Warum reicht Sport als Prävention nicht aus?
Sport alleine stählt zwar den Körper, löst jedoch nicht die eigentlichen anstehenden Probleme. Die Frage nach dem Sinn, die Frage nach den wesentlichen Themen im Arbeitskontext, aber auch im gesamten Lebenslauf werden nicht berührt. Oft wird Burnout begleitet von krisenhaften Themen auf anderen Lebensbühnen. Das Wahrnehmen, Reflektieren und Infragestellen der eigenen Person ist hier ein essentieller Schritt, um die wesentlichen Weichen zu stellen. Denn die komplexen Probleme lassen sich oft nur durch andere Denk- und Herangehensweisen lösen. Für die muss man sich jedoch Reflektionszeiten nehmen und Handlungsalternativen entwickeln.
Führungskräfteentwicklung wird derzeit stark nachgefragt, glaubt man Weiterbildungsanbietern. Welche Intention haben die Unternehmen, die ihre Top-Leute coachen lassen? Burnout-Abwehr ist sicher nicht ursächlich dabei?
Fakt ist: Komplexität und Dynamik nehmen ständig zu. Hinzu kommen große Herausforderungen und Krisenbewältigung. Dafür braucht es neue Führungskompetenzen, um mit der sich drastisch gewandelten und immer schneller wandelnden Arbeitswelt gekonnt umzugehen. Wer das gelernt hat, brennt nicht aus! Schlüsselkompetenzen helfen, in und durch Krisen zu wachsen, schwierige Rahmenbedingungen souverän zu meistern. Erst dadurch wird es möglich, optimale Ergebnisse unter schwierigen Rahmenbedingungen zu erzielen - und zwar langfristig.
Auch das Unternehmen ist gefordert, sagen Sie. Wie kann man Leistungsträger vor Burnout schützen? Was sind die wichtigsten Kompetenzen, und was muss ein Unternehmen tun, damit sie erlernt und umgesetzt werden?
In vielen Unternehmen wird Burnout tabuisiert. Daher ist von Unternehmensseite der erste Schritt, Burnout besprechbar zu machen. Dazu ist eine ungeschönte Einschätzung der Ist-Situation nötig. Das setzt Hintergrundwissen voraus. Oft fehlen wichtige Sachinformationen zum Thema. Werden diese möglichst konkret und sachlich mit Praxisbeispielen unterlegt, kann das eine gute Möglichkeit sein, das Unternehmen für dieses Thema zu sensibilisieren und Burnout »hoffähig« zu machen. Das gilt insbesondere auch für die Ebenen des Topmanagements. Erst dann ist der Boden für wirkungsvolle Maßnahmen bereitet. Top-Leistungsträger brauchen persönliche Selbstführungs-Kompetenzen wie Reflektion und Wahrnehmung, Entschleunigung, Sich-helfen-lassen, Werte-Kanon, Prioritäten setzen, realistische Selbsteinschätzung und eine Interesse an persönlichem Wachstum.
Viele Betroffene machen zu, wollen keine Schwäche zeigen. Wie kann man ihnen helfen, ohne dass sie ihr Gesicht verlieren?
Hier gibt es bewährte Wege, wie anonyme telefonische Hilfsangebote (Hotline), Einzel-Coachings, oft wird das persönliche Gespräch im Rahmen von Führungskräfte-Workshops zu uns externen Beratern gesondert gesucht, und je nach Größe des Unternehmens können interne Ansprechpartner etabliert werden. Dabei spielt die HR-Abteilung eine ganz entscheidende Rolle.