Automotive oder Industrie sind Absatzmärkte, die viele ihrer Wettbewerber adressieren. Wie positioniert sich hier TDSC gegenüber der Konkurrenz?
Durch besondere Technologien und Ansätze. Ein Beispiel: Bei Smart-Power-Anwendungen im Bereich erneuerbarer Energien, Stromversorgungen, aber auch bei Motorsteuerungen geht es vor allem um die Erhöhung der Energieeffizienz. Es wird viel über Wide-Band-Gap-Materialien geredet, aber hier ist vollkommen unklar, ab wann die Preise so weit sind, dass diese Leistungshalbleiter auch großflächig genutzt werden können. Um auch ohne Wide Band Gap den Wirkungsgrad zu verbessern, haben wir mit A-SRB, also Advanced Synchronous Reverse Blocking, eine patentierte Technik entwickelt, mit der sich die Schaltverluste in PV-Wechselrichtern, DC/DC-Wandlern, in der Leistungsfaktorkorrektur oder in Motorsteuerungen auf Basis von Superjunction-MOSFETs in Verbindung mit einem speziellen Schaltmechanismus reduzieren lassen. Damit lässt sich der Wirkungsgrad um bis zu 4 Prozent erhöhen und damit auch die Leistungsdichte.
Ein weiteres Beispiel, das Toshiba differenziert, ist unsere FFSA-SoC-Plattform. FFSA steht für Fit Fast Structured Array, eine Technologie, die wir bereits seit 2012 anbieten. Damit lösen wir das Problem, dass Entwickler ihr Design oft auf Basis eines FPGAs starten und dann im Erfolgsfall auf ein ASIC umsteigen wollen, um die Kosten zu senken. Aber es gibt keine FPGA-ASIC-Konvertierung auf Knopfdruck. Jeder der später vielleicht auf ein ASIC umsteigen will, sollte das von Anfang an berücksichtigen und beispielsweise bei der Design-Methodik und Struktur, aber auch bei der IP-Auswahl genau überlegen, welches IP er nimmt, um eine einfachere SoC-Implementation zu ermöglichen.
Deshalb bietet TDSC hier den Service, den Entwickler von Anfang an dabei zu unterstützen. Darüber hinaus hat er mit der FFSA-Plattform die Möglichkeit, mit den letzten vier Metallisierungsebenen ein kundenspezifisches Design durchzuführen. Das spart im Vergleich zu einer reinen ASIC-Entwicklung nicht nur Zeit, sondern auch Kosten, ist aber in puncto Leistungsniveau und Energieverbrauch fast mit einem ASIC vergleichbar. Mit FFSA+ wiederum besteht die Möglichkeit, auf Basis einer SoC-Plattform auch über die Metallisierungslagen unterschiedliche Derivate zu realisieren und damit beispielsweise vom Low-End bis zum High-End alles abzudecken. Diese Ansätze eignen sich dank der deutlich geringeren NRE-Kosten besonders für Industrieapplikationen, die nicht mit hohen Volumina jonglieren können.
Die Applikationsprozessoren aus „ApP Lite“ sind sicherlich auch ein Differenzierungsfaktor für Toshiba. Jüngstes Beispiel ist der TZ1200. Er ermöglicht dank integrierter 2D-Graphik-Engine eine exzellente Grafik, ohne die CPU zu belasten. Dank extrem geringer Leistungsaufnahme können IoT-Geräte auf Basis dieser Applikationsprozessoren deutlich länger mit einer Batterie laufen. Und die Bausteine sind mit vielen Features ausgestattet wie beispielsweise einem 24-Bit-AFE für sehr genaue Messungen. Das Referenzsystem zum TZ1200 wird mit einem zusätzlichen Ultra-Low-Power-Bluetooth-LE-Block geliefert, um volle IoT-Funktionalität zu bieten.
Sie haben erwähnt, dass Toshiba sein Produktspektrum für Automotive-Anwendungen ausweitet. Können Sie Beispiele nennen?
Ein Beispiel ist die Visonti-Familie mit Bilderkennungsprozessoren, die wir ausbauen. Mit der Visonti4-Familie, die wir vor kurzem vorgestellt haben, können wir die Anforderungen erfüllen, die mit „Euro NCAP 2018“ verbunden sind, wie Erkennung von Fußgänger/Fahrradfahrer bei Tag und Nacht. Darüber hinaus erweitern wir auch stetig unsere Familie an Brücken-ICs, die Ethernet-AVB unterstützen. Mit diesen Companion-Chips können Video-, Audio- und andere Daten über das IP-Netzwerk versendet werden. Allein in diesem Jahr wurden über 50 Mio. Knoten installiert. Wir entwickeln derzeit einen Companion-Chip für CMOS-Sensoren.
Und apropos Multimedia: TDSC verfügt über eines der größten Produktspektren an vierkanaligen Audio-Leistungsverstärkern. Hinzu kommen unser Portfolio an Leistungshalbleitern und unsere Motortreiber für Gleichstrom/BLDC-Motoren, die ASIL-D unterstützen. Und zu guter Letzt möchte ich noch auf unsere Photokoppler hinweisen. Wir sind der größte Anbieter dieser Komponenten. Derzeit herrscht eine gewisse Knappheit im Markt, aber wir investieren in zusätzliche Kapazitäten.