Elektronik: Als Sie 2010 die Kinetis-Mikrocontroller angekündigt haben, dauerte es freundlich formuliert relativ lange, bis Sie reales Silizium geliefert haben. Muss das nicht besser werden?
Lowe: Die Kunden wollen verlässliche Aussagen haben, wenn Sie sagen, in 6 Monaten gibt es Silizium, dann müssen Sie nach 6 Monaten Silizium liefern. Da gibt es gar keine Zweifel.
Elektronik: Gibt es Dinge, die Sie glauben bei Freescale besser umsetzen zu können als bei TI? Wenn ja, welche sind das?
Lowe: Lassen Sie mich wieder auf Freescale konzentrieren. Ich will das Mikrocontroller-Geschäft hervorheben, wo tausende Mannjahre Entwicklungsarbeit drinstecken. Das ist natürlich eine ganz große Stärke von uns, die sie auch nicht einfach extern einkaufen können. Die damit verbundene Unterstützung des Ecosystems, der Partnerfirmen und der Kunden ist tief in diese Firma eingebunden.
Elektronik: Gut, wenn Sie nur über Freescale reden wollen, was sind denn die aktuellen Schwächen der Firma, die Sie ausmachen konnten?
Lowe: Ich konnte wirklich keine einzelne Schwäche ausmachen in 14 Tagen. Wir als Firma sind in den letzten Jahren nicht stärker als der Markt gewachsen, und dass müssen wir definitiv tun um erfolgreich zu sein. Die Mitarbeiter müssen an sich glauben, die Fähigkeiten zu haben, genau dies zu erreichen – ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es uns gelingen wird.
Elektronik: Sie waren ja 4 Jahre in Deutschland tätig, was sind Ihrer Meinung die größten Unterschiede in der Business-Kultur in Deutschland und den USA?
Lowe: Ich denke, deutsche Kunden wollen ein sehr klares Bild haben, wo sie stehen. Selbst wenn die Informationen nicht gut sind, die Sie überbringen müssen, wollen sie sehr detailliert verstehen, wo die Probleme sind. Das ist ein sehr positives Element in Deutschland. In den USA sind die Sachen manchmal etwas – sagen wir weniger klar. Die Kunden sind netter zu uns (lacht).
Elektronik: Ihre Frau hat ja – soweit ich informiert bin – die ganzen Regeln in Deutschland kritisiert, sind wir Deutsche zu unflexibel?
Lowe: Das würde ich nicht sagen, es ist eben alles ganz klar geregelt – als ich einmal in einem Laden um 1 Minute nach Ladenschluss Milch kaufen wollte, ging das nicht, weil der Laden eben vor einer Minute geschlossen hatte. In den USA ist man da flexibler. Aber sehen Sie, in Deutschland gibt es Mittelständler, die existieren seit 100 Jahren und haben nie einen Mitarbeiter entlassen in der Art, wie sie ihr Geschäft betreiben. Das kann dann ja wohl kaum schlecht sein. Es sind einfach unterschiedliche Kulturen und beide haben ihre Stärken.
Elektronik: Ihr Ex-Chef Richard Templeton (CEO von TI) hat mir letztes Jahr gesagt, dass er „Golfspielen für ein Handicap an sich“ hält. Spielen Sie jetzt befreit auf?
Lowe: (lacht) Nein, nein, ich spiele so 4x im Jahr und das ganz schrecklich. Freescale gibt mir keine neue Freiheit zum Golfspielen, ich habe genug so zu tun, glauben Sie mir.
Elektronik: Wie hoch ist denn Ihr Handicap?
Lowe: Typischerweise verliere ich jedes Mal wenn ich spiele 18 Golfbälle. Daher kann ich Ihnen mein Handicap nicht verraten.
Elektronik: Ich dachte, der Golfplatz ist so wichtig zum Networking für Top-Manager?
Lowe: Das mag für einige Fälle zutreffen, in der Elektronikindustrie ist es eher ungewöhnlich, denn die meisten meiner Kunden sind Ingenieure und die haben keine Zeit zum Golfspielen.
Elektronik: Vielen Dank und viel Glück bei der Haussuche in Austin!