Cyber-Sicherheitskonferenz

»US-Unternehmen machen fast alles, was möglich ist. Wir trauen uns nichts«

4. November 2014, 9:35 Uhr | Joachim Kroll
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Überwachung: Schadet oder nutzt sie der Sicherheit?

Doch schon bei dieser einfachen Schwarz-weiß-Definition gehen die Meinungen auseinander. Andy Müller-Maguhn, der bis 2012 im Vorstand des Chaos Computer Clubs war, sieht in Überwachung und Security gegensätzliche Pole: Denn durch Überwachung werden Daten gewonnen, die durch Security eigentlich geschützt werden sollten. Und jede Hintertür, die die NSA nutzt, kann auch von Kriminellen gefunden und genutzt werden. Genau andersherum sieht Klaus-Dieter Fritsche, Geheimdienstkoordinator der Bundesregierung die Sache: Er ist der Meinung, dass Sicherheit und Datenschutz keine Widersprüche sind, sondern beides Aspekte der Freiheit. Nur wenn Menschen in Sicherheit leben können – und dafür sorgen nach Fritsches Meinung zu einem guten Teil die Geheimdienste – dann können sie auch in Freiheit leben. Unrecht entstehe erst dann, wenn die Dienste ohne Anlaß massenweise Daten sammeln. Das aber würden die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts verhindern. Genau an diesem Punkt prallten dann auch die Meinungen frontal aufeinander. Die Verfechter des Datenschutzes stellten genau dies in Frage, dass bei den Geheimdiensten immer alles mit rechten Dingen zugehe.

Ben Wizner, Menschenrechtsaktivist und Rechtsberater von Edward Snowden, warf ein, dass sich durch die Überwachungsmaßnahmen erfahrungsgemäß weder Großereignisse noch andere überraschende Anschläge von Terroristen verhindern lassen.

Mehr Sicherheit durch Schengen-Routing?

Telekom-Vorstand Timotheus Höttges brachte als mögliche Maßnahme gegen die Massenüberwachung durch die amerikanische NSA das sog. »Schengen-Routing« ins Spiel. Die Telekom sorgt dafür, dass Daten im Schengen-Raum der EU bleiben, wenn Sender und Empfänger sich auch dort befinden – »solange keine Großstörung auftritt«. Das konnte aber die Vertreter der Industrie nicht überzeugen. Siemens-Vorstandsmitglied Siegfried Russwurm sagte: »Unser Unternehmen erzielt mehr als 50 Prozent seiner Umsätze im Ausland. Abschottung kann im Internet nicht funktionieren. Und was macht ein BMW mit seinen Werken in den USA?« Auch Ingrid-Helen Arnold, CIO des SAP-Konzerns schloss sich diesen Bedenken an und unterstrich, dass sich das globale Internet nicht durch regionale Aktionen regulieren lasse. Russwurm ergänzte: »Die USA ist nunmal der größte Wirtschaftsraum der Welt, und wenn wir dort Geschäfte machen wollen, müssen wir uns – wenn auch mit Zähneknirschen – seiner Rechtsordnung unterwerfen.«

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  1. »US-Unternehmen machen fast alles, was möglich ist. Wir trauen uns nichts«
  2. Überwachung: Schadet oder nutzt sie der Sicherheit?
  3. Guttenberg: Wer übernimmt die »offensive Komponente?«

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