Chef ist, wer wie ein Chef arbeitet

6. November 2008, 14:30 Uhr | Christine Demmer, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Für vieles keine Zeit mehr

Wer beruflich noch am Anfang steht, sollte über die Empfehlungen des Coachs nachdenken, die Ohren offen halten und sich links und rechts in seinem und in anderen Betrieben umsehen. »Was werde ich voraussichtlich als Nachwuchsführungskraft zu tun haben? Womit werde ich mich den ganzen Tag über beschäftigen? Ist es das, was ich wirklich will? Möchte ich unbedingt Mitarbeiterverantwortung haben?« Und, da ist es wieder: »Warum will ich das? Denn auf diesem Weg traben viele herum, ohne ein Ziel zu haben.

Für vieles keine Zeit mehr

Die wenigsten sind sich bewusst, was mit der Mitarbeiterführung alles verbunden ist. Und worauf sie dafür verzichten müssen.« Die gründliche und für Techniker oft sehr befriedigende Auseinandersetzung mit einem Fachthema, beispielsweise. Die Möglichkeit, sich auf einem Gebiet zu einem gefragten Experten zu entwickeln. Die Zeit, um in aller Ruhe über ein Problem nachdenken und es dann tatsächlich lösen zu können. Wer »nebenbei« Mitarbeiter führen muss, hat für vieles keine Zeit mehr.

Um dem aufstiegsorientierten Nachwuchs dennoch die begehrten »Perspektiven« zu bieten, richten immer mehr Unternehmen parallele Führungs- und Fachlaufbahnen ein. Meist – zugegeben nicht immer und überall – gilt die Führungskarriere allein in der Vorstellung des Mitarbeiters als höherwertig. »Die Firmen brauchen händeringend Spezialisten, denen mehr an der Sache als an der Funktion gelegen ist«, sagt Udo Wirth, »und vor allem Projektmanager. Was die machen, ist oft viel anspruchsvoller als die Aufgabe einer Führungskraft.

Projektleiter und Projektmanager müssen eine Menge können: ein Team leiten, die Mitarbeiter coachen, mit den Kunden reden, mit Zulieferern verhandeln, im eigenen Haus Dinge lostreten können, mit der Linienorganisation zurechtkommen. Das sind ganz hervorragende Jobs für hochqualifizierte Allrounder, ebenso attraktiv wie die für hochqualifizierte Spezialisten. Und bezahlt werden diese Fachkräfte teilweise schon besser als Führungskräfte. « Der Berater stößt einen tiefen Seufzer aus: »Ich versteh’s nicht: Was ist bloß so interessant an einer Führungsposition?«

 


  1. Chef ist, wer wie ein Chef arbeitet
  2. Für vieles keine Zeit mehr<br />
  3. Häuptling und Indianer

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