Android, Linux oder Windows Embedded Compact?

Das passende Embedded-Betriebssystem

18. August 2015, 10:56 Uhr | Von Nils Grimm und Christoph Kutzera
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Einsatzgebiete

Vergleicht man die Vor- und Nachteile der Betriebssysteme miteinander, dann entstehen folgende mögliche Projektprofile für Android, Linux und Windows Embedded Compact:

Android:

Der Entwickler möchte die Oberfläche in HTML gestalten und mit einem Browser anzeigen Applikationen sollen auch für Konsumgüter-Anwendungen bzw. -Geräte geeignet sein (Kompatibilität herstellen) Moderne Oberflächengestaltung inkl. Fingergesten.

Linux:

Große, aufwändige Projekte (mit Qt gut umsetzbar) sicherheitsrelevante Projekte Projekte mit speziellen Anforderungen wie beispielsweise der Integration eines Webserver Entwickler haben die Zeit, sich mit der Kommandozeile anzufreunden. Nach dem Warmwerden hohe Flexibilität und entwicklerfreundlich.

Windows Embedded Compact:

Projekte mit Echtzeitanwendungen C# mit veralteten Windows Forms ist ausreichend (Silverlight Embedded stellt Hürde für den Einsatz von Windows Embedded Compact) dar Entwickler möchten sichergehen, dass keine Patentstreitigkeiten im Projekt auftreten. Gerade in Projekten, die Video- bzw. Audio-Codecs benötigen, müssen die endgültigen Lizenzkosten verglichen werden (zwischen Android/Linux und Windows Embedded Compact).

In der 2. Jahreshälfte soll Windows 10 IoT (Embedded) kommen. Insgesamt wird es vier Hauptprodukte geben, u.a. Windows 10 IoT Core und Windows 10 IoT Mobile Enterprise.

passend zum Thema

Android legt zu  

Die taiwanische VIA Embedded veröffentlichte Anfang Juli 2015 die Ergebnisse einer Umfrage zu Android auf dem Embedded-Markt. Rund 250 Teilnehmer gaben ihre Einschätzungen und Erfahrungen rund um das Thema Android für Embedded-Applikationen ab. Wichtige Resultate der Studie sind:

-93 % der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie entweder in laufenden Embedded-Projekten Android verwenden oder dies für Projekte in naher Zukunft bereits erwägen.

-Die drei größten Anwendungsfelder sind industrielle Automatisierung, Infotainment und Digital Signage.

-Die drei größten Vorteile sehen die Studienteilnehmer im Touchscreen Support, in einem verkürzten Zeitraum bis zur Marktreife sowie in der Anpassbarkeit.

-Die drei größten Hindernisse sehen die Befragten im fehlenden I/O Support, in mangelnder interner Expertise sowie einem Mangel an Werkzeugen für die Software-Entwicklung.

Die Befragten stammten zu jeweils 38 % aus den USA und Europa, die restlichen 24 % kamen aus Asien. Mit der Umfrage wollte VIA herausfinden, wie sie ihre Angebote und Services verbessern können. Zur Einordnung der Befragungsergebnisse ist zu sagen, dass die Zahl von 93 % Verwendung sehr hoch erscheint. Möglicherweise haben potenzielle Teilnehmer, die Android nicht verwenden, die Teilnahme an der Befragung abgelehnt, weil sie sich mangels Erfahrung zu Android nicht äußern konnten. Außerdem ist nicht spezifiziert, ob „Verwendung“ den Einsatz in einem kommerziellen Projekt oder lediglich die Evaluation bedeutet. Auch ist ungeklärt, was „industrielle Automatisierung“ in diesem Zusammenhang bedeutet – ganz sicher keine Regelungstechnik mit harten Echtzeitanforderungen, sondern eher Visualisierungs-Terminals, wie sie bisher mit Windows betrieben werden. In den USA und Asien, wo 62 % der Befragten herkommen, schließt das Verständnis von „industriell“ auch Anwendungen ein, die hierzulande eher als „semi-industriell“ gelten, wie z.B. Heimautomatisierung oder weiße Ware. 

 

Hiermit werden neue Technologien auf den Markt kommen, die das Produkt für den Embedded-Markt sicherlich interessant machen. Allerdings war zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt, welche ARM-Hardware im Detail unterstützt wird. Microsoft hat nur bekannt gegeben, dass zwei Entwicklungs-Boards unterstützt werden: der Raspberry Pi 2 und Qualcomm DragonBoard 410. Beide arbeiten mit einem vierkernigen Cortex-A7 mit ARM-v7-Befehlssatz. 

 

Die Autoren

Nils Grimm
 
studierte Informatik in Hamburg und nahm schon während des Studiums eine Teilzeitbeschäftigung bei Garz & Fricke auf. Seit 2008 ist er fest angestellt und leitet inzwischen die Software-Entwicklung für Embedded-Systeme.

 

grimm@garz-fricke.com


Christoph Kutzera
 
studierte Technische Informatik. 2002, schon während des Studium, begann er, als Entwickler in der Software-Abteilung bei Garz & Fricke zu arbeiten. Seit sechs Jahren leitet er die IT-Abteilung von Garz & Fricke und ist außerdem Sales Engineer für Embedded-Systeme. 2009 veröffentlichte er ein Buch über Software-Tests im VDM Verlag Dr. Müller.


 

kutzera@garz-fricke.com



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