Chip-Fertigung in Europa

SEMI-Kongress in Brüssel verbindet Industrie und Politik

25. Mai 2011, 11:22 Uhr | Frank Riemenschneider
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Und was sagen die Politiker?

Konkrete Antworten blieb die Politik (mal wieder) schuldig. Geneviere Fioraso, Abgeordnete im französischen Parlament, sagte „Fabless schädigt die europäische Wirtschaft“. Wie allerdings europäische Unternehmen die Milliarden-Kosten für eine High-End-Fab ohne Subventionen oder Bürgschaften zahlen sollen, sagte sie nicht. Auch die Frage der Elektronik nach einer pan-europäischen High-End-Foundry, die mit Bürgschaften der EU abgesichert werden könne, blieb unbeantwortet. Patricia Ceysens, Abgeordnete im belgischen Parlament, sagte sogar zur Verwunderung manches Teilnehmers, dass das Thema Wettbewerbsfähigkeit „kein Thema der Subventionen sei“. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass z.B. ja weder TSMC, Gloablfoundries’ neue High-End-Fab in East Fishkill (USA) noch der Speicherhersteller Hynix in Korea ohne Subventionen existieren würden. Zumindest kritisierte auch sie, dass in Europa immer noch einzelne Interessen von „Nationalstaaten“ dominieren, die man beseitigen müsse.

Bei der Paneldiskussion mit zwei EU-Vertretern erklärte Michel Catinat, dort für Wettbewerb und Innovation zuständig, man wolle „alsbald Empfehlungen an die EU-Komission überreichen“. Dafür wurde er nicht nur von Zuhörern kritisiert: „Wir brauchen keine Empfehlungen, sondern Handlungen“.

Hans van Steen, bei der EU für erneuerbare Energien zuständig, schloß sich van den Hove an, auch er forderte ein Ende der „Kleinstaaterei“ innerhalb Europas, mit der man global nicht wettbewerbsfähig sei.

Last but not least vertrat Hans Brugger, Vice President von Cassidian Electronics, einer Tochterfirma der EADS und primär in der Militärelektronik und Sicherheit zu Hause, die Sicht seines Arbeitgebers, der sehr an einer Chipfertigung in Europa interessiert ist – schon wegen bestehender Handelsbeschränkungen der USA und Japans. Er hob auch hervor, dass es z.B. in Europa keine Bezugsquelle für FPGAs gibt, was ihn sehr mit Sorge erfüllt.

Auch SEMI-Präsident Heinz Kundert mahnte zum Abschluß der Veranstaltung „ein verändertes Verhalten der EU-Mitgliedsstaaten“ an. Einigkeit herrschte darüber, dass es insbesondere drei Gründe für den Abstieg Europas gibt: Die Verfolgung von nationalstaatlichen Interessen und Aufsetzen von lokalen Förderprogrammen, die eine kritische Masse verhindern sowie die Vernachlässigung der Förderung der Überführung von Ergebnissen aus Forschung&Entwicklung in kommerzielle Produkte-es wird zu viel des Forschens wegen ohne konkrete wirtschaftliche Ziele geforscht. Und – auch wenn man es nicht gerne aussprechen wollte – ein „gleiches Spielfeld“ weltweit ist ohne Subventionen wohl kaum zu erreichen.

Ob sich diese Probleme in der näheren Zukunft lösen lassen, erscheint mehr als fraglich. Insofern haben auch viele Teilnehmer Zweifel, ob Europa das Blatt nochmals zum Guten wenden kann. Dies soll jedoch die gute Arbeit von Heinz Kundert und seinem Team nicht schmälern – sie kämpfen insbesondere in Brüssel gegen politische Windmühlen.


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