Coronavirus – wie reagiert die Elektronikbranche?

13. Februar 2020, 25 Bilder
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Jochen Siebert, Managing Director von JSC Automotive, zitiert aus einer Analyse von Strategic Forecasting, zur allgemeinen Analyse der Auswirkungen des Coronavirus auf die chinesischen Elektronikindustrie: »Kurz gesagt, sind die Auswirkungen zunächst nicht spürbar, solange »nur« die Provinz Hubei betroffen ist. Schlimmer wäre es, wenn sich der Virus in Jiangsu, Guangdong order Gansu ausbreiten würde wie in Hubei. Dann müssten wir mit erheblichen Konsequenzen für die weltweite Halbleiterindustrie und damit praktisch für alle Industriezweige rechnen. Derzeit spielt Hubei noch keine Rolle, soll aber im Rahmen von “Made in China 2025” eine Hauptrolle bei der Herstellung von Wafern und 3D-NAND-Chips spielen. Auch bei anderen wesentlichen Elektronikbausteinen und –geräten spielt Hubei derzeit keine maßgebliche Rolle. Die Ausnahme hiervon sind optische Kabel.«

In Bezug auf den Automotive-Markt erklärt er, dass selbst »Anfang Februar 2020 es unmöglich ist, vorherzusagen, wie schwer die Auswirkungen des Virus sein werden und wann die Probleme in den Griff bekommen werden.« Er erklärt weiter, dass die Zahl der Infizierten und Todesfälle täglich zunehme, und Experten der Überzeugung seien, dass die Zahl der Infektionen sicherlich viel höher ist als die 20.000 Fälle, die am 3. Februar, gemeldet waren. »Nicht zuletzt deshalb, weil es in China und insbesondere in Hubei nicht einmal annähernd genug Testkits gibt, um alle Verdachtsfälle zu testen. In Wuhan und anderen Orten herrscht ein so großer Mangel an Testkits, so dass Menschen mit leichten Symptomen wieder nach Hause geschickt werden, um Tage später mit schweren Symptomen zurückzukehren«, so Siebert weiter. Nach Stand vom 4. Februar 2020 geht er davon aus, dass die Pkw-Produktion in allen Werken außerhalb von Hubei am 10. Februar oder vielleicht eine Woche später wieder beginnt. In Hubei würde die Produktion möglicherweise nicht vor Ende März wieder aufgenommen, »so dass wir von einem vollständigen Produktionsstillstand von etwa 8 Wochen ausgehen müssen. Die meisten Werke in Hubei haben starke Überkapazitäten, und es dürfte kein großes Problem sein, das verlorene Volumen eines zweimonatigen Stillstands wieder aufzufangen. Die Ausnahme ist Dongfeng-Honda mit einer Kapazitätsauslastung von 139 Prozent im Jahr 2019. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Dongfeng-Honda es schafft, so viele Autos wie 2019 zu produzieren«, so Siebert.

Laut seiner Analyse verfügen fast alle OEMs über genügend Kapazitäten, um die während eines erzwungenen Produktionsstopps für einige Wochen verlorenen Mengen wieder aufzufangen. Nur ein paar Ausnahmen gibt es: Daimler, Honda, Nissan und Toyota, die alle eine Kapazitätsauslastung von über 100 Prozent im letzten Jahr in China aufwiesen. Siebert: »Das Daimler MRA-Werk kämpft besonders stark mit knapp an Kapazitäten und wird kaum in der Lage sein, auch nur 2 Wochen Stillstand wieder gutzumachen. Honda hat das spezifische Problem, dass alle von Dongfeng-Honda-Werke in Wuhan liegen und dass eine Unterbrechung von weit mehr als nur ein paar Wochen sehr wahrscheinlich ist.« Eine Unterbrechung von mehr als zwei Monaten wäre für die meisten OEMs ein Problem, denn das würde bedeuten, dass Arbeitsschichten und vor allem Arbeitskräfte hinzugefügt werden müssten, um das verlorengegangene Volumen zu kompensieren. »Und diese zusätzlichen Arbeitskräfte danach nicht mehr benötigt werden, es sei denn, das Nachfragevolumen würde höher bleiben als es war im Jahr 2019.«