Das US-Unternehmen Advanced Digital Logic (ADL) wagte unlängst den Sprung nach Deutschland, dem am dichtesten besetzten Embedded-Markt. Martin Kristof, Geschäftsstellenleiter der Advanced Digital Logic GmbH, erklärt die Motivation und Ziele des Unternehmens.
Markt&Technik: Im Embedded-Computing-Geschäft ist Deutschland die Höhle des Löwen. Was motiviert ein US-Unternehmen sich diesem Wettbewerb zu stellen?
Martin Kristof: Uns motiviert in erster Linie die Tatsache, dass alle unsere Produkte ohnehin in Deutschland entwickelt und gefertigt werden - in der Wiege der ECM-Industrie. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Konsolidierung der Anbieter im Markt über die letzten Jahren hinweg und die Chance als Nischenanbieter mit einem hohen Servicegrad von Deutschland aus in Europa zu agieren.
Wenn die Produkte schon lange aus Deutschland kommen, wieso erst jetzt der Markteintritt?
Die erfolgreiche Expansion in USA, die Veränderungen am deutschen Markt und die Stärkung unserer Möglichkeiten durch Fertigungspartner und Key-Kunden in Deutschland waren der Auslöser. Dazu kam eine starke Nachfrage aus dem europäischen Umfeld, die uns dann letztlich den Startschuss ermöglichte.
Warum ist die Produktpalette von ADL ist in Deutschland kleiner als in den USA?
Derzeit sind wir mit den Produkten aktiv, die durch entsprechende Nachfrage interessant sind. Die Märkte in USA und Europe sind unterschiedlich. Wir passen uns den Anforderungen an. Grundsätzlich ist es aber keine Zielsetzung Produkte auszuklammern, wenn sie auf Interesse stoßen.
Im Jahr 2007/8 wurde ADL von Digital Logic für die Verkaufserfolge ausgezeichnet - ist die Namensähnlichkeit Zufall?
ADL war über viele Jahre hinweg eng mit Digital Logic verbunden und war der größte Distributor weltweit für deren Produkte. Also nicht wirklich ein Zufall, aber heute ist das »Advanced« eben der Unterschied.
Welche Kundenkreise und Märkte wollen sie adressieren?
Unser Schwerpunkt liegt durch das Produktportfolio, und vor allem auch durch die Kühlkonzepte, auf Lösungen mit verschärften Anforderungen an die Robustheit und thermische Stabilität. Da liegt es nahe, dass die Zielbranchen neben Sonderanwendungen in der Industrie das Militär, Luftfahrt, Transportation und Energiebereich liegen.
Auf welche Produktgruppen, Technologien und Dienstleistungen wollen Sie sich in Deutschland fokussieren?
PC/104 wird ein starker Bereich bleiben - auch mit seinen neueren Vertretern. Darüber hinaus das 3,5-Zoll-Format und kundenspezifische Systemlösungen rund um diese Formfaktoren. In Deutschland wird ein wichtiger Aspekt die Serviceleistung rund um das Board sein. Assembling, Mechanik, Konfektion und auch BIOS-Anpassungen für die Kunden.
Warum gerade der PC/104-Formfaktor, der doch über ein sehr starkes Wettbewerbsumfeld in Deutschland verfügt?
Dieser Formfaktor ist entgegen vieler Aussagen am Markt - auch wenn dies schon seit Jahren behauptet wird - nicht tot! PC/104 ist nach wie vor eine ideale Lösung für Anwendungen in den vorher genannten Zielmärkten. Überall da, wo es nicht um Riesenstückzahlen, sondern flexible, robuste und kompakte Systeme geht.
Wie sieht es mit Software aus?
Ich denke unsere Lösung für Realtime OS ist interessant. Neben den Standard-Betriebssystemen bieten wir für VxWorks und QNX BSPs an. Für Anfragen im Bereich Linux haben wir neben den Standardlösungen auch die Möglichkeit mit erfahrenen Partnern gemeinsam spezifische Kundenlösungen zu erarbeiten.
Welche nächsten Schritte sind angedacht?
Der Erhöhung unserer Präsenz durch Vertrieb und Projektmanagement. Dann der Ausbau unseres europäischen Partnernetzes. Eine weitere Zielsetzung ist die Intensivierung der Full-Custom-Design-Aktivität.
Und wie sieht es auf der Produktseite aus?
Aufgrund der Nachfrage wird sehr bald das 3,5-Zoll-Board mit GS45 erscheinen. Auch dort werden wir verschiedene Prozessorvarianten anbieten. Weiterhin arbeiten wir auch an der neuen Intel-Prozessor-Generation - wobei wir gemäß der Intel-Spezifikation dem so genannten TOCK-Pfad folgen - mit Unterstützung der neuen Schnittstellen SATA 6, UEFI und schnellem DDR3-Speicher.
Gibt es Probleme mit der aktuellen Bauteile-Allokation?
Auch unsere Materialbeschaffung ist derzeit schwierig. Dies erfordert eine ehrliche und enge Zusammenarbeit aller Beteiligten. Aufgrund unserer langjährigen, guten Beziehung zu Lieferanten sehen wir uns daher in der Lage unsere Lieferzeiten moderat zu halten.