In der COG sind nicht nur Unternehmen organisiert, die nach einer Lösung für ihr Problem suchen, sondern auch Anbieter. Wie verträgt sich das?
Derzeit liegen wir bei einer Quote von 70:30, also 70 Prozent »Suchende« und 30 Prozent Anbieter. Ein gesundes Verhältnis aus den »Suchenden« und Anbietern ist uns außerordentlich wichtig. Denn sobald wir mehr Anbieter als potenzielle Kunden haben, wird aus unserem Verband eine Vereinigung ohne Mehrwert für die Mitglieder. Und das wollen wir auf alle Fälle verhindern. Es geht für uns nicht darum, dass wir um jeden Preis steigende Mitgliederzahlen vorweisen können. Das heißt im Klartext: Wir nehmen nicht jeden auf.
Welche Firmen nehmen Sie demnach nicht auf?
Wir möchten ein Verband sein, der professionell mit dem Thema Obsolescence-Management umgeht. Das heißt, hinter einem – potenziellen – Mitglied muss auch eine gewisse Verlässlichkeit stehen. Schließlich verstehen wir COG als Gütesiegel.
Wie setzt sich die COG derzeit zusammen und welche Unternehmen stehen noch auf Ihrer Wunschliste?
37 Prozent kommen aus dem Dienstleistungssektor - Fertigungs- und Entwicklungsdienstleistungen, 10 Prozent aus dem Militärbereich, 9 Prozent aus der Distribution, 14 Prozent aus dem Bereich Transportation, 9 Prozent aus der Industrie, 6 Prozent aus dem Automotive-Sektor und 4 Prozent aus der Luftfahrt. Die restlichen 11 Prozent entfallen auf Unternehmen aus der Consumer- und Medizinelektronik.
Wünschen würden wir uns als Mitglieder mehr Hersteller und Distributoren. Unser Mitgliederfeld dahingehend auszubauen, sehe ich auch als eine meiner Aufgaben und Ziele für die nächsten zwei Jahre.
Sind auch Kooperationen mit Forschungseinrichtungen geplant?
Es gibt weltweit nur ein Institut, das sich dediziert mit dem Obsolescence-Management beschäftigt: Die University of Maryland. Ich habe bereits mit Prof. Sandborn und Prof. Pecht, dort verantwortlich für den Bereich Obsolescence-Management, ein Projekt umgesetzt. In unserem Projekt geht es um Verfügbarkeitsvorhersagen für Software-Lizenzen. Idee dahinter ist, wenn sie für ein Flugzeug ein System konstruieren und ein Betriebssystem entwickeln, müssen sie wissen, wie lange die Software unterstützt wird. Dazu haben wir gemeinsam ein Verfahren zur statistischen Wahrscheinlichkeit des Software-Verfügbarkeitszeitrahmens entwickelt. Im Zuge meiner Tätigkeit bei der COG werden wir die Zusammenarbeit weiter intensivieren.
Bislang ist die COG ja mehr oder weniger deutscher Verband. Planen Sie eine Internationalisierung der Mitgliederbasis?
Die COG in Deutschland geht auf internationale Wurzeln zurück und ist eine Tochter der gleichnamigen britischen Mutterorganisation. Wir werden in Zukunft mit dem Mutterverband auch verstärkt zusammenarbeiten. Außerdem gibt es Gründungsansätze für eine COG in Norditalien. Das werden wir natürlich unterstützen. Auch die Integration von Herstellern in unsere Quartalsmeetings sehe ich durchaus als Aspekt der Internationalisierung.
Stellen Sie Ihre Dienstleistungen auch Nicht-Mitgliedern zur Verfügung?
Es gibt eine Reihe von Dokumenten, auch Nichtmitglieder kaufen können, auch an unsererem Quartalsmeeting können Nicht-Mitglieder einmalig kostenlos teilnehmen.
Nun war die COG bislang nicht unbedingt für eine offene Kommunikation bekannt. Sie wollen das nun ändern …
Das ist richtig, denn nur durch eine offene Kommunikation erfahren unsere Partner in der Supply-Chain - Hersteller und Distributoren - von den gegenseitigen Bedürfnissen und Möglichkeiten. Ich denke es ist daher an der Zeit, mit bereits konkret beschlossenen Maßnahmen das »Stillschweigen« zu brechen.
Das Interview führte Karin Zühlke