»Wer heute nur noch ausschließlich in Maschinen denkt, hat verloren«

23. November 2009, 9:58 Uhr | Karin Zühlke, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Wer heute nur noch ausschließlich in Maschinen denkt, hat verloren«

Seit 2001 hat sich der Weltmarkt für Elektronikfertigung deutlich zugunsten von Asien respektive China verschoben. Wird sich dieser Trend weiter fortsetzen?

Asien, und hier vor allem China, wird weiterhin den Hauptmarkt darstellen. Gerade aber die hoch produktiven und hoch flexiblen und zum Teil sehr spezialisierten Elektronikfertiger in Europa werden sich weiterhin stabil und erfolgreich im weltweiten Markt behaupten. Generell muss jeder Fertiger die Gesamtkostensituation betrachten: Qualität, Zölle, Logistikaufwand, etc. spielen hier eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Für viele Fertigungen, zum Beispiel im Automobil- und Medizinsektor, würde daher eine Verlagerung die Gesamkostensituation verschlechtern.

Wie kann Europa konkurrenzfähig bleiben?

Mit durchgängig optimierten Fertigungskonzepten wie Build-to-Order. Denn wenn ich die Fertigung bis hin zur Endmontage nicht optimiere, bin ich als Fertiger letztlich gezwungen, aus Kostengründen nach Asien zu gehen. Wir können die Elektronikfertigung in Deutschland nur dann halten, wenn wir weiterhin Vorreiter sind für neue Produkte und Technologien und Innovationen vorantreiben.

Spielt das derzeit knappe Kapital dem Gebrauchtmaschinenmarkt in die Hände? Laut Aussagen einiger Fertigungsausrüster ist der Markt derzeit überschwemmt mit gebrauchtem Fertigungsequipment.

Auch wir stellen fest, dass wir im Gebrauchtmarkt bedingt durch die aktuelle konjunkturelle Lage mehr Umsatz machen, das betrifft Kunden jeglicher Branche und Größe. Trotzdem muss man aufpassen, auf was man sich da einlässt: viele der Maschinen, die zurzeit erhältlich sind, sind sehr alt und für bestimmte Bauelemente und eine zukunftsorientierte Fertigung nicht mehr geeignet.

Die Fertigungsausrüster kämpfen mit einem Minus von etwa 60 Prozent. Gibt es überhaupt Potenzial für Neugeschäft, und wenn ja, wo?

Es ist uns trotz der schlechten Marktlage gelungen, Neukunden zu gewinnen. Allein in China haben wir rund 30 Prozent Neukunden akquiriert. Europa ist allerdings noch recht zurückhaltend und zahlreiche Investitionen verzögern sich. Hier wird derzeit eher optimiert als investiert. Was die Investitionen betrifft, sehen wir heute schon, dass die Build-to-Order- Diskussion, die wir angestoßen haben, Früchte trägt.

Und wenn der potenzielle Kunde an der Finanzierung scheitert? Welche Möglichkeiten haben Sie einzugreifen?

Hier arbeiten wir sehr eng mit unseren Leasing-Partnern wie Siemens Financial Services zusammen, die in der Lage sind, das Fertigungsequipment adäquat zu bewerten. Über diesen Weg können unseren Kunden attraktive Finanzierungslösungen angeboten werden. Außerdem bieten wir mit unserer neuen skalierbaren Siplace- SX Geschäftsmodelle mit einem sehr niedrigen Anfangsinvestment.

Wer erholt sich aus Ihrer Sicht schneller, die OEMs oder die EMS-Dienstleister?

Das kann man pauschal nicht beantworten. Der Markt verteilt sich etwa 60 zu 40 Prozent zwischen OEM und EMS. An dieser Verteilung jedenfalls hat sich durch die Krise nichts verändert. EMS-Unternehmen konsolidieren sich erfahrungsgemäß rascher. Sie sind es gewöhnt,. mit Auftragsflauten und -spitzen umzugehen. Einige OEMs haben als Reaktion auf die schlechte Wirtschaftslage ausgelagerte Produktionen wieder zurückgeholt, um die eigene Fertigung auszulasten, was sich negativ auf die EMS-Unternehmen auswirkt.

Wie lautet Ihr Ausblick für 2010?

Asien – allen voran China – wird sich weiter gut entwickeln. Im Westen mit Europa und den USA wird der Markt sich relativ langsam erholen. Es kommt vor allem darauf an, wann sich der Kunde wieder sicher fühlt und bereit ist zu investieren. Wenn dieser Punkt erreicht ist, dann kann sich der Markt meines Erachtens schneller erholen, da Investitionsprojekte, die man derzeit vor sich herschiebt, dann kurzfristig zur Umsetzung gebracht werden – vor allem wenn man aus technischen Gründen – beispielsweise die Bestückung von 01005-Bauteilen – neues Fertigungsequipment – anschaffen muss. 


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