Leistungshalbleiter: Vorsichtiger Optimismus für das zweite Halbjahr 2009

26. August 2009, 11:25 Uhr | Engelbert Hopf, Markt&Technik
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Leistungshalbleiter: Vorsichtiger Optimismus für das zweite Halbjahr 2009


Ähnlich die Einschätzung von Hesener: »Im europäischen und deutschen Raum zeigen die Bestellungen bereits nach oben, insbesondere für die zweite Jahreshälfte ist der Trend schon deutlicher.« Für ihn sind die aktuellen Auftragszuwächse weniger Supply-Chain-bedingt, als vielmehr von realen Bedarfen getrieben. Bedingt durch das weltweite »Einfrieren« von Fertigungskapazitäten, beobachtet Hesener in verschiedenen Produktsegmenten einen Anstieg der Lieferzeiten: »Insbesondere Branchen, die einer starken Zyklizität unterliegen, etwa wegen ihrer Abhängigkeit vom Weihnachtsgeschäft, sollten ihre Bedarf schon jetzt sorgfältig planen, den wir gehen davon aus, dass speziell der Bedarf an modernen Bauelementen wie Smart Power Modulen aber auch Power MOSFETs schon bald signifikant ansteigen wird.«

Eine Einschätzung die so auch Michl bei Toshiba teilt: »Aus heutiger Sicht scheint der Bedarf in der zweiten Jahreshälfte anzusteigen und daher empfehlen wir unseren Kunden frühzeitig zu disponieren. Speziell bei kurzfristig platzierten Aufträgen wird eine gute Kommunikation sehr wichtig sein«! Kasteleiner rät seinen Kunden in der aktuellen Situation von den Standardlieferzeiten der Glyn-Lieferanten auszugehen. »Sicher sind vereinzelte Bauteile auch einmal kurzfristig zu bekommen, dafür können wir aber keine generelle Garantie aussprechen.« Er weist darauf hin, dass neben der Einführung von Kurzarbeit, bei vielen Herstellern natürlich auch die Produktionskapazitäten massiv gedrosselt wurden. »Die spannende Frage aus Sicht des Distributors wird sein, welcher Hersteller kann seine Produktion im Falle einer Markterholung am schnellsten wieder auf ein normales oder sogar auf ein höheres Niveau hochfahren?«

Bleibt die Frage, ob der Markt, wenn er zurückkommt, die gleichen Produkte in ähnlichem Umfang nachfragen wird wie vor der Krise, oder ob sich der Produktbedarf etwa durch die Krise verändert hat? Speidel ist sich sicher, dass sich der Produktmix im Aufschwung verändern wird, allein schon durch diverse ECO Design Richtlinien etwa für alle möglichen Netzteile, »ich gehe davon aus, dass nicht nur im Consumerbereich sondern auch in anderen Marktsegmenten in Zukunft Power Supplies mit Effizienzen unter 93 Prozent kaum noch zu verkaufen sein dürften.«

Auch Eschrich zeigt sich überzeugt, dass sich der nachgefragte Produktmix verändern wird. Schließlich hätten die Anwender die Krise als Erholungsphase genutzt, um gestärkt aus ihr hervorzugehen. Eine Möglichkeit dazu wäre Redesign, dass dazu führt, dass Bauelemente gleicher Leistung mit besserer Performance hinsichtlich Preis, Zuverlässigkeit, Verluste und Kompaktheit nachgefragt werden. Es können aber auch verbesserte Service-Leistungen von Seiten des Lieferanten sein, die beispielsweise über Logistik-Dienstleistungen dazu führen, dass der Produktmix der Lieferanten sich verändert.

Eschrich weist zudem darauf hin, »dass der Aufschwung im Bereich der Erneuerbaren Energien zu einer Verschiebung der Produktpalette hin zu höheren Leistungen führen wird«. Auch Ademmer spricht von einem deutlich erkennbaren Trend hin zu höheren Leistungen, eine Entwicklung, die den Markt nach seiner Einschätzung mittelfristig tragen wird. Gleichzeitig beobachtet er eine stetig wachsende Zahl von Unternehmen, die sich mit dem Thema Leistungselektronik beschäftigen. Das dazu erforderliche Know-how sei aber kaum in kurzer Zeit generisch aufzubauen, »aus diesem Grund steigt die Nachfrage nach lösungsorientierten Produkten wie Plug-and-Play-Lösungen, die werden in Zukunft noch stärker nachgefragt«.

In der Krise, berichtet Hesener, hätten die Kunden mit dem Ziel, maximal gestärkt und Wettbewerbsfähig aus der Krise hervorzugehen, alles getan, um Innovation und Kostensenkung zu implementieren. Nach den intensiven Anstrengungen im Bereich R&D geht der Fairchild-Manager davon aus, »dass in Zukunft vor allem neue, moderne Bauteile wie Smart Power Module, aber auch Power MOSFETs im Bedarf signifikant ansteigen werden«. Michl geht bei Toshiba davon aus, »dass speziell aufgrund der gravierenden Veränderungen im automobilen Bereich, es mittelfristig in diesem Anwendungsbereich zu einem veränderten Produktmix kommen wird.

Zu einer anderen Einschätzung kommt Grasshoff: »Der Produktmix ist unverändert, da die Produktlebenszyklen unserer Kunden zwischen 5 und 8 Jahren liegen. Was wir aber sicher beobachten können, ist der Trend nach Integration durch Systeme und nach Energieeffizienz, der sich weiter fortsetzt.« Ganz ähnlich die Einschätzungen der anderen im Bereich höherer Leistungen tätigen Unternehmen. So sieht Wiatr neben der Entwicklung hin zu höheren Leistungen keinen sich abzeichnenden Trend, der zu einer Veränderung des ausgelieferten Produkt-Mix führen könnte. Auch Obermair sieht keinen Grund, warum sich der nachgefragte Produktmix nach der Krise verändern sollte: »Natürlich haben die meisten Unternehmen die letzten sechs Monate genutzt, um die Erneuerung ihrer Produktpalette voranzutreiben und so ihre Wettbewerbsfähigkeit hinsichtlich niedrigere Kosten und erweiterter Produkteigenschaften zu erhöhen. Ich gehe deshalb davon aus, dass vor allem jüngere Produkte der Leistungshalbleiter- und modulhersteller stärker nachgefragt werden, als vor der Krise.«

Weltweit sind im Zuge verschiedener staatlicher Förder- und Investitionsprogramme die Türen für Erneuerbare Energien weit aufgestoßen worden, erinnert sei an dieser Stelle nur an Präsident Obamas Pläne, Projekte im Bereich regenerativer Energien in den USA verstärkt anzuschieben. Auch in China werden in den nächsten Jahren Mrd. Dollar in den Ausbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen gesteckt. Für Leistungselektronikspezialisten ein Füllhorn. Hat der Bereich Erneuerbare Energien damit vielleicht sogar das Potenzial, mittel- und langfristig zu wichtigsten Einsatzbereich für Leistungselektroniklösungen zu werden?


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