Der deutsche Wirtschaftsminister Rösler war kürzlich zu einer Reise im Silicon Valley. Dort forderte er ein, dass in Deutschland eine IT-Industrie aufgebaut werden solle, von Chips war leider trotz dieses symbolischen Ortes nicht die Rede. Was würden Sie Herrn Rösler aus Ihrer Sicht dazu sagen?
Das Silicon-Valley hat immer noch eine starke Anziehungskraft im Bereich Mikrotechnologie, obwohl da keine Chipfabriken mehr stehen. Diese befinden sich aus Kostengründen in Arizona, Texas, Oregon, New York und weiteren US-Staaten. Ich würde ihm raten, einmal eine Fab bei Intel beispielsweise in Portland oder die Großinvestitionen in Albany, New York zu besuchen, wo gerade die neuste Chipgeneration im Nanobereich serienreif gemacht wird. Da kann man sehen was Förderung bewirkt und welches Ausmaß eine Chipfabrik bezüglich Arbeitsplätze haben kann.
Angesprochen auf die hohen Subventionen in Asien z.B. in Taiwan und Korea erklärte mir ein Vertreter des deutschen Wirtschaftsministeriums, nicht Subventionen in Europa seien die Lösung, sondern man müsse die Subventionen in Asien beenden. Wie realistisch umsetzbar sehen Sie derartige Forderungen und was ist Ihr Vorschlag, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen?
Bemühungen, Subventionen zu beenden, fruchten selten. Da müsste man eine Klage bei der WTO einreichen und es würde Jahre dauern, bis es zu einem Entscheid unklaren Ausgangs kommen würde. Kaum jemand ist bereit diesen Weg zu gehen, da die Aussichten gering und die Kosten hoch sind. Dazu kämen noch mögliche Gegenmaßnahmen der betroffenen Regionen, welche das Erreichte wieder neutralisieren würden. Die Frage ist vielmehr, was uns die der Technologie-Standort in Europa wert ist, und dann sind die Entscheide schnell und tiefgreifend zu fällen.
In den USA hat President Obama eine "Reindustrialisierungs-Policy" verkündet, welche Firmen, welche Arbeitsplätze in der Fertigung schaffen, finanzielle Förderungen zukommen lässt und von der auch die Chip-Industrie profitiert, siehe Globalfoundries in New York. Wäre dieses Modell nicht auch für Europa hilfreich?
Absolut! Das ist eine richtige Maßnahme. Apple hat bereits verkündet, dass die Mac-Computer wieder in USA gefertigt werden, übrigens zu gleichen Kosten wie in China. So werden wieder Arbeitsplätze für Fachkräfte mit hoher Wertschöpfung geschaffen. Weitere Beispiele werden folgen, da bin ich mir sicher. Entscheidend war aber die Ansage des Präsidenten. Manchmal haben solche Worte eine magische Wirkung auf die Industrie. Die Amerikaner wollen halt ein "Good Citizen" sein.
Der CEO von Globalfoundries, Ajit Manocha, erklärte mir Ende 2012, dass Gespräche mit Beratern von Bundeskanzlerin Merkel wenig erfolgreich waren. Angenommen, Globalfoundries würde zukünftig weniger am Standort Dresden als in New York und anderen Orten auf dieser Welt investieren, was wären aus Ihrer Sicht die Konsequenzen für Europa?
Das wäre sehr nachteilig für Dresden und Europa, keine Frage. Gerade Globalfoundries hat gezeigt und zeigen es immer noch, dass man in Europa konkurrenzfähig sein kann. Leider - oder zum Glück - haben wir das den Investoren aus Abu Dhabi zu verdanken. Die haben an der Stelle mehr Mut zum Risiko gezeigt und sahen von Anfang an die Vorteile des Standort Dresdens.
Angenommen, es gäbe eine gute Fee und Sie hätten drei Wünsche an die EU-Kommission frei. Welche drei Wünsche wären das?
Kundert: 1)Dass die KET-Initiative wie sie heute steht rasch möglichst und nachhaltig umgesetzt wird. 2) dass Kommissionspräsident Barroso vor die Kameras tritt und den Europäern erklärt wie wichtig eine konkurrenzfähige Halbleiter-Industrie für Europa ist und dass er alles daran setzt, diese zu stärken und 3) dass die deutsche Regierung sich im Halbleiterbereich noch stärker engagiert.
Herr Kundert, vielen Dank.