Bei V2X ergibt sich aber auch die Frage, wer für die Technik finanziell in Vorleistung geht?
Hier sind zum einen die Regierungen gefordert, um die Infrastruktur aufzubauen. Zum anderen dürften aber auch Dienstleister daran interessiert sein, denn mit dieser Technologie können sie ihre Dienste den Autofahrern anbieten. Darüber hinaus besteht aber auch Interesse seitens der Kommunen. Ein Beispiel ist die Hamburg Port Authority (HPA), die gemeinsam mit NXP Semiconductors eine intelligente Ampel für den Hamburger Hafen implementiert hat, die den LKW-Verkehrsfluss optimieren und Personen schneller und sicherer durch das immer stärker befahrene Hafenareal leiten kann. Das ist sicherlich eher ein Feldtest, aber diese Feldtests sind wichtig, weil sie einfach die Möglichkeiten von V2X aufzeigen, was wiederum das Interesse an der Technik erhöht. Bis heute verstehen die meisten überhaupt nicht, worin die Vorteile einer V2X-Kommunikation bestehen. In großen Städten könnte mithilfe der V2X-Technik der Verkehrsfluss effizienter gestaltet werden.
Es ist prinzipiell so, dass die Kunden diese Technologie haben wollen und dann sind sie auch bereit, dafür zu bezahlen. Das können Sicherheitsaspekte, aber auch Komfortaspekte sein. Stellen Sie sich vor, dass ich in ferner Zukunft für ein Leihfahrzeug 50 Dollar bezahlen kann, oder für ein Leihfahrzeug mit V2X-Technik 75 Dollar. Der Preis ist zwar höher, aber dieses Fahrzeug kann dafür auch autonom fahren, was ja das langfristige Ziel von V2X ist. Das wäre für viele bestimmt ein Anreiz, das Fahrzeug mit V2X-Technik zu einem höheren Preis zu mieten. Bei all diesen neuen Anwendungen muss zuerst die Technik funktionieren, im zweiten Schritt die Security-Fragen gelöst werden, und im dritten Schritt ergeben sich dann auch die Geschäftsmodelle.
Sind beim IoT schon die ersten beiden Schritte vollzogen?
Nein, beispielsweise besteht beim IoT oder der Smart World das Problem, dass in Zukunft jeder um die 20 Geräte zuhause hat, die kommunizieren können, aber mit vollkommen unterschiedlichen Standards. Die einen nutzen WLAN, die anderen Zigbee oder Bluetooth. Hier muss noch geklärt werden, wie diese Geräte direkt miteinander kommunizieren können. Ein weiteres Problem besteht darin, dass man momentan 20 verschiedene Apps auf seinem Mobiltelefon hat, die alle einzeln angeklickt werden müssen. Es gibt keine App, die alle Geräte bedienen kann. Hier könnte Thread Abhilfe schaffen, denn das Protokoll erlaubt, dass Geräte mit verschiedenen Protokollen miteinander kommunizieren können. Und dann müssen noch Security-Fragen gelöst werden, und auch das ist ein Problem. Wie gesagt, im IoT-Markt gibt es viele Startups mit super Ideen, aber keiner Ahnung von Security. Hier ist also Unterstützung erforderlich, damit mit diesen Geräten kein Unfug gemacht werden kann.
Das wäre sehr positiv für NXP, denn das ist ja ein Punkt, der bei dem Merger immer wieder in den Vordergrund gestellt wurde?
Ja, denn durch den Zusammenschluss von Freescale und NXP können wir das Security-Know-how von NXP mit dem MCU-Know-how von Freescale kombinieren.
Wobei Freescale ja auch eigenes Security-Know-how besaß?
Ja, beide Unternehmen, aber eben nur punktuell. Freescale beispielsweise hat Technologien aus seinen Kommunikationsprozessoren genommen und sie in die MCUs gesteckt. NXP wiederum kommt aus der Smart-Card-Welt. Beide Expertisen zusammengenommen, ermöglicht es uns, Security entlang der gesamten Kette zu adressieren. Wir können das gesamte System betrachten.