Das kann man aber nur dann machen, wenn man genügend Mittel hat.
Das stimmt. Was die Finanzen betrifft, sind wir eher konservativ. Das ist mir lieber, als aggressiv vorzugehen und zu hoffen, dass es irgendwie gut gehen wird. Wir haben auch in Expansionszeiten unsere neuen Projekte solide finanziert. Wenn man fünf Jahre im Voraus plant, dann muss man mit Konjunktur-Einbrüchen rechnen und dann vielleicht lieber mal die Finger von einem Projekt lassen. Ich wage mir nicht vorzustellen, wie das wäre, jetzt auf dem falschen Fuß dazustehen und kein Geld für Projekte zu haben, die lange Zeit brauchen.
Gab es schon größere Entlassungen bei X-FAB?
Nein, wir hatten keine Entlassungswelle. Entlassungen gehen zwar schnell, aber das Hochfahren ist schwieriger. Wir sind ja auf gutes Personal angewiesen. Wir stecken sehr viel in die Ausbildung und das Training unserer Leute. Wenn man dann Personal abbaut, ist das zunächst mal ein echter Werteverlust. Das kann man aber nicht unlimitiert machen. Wenn man darüber nachdenkt, Kapazitäten komplett aufzugeben, dann muss man auch das Personal anpassen.
Werden Sie das?
Wir planen jetzt für das Jahr 2012. Das heißt, wir schauen, welche Struktur X-FAB dann haben sollte. Im nächsten Schritt definieren wir, was wir jetzt machen können, um im Jahr 2012 diese Ziele zu erreichen. Da gibt es natürlich Bandbreiten, aber die Richtung stimmt. Wenn ich feststelle, dass ich 2012 etwas nicht brauche, dann überlege ich, wie lange ich es noch brauche bzw. ob ich es nicht schon heute nicht mehr brauche. Zum Beispiel haben wir in England eine kleine 6-Zoll-Linie, aber eigentlich genügend 6-Zoll-Kapazitäten. Also schließen wir diese Linie im August. Das hat aber nichts mit der Wirtschaftskrise zu tun. Genau so gut kann es sein, dass wir merken, dass wir in anderen Bereichen etwas mehr brauchen werden.
Wie verändert die Wirtschaftskrise den Markt?
Ich habe schon auf einer Konferenz im Oktober gesagt, dass Ende 2009 neu durchgezählt wird. Damit meine ich nicht unbedingt die Foundries, sondern eher die Halbleiterhersteller, deren Kapazitäten oder auch die Zulieferer. Momentan sind die Investitionen auf einem sehr niedrigen Niveau. Als Maschinenbauer hat man dann vielleicht eine Zeit lang überhaupt keine Aufträge mehr und muss sich mit Service-Leistungen über Wasser halten. Da gab es hier und da schon Insolvenzanträge. Bei den Halbleiterherstellern sind viele damit beschäftigt, ihre Fertigung zu optimieren, was mitunter auch heißt, dass Werke geschlossen werden. Davon kann natürlich eine Foundry profitieren.
Sie profitieren also von der Krise?
Vom Trend her ja. Die Entwicklung zwischen eigener Fertigung und Foundry-Nutzung geht schon in Richtung der Foundries. Im analogen Bereich dauert das aber länger als im digitalen Bereich, da die Umstellung aufwendiger ist. Deshalb wachsen Analog-Foundries auch langsamer.
Nun hatte TSMC angekündigt, mehr in den analogen Bereich zu gehen, in Deutschland ist die LFoundry neu dazugekommen. Wie sehen Sie diese »neue« Konkurrenz?
Die echten Wettbewerber in unserem Feld sind eher die Firmen, die ihre analogen ICs selbst herstellen. Aber Sie haben Recht, es gibt jetzt mehr Konkurrenz, die in diese Richtung geht. Ob sie stärker ist, wird sich zeigen. Wir machen das schon viele Jahre, und ich behaupte, dass man für ein analoges Foundry-Konzept in jahrelange Vorarbeit gehen muss. Das geht nicht von heute auf morgen. Eine digitale Fab auf Analog umzustellen, dauert schon ein paar Jahre. Bei TSMC muss man mal abwarten, mit welcher Konsequenz sie das machen.
Also ist Ihnen noch kein Kunde abgesprungen?
Es ist immer die Frage, um welches Produkt es geht. Wenn es einen hohen digitalen Anteil und wenige Analog-Komponenten gibt, dann ist so etwas auch bei digitalen Foundries etabliert. Je höher der Analog-Anteil und je spezieller die Anwendung wird, desto schwieriger wird es. Da muss man schon eine lange Erfahrung haben. Wir haben uns das lange aufgebaut.
Sie haben Standorte in Asien, Amerika und Europa. Erholt sich das Geschäft überall gleich gut?
In den unterschiedlichen Regionen gibt es unterschiedliche Wachstums-Impulse. In China etwa gab es 20 Prozent Rabatt auf bestimmte Konsumgeräte. In Deutschland gibt es die Abwrack-Prämie, was sich positiv auf die Automobil-Industrie auswirkt. Vom amerikanischen Markt kommen derzeit keine großen Wachstumsimpulse.