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Industrie 4.0 macht Spaß!

12. November 2013, 15:28 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Industrie 4.0 macht Spaß!

So ganz schrecklich revolutionär klingt das nun auch wieder nicht. Als Volker Pape, CEO von Viscom, vor zwei Jahren über den Begriff Industrie 4.0 stolperte und sich näher damit befasste, stellte er fest: »Vieles davon machen wir ja schon seit Jahren. Wir betrachten es jetzt aber auch unter dem Top-Down-Aspekt.« Und Prof. Wahlster stimmt zu: »Inselsysteme gibt es schon, die Industrie ist auf dem Weg.« Aus diesem Blickwinkel heraus ist Industrie 4.0 ein evolutionärer Prozess mit einem spezifischen Ziel: Steigerung der Effizienz, Steigerung der Qualität.

Aber nun kommt es darauf an, das Ganze im großen Maßstab umzusetzen. Im Consumer-Bereich gibt es Beispiele: Wer sich bei Amazone ein Produkt bestellt, der kauft es über eine Handy-App, die Lieferungs- und Zahlungsprozeduren laufen im Hintergrund ab. »Das müssen wir in die Produktionsflüsse in die Fabriken bringen, Design-to-Manufacturing, die Simulation der Fab-Umgebung für die effiziente Fertigung ist dazu erforderlich, das hat Konsequenzen für die gesamte Supply-Chain«, erklärt Stephan Häfele von Mentor Graphics.

Konsequenzen hat Industrie 4.0 aber auch in einem weiteren besonders sensiblen Bereich: Sicherheit. Den Produktionsprozess zu beherrschen, die Maschinen entsprechend zu programmieren, darin sehen große wie kleine Unternehmen ihr Kern-Know-how. »Wenn nun die Maschinen über IP und in die Cloud kommunizieren – dann kann ja jeder eindringen und unser Know-how klauen« – so lauten die Befürchtungen so mancher Hersteller. Gegensolche Ängste stellt Gerd Hoppe von Beckhoff Automation eine interessante These auf: »Gerade weil es sich nicht mehr um proprietäre sondern offene Systeme handelt haben die Firmen auch den Schutz gegen Angriffe selber in der Hand und diese Möglichkeit ist die beste denkbare Verteidigung.« Er verweist auf Stuxnet, denn dieses Virus hätte auf ein proprietäres System abgezielt. »In einem offenen System dagegen kann sich jeder selber schützen und ist damit gegenüber früher in einer günstigeren Situation«, so seine Schlussfolgerung.

Ebenfalls ein Punkt, den Bedenkenträger gerne vorbringen: es fehlen Standardisierungen für die Maschinen-Schnittstellen. Auch dafür kennt Gerd Hoppe ein Rezept: »Ganz entspannt angehen!« Denn die Standards entwickeln sich und es wird viele Wege geben, das Ziel zu erreichen, die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Maschinen zu ermöglichen. »Es geht nicht nur um M2M, es geht um die Kommunikation zwischen den Produkten in der Fertigung und den Maschinen, zwischen dem Endprodukt und dem Nutzer und zum Rest der Welt«, ergänzt Kurt Sievers von NXP. »Hier auf Standards zu warten zu wollen, das muss scheitern!« »Die Standardisierung geht Industrie 4.0 nicht voran, die Märkte sind stärker«, stimmt Hoppe zu.

Viel mehr Spaß – und da sind wir wieder bei der Eingangs-Euphorie – macht es doch, an den neuen Systemen zu arbeiten und sie voran zu treiben. »In der neuen Industrie-4.0-Welt wechseln die Prozesse in der Fabrik ständig – das ist das Gegenteil von Langweile«, meint Prof. Wahlster. Auch Gerd Hoppe ist überzeugt, dass den langweilige Teil der Kommunikation künftig die Maschinen untereinander erledigen und die Menschen zur Kreativität befreit werden. Zu genau dem also, was dem Menschen seiner Natur nach Spaß macht und was so schwer in Software zu gießen sei.

Sind keinerlei Spaßbremsen in Sicht? Aus Sicht des Industrie-4.0-Podiums auf der productronica 2013 nicht. »Wir haben von Anfang an die Gewerkschaftsvertreter mit ins Boot geholt und auch sie sind dafür«, freut sich Prof. Wolfgang Wahlster. Ein gesellschaftsübergreifender Konsens in Richtung Industrie 4.0 tut sich also auf – wenn das kein harmonischer Einstieg in die productronica 2013 war!


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