Eine „elegante“ Art der Verbindungstechnik sieht Bernhard Säckl von ODU in der Hybridtechnik, bei der über nur eine Schnittstelle verschiedene Medien wie Daten, Hochstrom und Hochspannung, aber auch Flüssigkeiten und Druckluft übertragen werden. In den sogenannten modularen Steckverbindern werden unterschiedliche Übertragungsmodule in einem Stecker-Gehäuse zu einer kundenspezifischen Schnittstelle zusammengefasst. Das kann in der industriellen Produktion große Vorteile haben: Die modularen Steckverbinder sparen Platz, reduzieren den Verdrahtungsaufwand, vereinfachen die Handhabung und minimieren Montagefehler. Bei den ODU-Steckverbindern kommt hinzu, dass diese für extrem viele Steckzyklen ausgelegt sind. So gibt es funktionierende Steckverbinder im Feld, die hinsichtlich der Steckzyklen bereits die 1-Million-Marke überschritten haben. Die Verkabelung bei den modularen Steckverbindern erfolgt übrigens nicht immer hybrid, sondern ist auch über getrennte Leitungen möglich, was den Vorteil hat, dass Standardkabel zum Einsatz kommen können.
Aber auch „echte“ Hybrid-Steckverbinder, bei denen die Verkabelung ebenfalls hybrid weitergeführt wird, sind schon sehr lange im Gespräch und mittlerweile auf dem Vormarsch. Diese Hybrid-Stecker – die Industrie spricht auch von „Ein-Kabel-Lösungen“ – werden zum Beispiel zunehmend an Servo- und Linearantrieben eingesetzt. Mit ihnen lässt sich die Verkabelung an der Maschine halbieren, und damit der Wartungsaufwand reduzieren und Material einsparen. Kommen die Hybrid-Steckverbinder an beweglichen Roboterarmen zum Einsatz, gibt es einen weiteren positiven Effekt: Weniger Gewicht und „träge Masse“ wirken auf das System.
»Die Ein-Kabel-Lösungen werden sich weiter etablieren«, prognostiziert Joachim Pfleiderer von Amphenol Tuchel Industrial. »Ob ein Kunde die Technologie übernimmt, ist eine Frage seiner Unternehmensphilosophie. Zudem ist es aber auch noch eine Abwägungsfrage«, schränkt der Experte ein. »Die Kabel – es müssen spezielle Sonderkabel zum Einsatz kommen – sind teuer. Auch gibt es technische Gründe, bis hin zu Biegeradien, die gegen den Einsatz von Hybridsteckverbindern sprechen.« Joachim Pfleiderer sieht in der Hybridtechnik »gewisse Vorteile, allerdings keine Universallösung«.
Klaus Joachim von Lapp Systems hält dagegen: »Ich bin anderer Meinung. Die Ein-Kabel-Lösungen haben durchaus das Potenzial, sich dauerhaft und auf breiter Ebene durchzusetzen! Denn der Markt entwickelt sich weiter: Die Stückzahlen werden steigen und damit die Kabel-Preise sinken. Blickt man zum Beispiel auf Schaltschrank-Applikationen, so wird schon bei der nächsten Generation an Reglern immer mehr Hybrid-Verkabelung zum Einsatz kommen!«
Außerdem, so ist Klaus Joachim überzeugt, rückt der Systemgedanke immer stärker in den Vordergrund: »Der Kunde will nicht mehr nur die einzelne Komponente kaufen, sondern eine Gesamtlösung beziehen«, erklärt der Experte. »Eine der wichtigsten Entwicklung bei Lapp in vergangener Zeit war daher die automatisierte Herstellung von Servokonfektionen«, erläutert Klaus Joachim. Das Zusammenfügen von Steckverbinder und mehradrigen Kabeln erfolgte bislang ausschließlich manuell. Lapp führt diesen Prozess nun maschinell aus, wodurch das Unternehmen eine reproduzierbar hohe Qualität bei Servokonfektionen sicherstellen kann. Unter anderem hat man in Zusammenarbeit mit der Firma Intercontec, die heute zu TE Connectivity gehört, den Übergang von der Kabelschirmung zum Steckergehäuse verbessert: Im automatischen Prozess schiebt die entsprechende Maschine die Schirmung zurück und presst sie in einem Ring in das Gehäuse. Die Drähte des Kabelschirms haben dadurch rundherum großflächigen Kontakt mit dem Stecker. Diese 360-Grad-Schirmung verbessert die Abschirmwirkung um mindestens 100 Prozent gegenüber herkömmlichen Servokonfektionen, wie die Tests von Lapp belegen.