Der Standort spielt bei der Zusammenarbeit zwischen EMS und OEM ebenfalls eine maßgebliche Rolle, denn nicht selten blenden Auftraggeber gerade die alltäglichen Umgangsschwierigkeiten mit geografisch fernen EMS-Dienstleistern aus. Es fehle nach Meinung von Andreae die Rückbesinnung auf jene Werte, die die Wahl eines deutschen Dienstleisters aus qualitativen und finanziellen Gesichtspunkten sinnvoll macht. So seien die vereinfachte Kommunikation, kürzere Transportzeiten und schnellere Reaktionsfähigkeit im Eil- oder Schadensfall ein Mehr an Sicherheit. Genau betrachtet führe die Wahl eines EMS-Unternehmens in räumlicher Nähe zum Auftraggeber auch zu deutlich reduzierten Transport- und Pufferlagerkosten, zu krisensicherer Geschäftsgestaltung, ohne kulturelle Differenzen.
Mehr jedoch als die gebotene Prozessoptimierung und das bereichs-übergreifende Supply Chain Management sei nach Aussage von Andreae der allseits vorherrschende Innovationsdruck, der für den Standort Deutschland spricht. Hier böte sich den EMS-Betrieben mit ihrer Kompetenz die Chance, für den Kunden Produkte, Prozesse und Kosten ideenreich zu gestalten. »Der OEM-Auftraggeber muss allerdings bereit sein, das Projekt mit dem EMS-Dienstleister gemeinsam ganzheitlich anzugehen und mit ihm zu bewerten. Dem Prozessmanagement, der EDV und den Finanzen fällt dabei eine gleichbedeutende Rolle zu. Das ist allerdings erst in wenigen Fällen ausgeprägt«, fasst Andreae das Kern-problem zusammen.
EMS-Firmen müssen ihre Kompetenzen nach außen sichtbar machen
»Es ist nicht nur der unterschiedliche Blick der am Entwicklung- und Fertigungsprozess Beteiligten, wie sie die Zusammenarbeit verstehen«, betonte Hubertus Andreae. Vielmehr müsse ein EMS-Betrieb, der mehr als reine Auftragsfertigung zu bieten hat auch lernen, seine Kompetenzen entsprechend nach außen zu kommunzieren.
Wie weit der Blick über den eigenen Tellerrand der Fertigung hinausgehen kann, zeigten die beiden Plath EFT-Referenten Friedrich Vogt und Hartmut Koch, Leiter des Engineering und der Fertigung. Stünden konventionelle EMS-Betriebe für Fertigung, Test und Prüfung der Produkte sowie für das Materialmanagement, so brächten Mitbewerber, die darüber hinaus »Electronic Engineering« böten, deutlich mehr Erfahrung und Fähigkeiten mit. »Wir bedienen mit der Luftfahrtindustrie und die Verteidigungstechnik eine anspruchsvolle Klientel«, so Vogt. Das schaffe einen Wissenshintergrund bei der Konstruktion, dem PCB-Design und beim Produktdatenmanagement, der letztendlich jedem Kunden zugute kommt, betonen die beiden EFT-Experten. »Wir wollen erreichen, dass unsere Kunden uns als Mitgestalter in der gesamten Prozesskette verstehen. Darin liegt der Mehrwert, der für uns alle eine Win-Win-Situation bringt«, resümiert Geschäftsführer Matthias Holsten am Ende des Tages.