Sichere Handhabungskonzepte für Medizingeräte

Fehlbedienung ausgeschlossen

24. November 2010, 10:37 Uhr | Alexander Steffen, Andreas Beu
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Fehlbedienung ausgeschlossen

Das Gerät ermöglicht dem Benutzer, alle notwendigen Temperatursequen­zen – also Temperaturen zwischen +15 °C und +99 °C, die Dauer und die Erhitzungsgeschwindigkeit – ein­fach und schnell zu programmie­ren. Das berührungsempfindliche Farbdisplay ist 640 x 480 Pixel groß.

Nutzer können das Gerät ins Labor­netzwerk integrieren oder Daten sowie individuelle Programme über eine Speicherkarte übertragen. Die­ses eingebettete System hat Olympus in Zusammenarbeit mit dem Unter­nehmen User Interface Design (UID) entsprechend dem benutzerzentrier­ten Gestaltungsprozess überarbeitet.

Die Vorgängerversion unterstützte die Bedürfnisse der Benutzer nicht optimal. So war die Größe der Be­dienelemente beispielsweise nicht an die Anforderungen eines Touch­screens angepasst. Generell orien­tierte sich die Oberflächengestaltung stark am Interface eines PCs.

Auf Grund des menübasierten Aufbaus musste sich der Benutzer durch die Anwendung arbeiten und alle Ein­gaben ohne Unterstützung selbst definieren. Zu kleine Schriftgrößen sowie ungenügende Kontraste wa­ren für die Laborumgebung eher ungeeignet. Entscheidender Schritt bei der Op­timierung der Bedienung war eine umfangreiche Analyse, denn das Embedded System musste der spe­ziellen Nutzungssituation im Labor Rechnung tragen.

Basierend auf den Ergebnissen der Analyse entwarfen Usability-Experten Nutzungsszena­rien für das Produkt, also typische Aufgaben und Vorgehensweisen der Nutzer. Darauf aufbauend erarbei­teten die »Usability-Engineers« von UID verschiedene Vorschläge für ein neues Interaktionskonzept und setzten diese als »Wireframes« um.

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Bild 2: Optimierte Benutzeroberfläche des »AmpliSpeed SlideCycler«: Eine einfache Grafik verdeutlicht die Temperatursequenzen inklusive Dauer und Höhe der Temperatur – der abgestimmte Farbverlauf im Hintergrund sorgt zusätzlich für Orientierung
© Olympus Europa Holding GmbH; User Interface Design GmbH

Wireframes sind das Gerüst für die Aufteilung der Screens hinsichtlich der Informationspräsentation, Navi­gation und Interaktion. Die Interface-Experten von UID testeten anschlie­ßend die Wireframes mit Nutzern und optimierten sie entsprechend der Testergebnisse. So näherten sie sich schrittweise dem Ideal an. Das Ergebnis: Trotz der kleinen Dis­playgröße ist das PCR-Gerät nun ein­fach und intuitiv bedienbar.

Redu­zierte Bedienfelder und die grafisch ansprechende Visualisierung des komplexen Prozesses vereinfachen die Arbeit und ermöglichen einen schnellen Überblick über den Sta­tus des Temperaturverlaufs (Bild 2).

Schritt für Schritt wird der Benutzer durch das Programm geführt. Die Oberfläche ist verständlich aufgebaut und klar strukturiert: Einzelne Ele­mente des Screens behalten durch­gehend ihren Platz und sorgen so für Konsistenz.

Elementare Funktionen, wie etwa zur Verwaltung oder Sta­tusabfrage, sind nun auf einen Blick ersichtlich. Die farbliche Gestaltung unterstützt die Arbeit im Labor durch ausreichend hohe Kontraste sowie eine medizintechnische Anmutung.

Bild 3: Die Icon-Symbole greifen den Nutzungskontext auf, sodass ihre Bedeutung schnell erfassbar ist
© Olympus Europa Holding GmbH; User Interface Design GmbH

Eine individuell entwickelte Icon-Familie integriert sich optimal in das System und spricht die Sprache der Anwender (Bild 3).

Der Funkti­onsbereich verfügt über hinreichend große Buttons zur Touchbedienung. Alle wichtigen Bedienelemente las­sen sich somit ohne Probleme mit einer Fingerberührung aktivieren, selbst dann, wenn der Finger – wie im Labor üblich – in einem Hand­schuh steckt.

Normenkonforme Dokumentation

Bei der Entwicklung von Medizin­produkten ist neben der benutzerzentrierten Gestaltung eine normenkonforme Dokumentati­on eine zusätzliche Anforderung. Die harmonisierten Normen DIN EN 60601-1-6 und DIN EN 62366 schreiben zur Qualitätssicherung bei Medizinprodukten und In-vitro-Diagnostika das Erstellen eines »Usa­bility Engineering File« (UEF) vor.

Bild 4: In seiner Struktur entspricht das »Usability Engineering File« den Arbeitsschritten der Normgroße
© Uiser Interface Design GmbH

Dieses dokumentiert während des Entwicklungsprozesses alle durch­geführten Usability-Methoden und deren Ergebnisse. Es verbessert und gewährleistet die Gebrauchstauglich­keit eines Produkts.

Die Struktur des UEF (Bild 4) entspricht den Arbeitsschritten der Norm. Dabei werden die Inhalte ein­zelnen Haupt- und Unterdokumen­ten zugeordnet.

Diese Dokumente – als Teil der Entwicklungs- und Produktdokumentation – dienen der Benannten Stelle als Nachweis, dass der Hersteller Methoden zur Verbesserung der Gebrauchstaug­lichkeit angewandt hat.

Eine saube­re Dokumentation vereinfacht die CE-Kennzeichnung des Medizinpro­dukts und hilft bei der Umsetzung des Usability-Prozesses.


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