Ein großes Risiko sieht Stahl im Bedeutungsverlust des europäischen Bauteilmarktes durch die asiatische Dominanz im Massengeschäft und die damit einhergehende Verschlechterung der Beschaffungssituation. »Diesem Risiko können wir nur durch eine weiterhin starke Elektronikindustrie in Europa und indem wir internationale Beschaffungswege nutzen, begegnen.« Zwar wird sich nach Überzeugung der befragten Unternehmen die Beschaffungssituation verbessern, von einer deutlichen Entspannung mag aber noch niemand so Recht sprechen. Als eine Folge der Bauteileverknappung sind die EMS-Firmen nach einem überhitzten Jahr mit teils exorbitanten Preissteigerungen konfrontiert. Nun gilt es, an der Preisschraube drehen, damit sich die vollen Auftragsbücher auch auszahlen. Doch das dürfte nicht ganz einfach werden, wie Witte bestätigt: »Mit der besseren Verfügbarkeit von Bauteilen kommt es nun darauf an, den richtigen Zeitpunkt für Preisverhandlungen nicht zu verpassen. Das ist umso herausfordernder, weil die Distributoren nach verbindlichen Bestellungen für einen langen Zeitraum fragen, um die Lieferfähigkeit abzusichern. Bestehende Bestellungen später neu zu verhandeln, ist für Einkäufer fast unmöglich.« Ein starker Einkauf, der sich auf den Beschaffungsmärkten sehr gut auskennt und es versteht, seine Einkaufsmacht gezielt einzusetzen, sei daher unabdingbar, so Witte. »Einkäufer brauchen zukünftig mehr denn je spezielles Wissen über ihre Warengruppen, die Lieferkette und den Einfluss ihrer Distributoren bei den Herstellern.«
Das wird nach Ansicht von Christen umso wichtiger, weil die EMS-Kunden rotz steigender Vielfalt und damit rückläufigen Stückzahlen pro Produkt ein vergleichbares Preisniveau erwarten. »Für diese Herausforderung müssen wir im Rahmen der Produktionslogistik Lösungen finden,«, so Christen. Hinzu kommen der anhaltende Wettbewerbsdruck aus Osteuropa und Asien sowie zu erwartende Lohnerhöhungen in Deutschland. Gegensteuern will Schmidt-Streier hier vor allem über das Lean-Prinzip, das er mit in seinem Unternehmen bereits seit Jahren anwendet und künftig noch weiter ausbauen will.