»Bis 2012 wollen wir in die europäische Top-5-EMS-Riege aufsteigen«

3. November 2009, 10:10 Uhr | Karin Zühlke, Markt&Technik

Seit Dezember 2008 steht das Unternehmen SRI Radio Systems nach dem Management-Buy-out aus dem Nokia-Siemens-Networks-Konzern auf eigenen Beinen. CEO Martin Kampmann genannt Diergardt zieht nach 11 Monaten Bilanz.

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Markt&Technik: Ende 2008 war wohl angesichts der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein denkbar schlechter Zeitpunkt für ein Management-Buy-out. Wie ist es Ihnen dennoch gelungen, sich durchaus passabel durch das Rezessionsjahr zu manövrieren?

Martin Kampmann genannt Diergardt: Dass es nicht leicht würde, war uns klar. Wir mussten unsere Prognose für 2009 nach unten korrigieren und einen Umsatzrückgang von 40 Prozent gegenüber unserem Forecast verzeichnen. Im ersten Halbjahr lagen die Rückgänge  bei etwa 15 Prozent. Der Telekommunikationssektor, für den bislang hauptsächlich entwickelt und gefertigt wird, brach erst im zweiten Halbjahr deutlich ein. Aber uns ist es trotz der geänderten Rahmenbedingungen gelungen, Neukunden über die Telekommunikationsbranche hinaus zu akquirieren, darunter Unternehmen aus den Segmenten regenerative Energien und Medizintechnik. Unser Know-how aus dem Telekommunikationssektor lässt sich gut in andere Bereiche übertragen. Sehr erfolgsversprechend sozusagen von Null auf Hundert sind wir mit unserem Geschäftsbereich »Consulting und Training« gestartet.

Consulting-Dienstleistungen sind eine eher ungewöhnliche Dienstleistung für ein EMS-Unternehmen. Wie kam es zu diesem Geschäftsfeld?

Wir arbeiten nach dem Lean-Prinzip mit dem Anspruch, sowohl operative als auch administrative Prozesse kontinuierlich zu optimieren. Was liegt also näher, als dieses interne Wissen auch als externe Dienstleistung anzubieten? Zudem ist diese Expertise nicht fertigungsspezifisch und lässt sich auch in Bereiche übertragen, die mit der Fertigung überhaupt nichts zu tun haben, beispielsweise Krankenhäuser - hier geht es zum Beispiel um Themen wie die Optimierung der Auslastung von OP-Anlangen und Reduzierung von Verwaltungsaufwand, um mehr Zeit für die Patientenbetreuung zu haben. Wir haben festgestellt, dass besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten viele Unternehmen bestrebt sind, ihre Abläufe zu verbessern bzw. aufgrund von weniger Auslastung Zeit dazu haben. Und genau hier setzen wir mit unseren Beratungsleistungen an.

Hier haben Sie es mit schlagkräftigen Mitbewerbern zu tun, deren Kernkompetenz die Unternehmensberatung ist. Wie heben Sie sich davon ab?

Wir beraten anders als die klassischen Unternehmensberater: Bei uns steht neben der theoretischen Analyse die praktische Umsetzung mit den Beteiligten im Mittelpunkt, nicht die abstrakte betriebswirtschaftliche Beratung.

Wie wollen Sie SRI insgesamt langfristig positionieren?

Die Umsatzverteilung aus Aufträgen des ehemaligen Mutterkonzerns im Verhältnis zu weiteren Kunden wollen wir im kommenden Jahr auf etwa 60 zu 40 Prozent einpendeln und uns bis 2012 unter den europäischen Top-5-Fertigungs & Engineering-Dienstleistern positionieren. Erreichen werden wir dies durch ein Rund-um-Portfolio, das die gesamte Supply Chain abdeckt: von der Lieferantenauswahl der Komponenten bis hin zum After-Sales-Support. Besonders beim Materialmanagement gibt es Optimierungspotenzial für unsere Kunden. Wir können hier aufgrund unserer Einkaufserfahrung und bestehenden Beziehungen mit den Herstellern attraktive Konditionen bieten. Dabei forcieren wir parallel den Bereich Produktentwicklung. Allein 75 Mitarbeiter sind bei SRI im Engineering tätig, davon etwa die Hälfte im Bereich Prüfprozessentwicklung und -realisierung..

Der EMS-Markt in Deutschland ist dicht besiedelt. Ist hier überhaupt noch Platz für ein neues EMS-Unternehmen?

Die Wirtschaftsveränderung – wir vermeiden bewusst das Wort »Krise« - bietet gleichzeitig große Chancen, neue Partner bzw. Kunden zu finden, denn der Markt ist in Bewegung. Es gibt zunehmend mehr mittelständische Unternehmen, die sich mit dem Gedanken beschäftigen, ihren Dienstleister zu wechseln: beispielsweise von einem global agierenden EMS-Konzern zum flexiblen Unternehmen in Europa.


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