Bei 12.000 Lieferanten sei die Wertschöpfungskette oft gar nicht mehr bis zum Erzeuger zurückzuverfolgen, erklärt Zimmermann am Beispiel der Permanentmagnete, die Seltene-Erden enthalten: Bevor der Rohstoff vom Automobilhersteller gekauft wird, hat er schon sechs Wertschöpfungsschritte hinter sich. Die größten Zulieferer für Permanentmagnete mit Seltenen Erden sind China und Japan. Laut Zimmermann leiden die japanischen Zulieferer stark unter den Exportbeschränkungen Chinas für die begehrten Metalle. Denn dadurch können die chinesischen Zulieferer ihre Permanent-Magnete deutlich billiger verkaufen als die Konkurrenz aus Japan: »Die japanische Zulieferer haben zwar bereits reagiert und substituieren, aber das verteuert den Kilopreis.« Langfristig, so Zimmermann, werde auch BMW seine Entwicklung darauf ausrichten, riskante Rohstoffe zu vermeiden bzw. zu substituieren.
Substitution ist kein Allheimittel
Ein Allheilmittel ist allerdings die Substitution von Rohstoffen nicht. »Denn«, so Dr. Gerd Schulz, Director ES&H von Epcos, »das ist langwierig und teuer.« Schließlich müssen die Produkteigenschaften erhalten bleiben und auch die Freigabe-Prozesse erneut durchlaufen werden. »Das kann gut vier bis fünf Jahre dauern«, so Dr. Schulz. Einen wichtigen Beitrag zur Rohstoffeffizienz sieht Dr. Schulz vor allem in der Miniaturisierung von Bauelementen. Besonders die passiven Komponenten sind hier prädestiniert: »Wir haben unsere Bauteile in den letzten Jahren um ein Vielfaches verkleinert und das bei gleicher Leistung«, betont der Epcos-Manager. Vergessen dürfe man laut Dr. Schulz allerdings nicht, dass ja nicht nur die Bauteile selber Rohstoffe benötigen, sondern auch so genannte Fertigungshilfsstoffe für die Herstellungsprozesse erforderlich sind: »Hier spielen auch gesetzliche Regelungen wir RoHS und REACH mit hinein, weil dadurch bestimmte Fertigungshilfsstoffe wegfallen können, die dann wiederum Einfluss auf die Rohstoffversorgung haben.«
Mehr Transparenz in die Lieferkette bringen könnten zertifizierte Lieferketten. Denn neben dem Problem der hohen Preise und der Versorgungsengpässe gibt es - z. B. bei Tantal - auch ethische Bedenken. So hat zum Beispiel der Komponenten-Hersteller AVX kürzlich erklärt, eine ethisch saubere Lieferkette fördern zu wollen und künftig direkt in die Rohstoff-Lieferkette einzugreifen. Besonders Tantal aus Zentralafrika gilt als ethisch äußerst kritisch. Ein Schritt in Richtung Zertifizierung ist der »Dodd-Frank-Act«, ein neues Gesetz, das börsennotierte Unternehmen in den USA dazu verpflichtet, künftig u.a. ihre Liefer- und Produktketten bei so genannten Konfliktmineralen, zu denen beispielsweise das Tantal gehört, offenzulegen.