassen“, sagt Hauptmann.
Das Vertrauen, diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern, ist in der Folge der Pandemie gestiegen, sowohl bei den Entscheidern als auch in den Personalabteilungen selbst. Rund 54 Prozent der Executives außerhalb der HR-Bereiche vertrauen ihren Personalabteilungen oder vertrauen ihnen sehr. Vor der Pandemie war dies lediglich bei 42 Prozent der Befragten der Fall.
Im HR-Bereich hat das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten noch stärker zugenommen, hier bezeichnen sich 74 Prozent der Executives als sicher oder sehr sicher, die Herausforderungen zu meistern (vor der Pandemie: 58%).
Chief Human Resources Officer sind künftig hauptverantwortlich für den Aufbau und die Pflege eines über das Unternehmen hinausreichenden Talent-Ökosystems.
Sie müssen dafür sorgen, dass aktuell benötigte Fähigkeiten oder Kenntnisse schnell zur Verfügung stehen. Dazu müssen sie die weitere Entwicklung ihrer Belegschaft sehr genau kennen, auch mit Hilfe von aussagekräftigen Kennziffern. „Die CHROs der Zukunft haben damit eine viel größere Rolle in der Gestaltung der Business-Strategie und der Geschäftsprozesse. Sie halten einen maßgeblichen Schlüssel zu höherer Wertschöpfung in Händen und können die Weichen stellen für eine höhere Widerstandsfähigkeit des Unternehmens und zur optimalen Nutzung der Potenziale aller Mitarbeiter“, resümiert Hauptmann.
Der Deloitte Human Capital Trends Report ist eine globale Feldstudie zu People-Themen und erscheint seit 2010. Für die aktuelle Ausgabe „The social enterprise in a world disrupted“ hat Deloitte Ende vergangenen Jahres 6.000 Führungskräfte und Manager in 99 Ländern befragt, von denen rund 1.200 der Geschäftsführung oder dem Vorstand angehören. In Deutschland wurden rund 360 Unternehmensvertreter befragt.