Laut einer Studie von iSuppli steht es nicht gut um die EMS-Branche in Russland. Einst ein vielversprechender Markt mit großem Wachstumspotenzial für Auftragsfertiger, erlebt das Land nun Schließungen, Investitionsstopp und Bauverzögerungen.
Noch Anfang des Jahres 2008 galt Russland laut Adam Pick, Principal Analyst für EMS/ODM bei iSuppli, als vielversprechende Region für Auftragsfertiger – ein zentrales Mitglied der vier aufstrebenden Wirtschaftsländer Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC). »Das Interesse an Russland als EMS-Standort war bei unseren Klienten immens«, so Pick.
Doch durch die weltweite Finanzkrise und die anhaltende Rezession hat es für Pick nun den Anschein, dass ein Großteil des Interesses am russischen Markt verschwunden ist. »Darüber hinaus hatten Elektronikfertiger in Russland auch schon in der Vergangenheit mit zahlreichen Problemen zu kämpfen«, so der Analyst.
Da gibt es zum Beispiel Elcoteq; der finnische EMS-Anbieter war einer der ersten, der in Russland Fuß fasste. Doch nach der Eröffnung des Werks in St. Petersburg im Jahr 2004 hatte der Anbieter große Probleme. Aufgrund einer falschen regionalen Strategie von Elcoteq wurde das Werk in St. Petersburg nie zu einem Erfolg. Zwei Mal Stand es zum Verkauf, bis das Unternehmen im Januar diesen Jahres die Schließung bekannt gab.
Dann gibt es da Flextronixs, die schon mehrmals öffentlich bekannt gaben, dass sie vor haben, nach Russland zu expandieren. Anfang 2008 vereinbarte das Unternehmen sogar mit Elcoteq die Übernahme des Werks in St. Petersburg, zog sein Angebot dann aber umgehend zurück. Die Analysten von iSuppli spekulieren, dass die hohen Ein- und Ausfuhrzölle, die auf Komponenten und Systeme für LCD-Fernseher liegen, der Hauptgrund war, warum Flextronics einen Rückzieher machte.
Zuletzt hatten auch Foxconn und Hewlett-Packard im August 2007 angekündigt, mit einem 50-Millionen-Joint-Venture in St. Petersburg ein Werk zu bauen und dort als OEM Computer herzustellen. Bis zu 40.000 Computer soll das Werk einmal produzieren, doch obwohl Foxconn mit dem Bau begonnen hat, wird der Produktionsstart immer weiter nach hinten verschoben.
Für die Elektronikindustrie nicht gerade attraktiv
Wo liegen die Gründe für das Scheitern so vieler EMS- und OEM-Hersteller in Russland? Die Analysten von iSuppli glauben an ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Da ist zum einen die gerade arg gebeutelte russische Wirtschaft: Der Markt ist instabil, das Land leidet unter einer Vielzahl an sozialen und politischen Problemen, dazu sinkt der Ölpreis – insgesamt nach Meinung der Analysten nicht unbedingt die idealen Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum.