In meiner Wahrnehmung hat sich die EMS-Branche in den letzten 10 Jahren – auch Dank der Aufmerksamkeit, die Sie immer wieder auf die Branche gelenkt haben – unglaublich stark entwickelt und auch emanzipiert und ihr Profil geschärft. Die Vielfalt und Diversifizierung ist sehr stark gewachsen. Viele EMS-Firmen haben eigene USPs entwickelt, mit denen sie erfolgreich agieren. Was geben Sie der Branche als Rat für die Zukunft mit? Woran muss die EMS-Branche vielleicht noch arbeiten?
Sie haben recht, die EMS-Branche hat sich beachtlich entwickelt. Sie ist in der Vergangenheit entstanden, hat sich in der Gegenwart hervorragend bewährt und wird in Zukunft unabkömmlich sein. Aus der heutigen Zeit ist die EMS-Industrie nicht mehr wegzudenken, weil sie einen Mehrwert für die Elektronikbranche schafft. Ganz besonders gilt das für die D-A-CH-Region. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten sehe ich für die EMS-Industrie enorme Chancen und Möglichkeiten, das bisherige Wachstum weiter fortzusetzen, wenn es ihr gelingt, die Herausforderungen wie auch die Anforderungen der Zukunft zu erkennen und die entsprechenden Maßnahmen abzuleiten.
Eine entscheidende Rolle wird dabei die Verbandsarbeit spielen. Ich kann es gar nicht oft genug unterstreichen: „Ein Verband gibt mehr zurück, als man gibt.“ Die vielen Dialoggespräche untereinander, die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit – die Vergangenheit hat gezeigt, dass das Gold wert ist. Im ZVEI haben wir beispielsweise viele Leitfäden gemeinsam erstellt, die für die ganze Elektronik- und EMS-Industrie wegweisend waren, und mit vielen Tätigkeiten enorme Aufmerksamkeit und Erfolg erzielt. Das gilt es fortzusetzen. „Die Kunden wiederum sollten – zu ihrem eigenen Vorteil – die EMS-Industrie noch intensiver in die Prozesse integrieren“.
Und wo sehen Sie die EMS-Branche in 10 Jahren?
Die EMS-Industrie wird auch in Zukunft als Partner für die Elektroindustrie unverzichtbar sein. Denn der Mehrwert, den die EMS-Industrie dem Markt bietet, ist enorm hilfreich für alle Branchen. Das lässt sich weiter ausbauen; die EMS-Industrie wird sich noch stärker etablieren, wenn sie für die verschiedenen Kunden und Branchen den kompletten Produktlebenszyklus je nach Bedarf abdecken kann und auch in der vertikalen Integration von elektronischen Baugruppen bis zu Modulen oder Geräten und Systemen viel Unterstützung bieten kann. Die Kunden wiederum sollten – zu ihrem eigenen Vorteil – die EMS-Industrie noch intensiver in die Prozesse integrieren. Schließlich können sie so die Erfahrung der EMS-Spezialisten von der Entwicklung über die Serie bis zum Service in noch größerem Umfang nutzen.
Ich denke, dass für die EMS-Branche ein Wachstum im einstelligen Prozentbereich in den nächsten Jahren realisierbar ist.
Ihr eigener Werdegang bei Zollner Elektronik zeigt eindrucksvoll, welche Früchte die Karriere-Förderung von Mitarbeitern im Unternehmen tragen kann. Welche Rolle spielt eben diese Mitarbeiterförderung bei Zollner Elektronik insgesamt?
Eine sehr große. Intensive Aus- und Weiterbildung ist bei uns Standard. Auch dieses Jahr haben beispielsweise zum 1. September 67 Berufsstarter eine Ausbildung oder ein duales Studium bei der Zollner Elektronik AG aufgenommen – trotz Corona. Wenn die jungen Menschen offen für neue Herausforderungen sind, haben sie gute Entwicklungsmöglichkeiten. Denn unsere Führungskräfte kommen mehrheitlich aus den eigenen Reihen; viele haben ihre Laufbahn als Auszubildende oder dualer Student bei Zollner begonnen und sich im Laufe der Zeit unser Vertrauen erworben und bewiesen, dass sie zu lebenslangem Lernen bereit sind. Die Kunden erwarten, dass der Stand der Technik von uns beherrscht wird und wir uns auch mit den zukünftigen Herausforderungen sowie mit Forschung und Entwicklung intensiv befassen, um auch in Zukunft ein wertvoller Partner zu sein.
Handelspolitisch könnte sich die weltwirtschaftliche Lage durch die Wahl des neuen US-Präsidenten entspannen. Was sind Ihre Erwartungen in dieser Hinsicht?
Wir hoffen, dass sich mit dem Machtwechsel in Washington die Lage entspannt. Unser Wunsch wäre eine Beruhigung der gesellschaftlichen Lage in den USA und eine Versachlichung der Gesprächsatmosphäre in den zwischenstaatlichen Beziehungen. Es wäre schön, wenn Importzölle auf den Prüfstand kämen und andere Handelshemmnisse verringert werden könnten. Mit dem neuen Präsidenten ist auch die Hoffnung auf einen Neuanfang verknüpft.
Abschließend: Was wünschen Sie sich ganz persönlich für die Zukunft?
Mein ganz großer Wunsch ist Gesundheit, damit ich gemeinsam mit meiner Frau den Ruhestand genießen kann. Ich freue mich darauf, endlich viel freie Zeit mit ihr zu verbringen. Wie lange haben wir davon geträumt – dass der Wecker nie mehr morgens klingelt, wir endlich ganz in Ruhe unseren Hobbys und Leidenschaften nachgehen können, von Ferien für immer. Es ist eine verlockende Aussicht: Im Ruhestand muss man nicht mehr tun, was sich rentiert, sondern kann tun, was sich lohnt. Wir können ja nicht verhindern, dass wir alt werden, aber wir können dafür sorgen, dass wir Spaß dabei haben. Das schließt für mich auch ein, für die Kinder und Enkelkinder da zu sein. Ich möchte mich um meine Enkel kümmern, wenn Unterstützung benötigt wird da zu sein – und ich hoffe, dass das oft der Fall sein wird …