Freescale: Schluss mit dem Handy-Geschäft

10. November 2008, 10:13 Uhr | Iris Stroh, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Freescale: Schluss mit dem Handy-Geschäft

Auch hier gibt es durchaus Chancen für Freescale. Die Bereiche Sensorik und Analogtechnik stellen ebenfalls sehr interessante Produktsegmente für uns dar. Schauen Sie sich nur den Automotive- Markt an: Dort sind die Umsätze mit Mikrocontrollern ungefähr gleich groß wie die Umsätze mit Analog- und Sensorprodukten. Wir machen in diesem Bereich aber deutlich mehr Umsatz mit unseren Controllern. Das kann sich aber ändern. Wenn Sie sich die reinen Analogfirmen anschauen, die liefern sehr leistungsfähige Analogprodukte in den Automobilmarkt, sie können sie aber nicht mit Mikrocontrollern verknüpfen. Wir können das.

Also glaube ich, dass wir unser Produktangebot für den Automobilmarkt deutlich vergrößern können. Wir sind bereits ein Zulieferer für die Automobilindustrie, der seit langem seine Zuverlässigkeit bewiesen hat, was spricht also dagegen, dass wir nicht auch unser Geschäft mit Analog- und Sensorprodukten im Automotive-Bereich vergrößern können? Noch ein weiterer Aspekt ist zu beachten: Wir erzielen heute die Hälfte unseres Umsatzes mit Sensoren und Analogprodukten im Automobilbereich. Dieses Marktsegment stellt aber nur 7 Prozent des gesamten Halbleitermarktes dar. Das heißt, dass auch in den restlichen 93 Prozent des Halbleitermarktes noch diverse Möglichkeiten für uns offen stehen.

Der Buy-out von Freescale ist einzigartig. Auch wenn es schwierig ist, Vergangenes zu kommentieren, würde mich dennoch interessieren, was Ihrer Meinung nach die Gründe dafür waren? War es nur eine Frage von schlechtem Timing?

Zwei Faktoren waren entscheidend: Motorola und der Halbleiterzyklus. Dass der Buy-out in der Presse nicht immer gut wegkam, liegt auch daran, dass viele Reporter, die über Firmen wie Blackstone und damit auch über Freescale schreiben, über Private- Equity im Allgemeinen berichten und wenig Ahnung von der Halbleiterei haben. Weil aber nur wenige Industrien so zyklisch sind wie die Halbleiterindustrie, fehlt bei vielen das Verständnis für die speziellen Umstände. Und keine Frage: Das Konsortium hat Freescale zu einem Zeitpunkt übernommen, als der Halbleitermarkt am Höhepunkt des Aufschwungs angekommen war. Aber das Konsortium um Blackstone war nicht überrascht, dass der Markt zyklisch ist.

Aber das Konsortium hat sicherlich nicht erwartet, dass es 1 Mrd. Dollar abschreiben muss?

Nein, absolut nicht, aber erinnern Sie sich an den zweiten Punkt: Motorola. Das Unternehmen hat kurz nach dem Buy-out sehr enttäuschende Zahlen vorgelegt. Der Buy-out war im 1. Dezember 2006 abgeschlossen. Im selben Quartal hatte Motorola noch viel bei uns gekauft und war sehr optimistisch in Bezug auf seine Zukunftsaussichten. Die Realität hat das Unternehmen aber bereits im ersten Quartal 2007 eingeholt. Damals wurde festgestellt, dass deutlich höhere Lagerbestände aufgelaufen waren als gedacht. Wenn noch nicht einmal Motorola den Abschwung erwartet hat, ist es nur sehr verständlich, dass auch alle anderen vollkommen überrascht waren.

Ob ein Buy-out gut oder schlecht verlaufen ist, sollte erst nach dem Durchlaufen eines ganzen Halbleiterzyklus beurteilt werden und nicht schon nach den ersten 18 Monaten. Erst dann kann man beurteilen, wie die Sache bei Freescale gelaufen ist. Aus heutiger Sicht sind wir nicht schlechter als die anderen Halbleiterhersteller. Schauen Sie sich nur deren Aktienkurse an, sie sind mehr oder minder alle nicht besonders gut.

Freescale muss alle sechs Monate 350 Mio. Dollar Zinsen bezahlen. Eine hohe Last…

Wir sind aber dennoch in der Lage, Cash zu generieren, und wir sind immer noch ziemlich profitabel. Und auch unsere Kunden sind von der finanziellen Stabilität unseres Unternehmens überzeugt.   


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