Alle guten Vorsätze vergessen?

Zu wenig Planungssicherheit in der Lieferkette

18. April 2011, 11:39 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Supply Chain Management: Es hapert am Datenaustausch

Johann Weber, Zollner Elektronik
Johann Weber, Zollner Elektronik: »Wir müssen weg von den klassischen Bestellungen, hin zu Austauschplattformen.«
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Eine bessere Abstimmung in der Lieferkette ist nur eine Seite der Medaille. Die weit größere Herausforderung besteht darin, den Datenfluss zu optimieren. Bislang gibt es dazu aber keine einheitlichen Richtlinien zur Aufbereitung und zum Austausch der erforderlichen Daten. 

Viele Distributoren setzen bei der Übermittlung von Materiallisten oder Bestellungen bereits EDI ein, so die Erfahrung von Michael Clarner, Distribution Key Account Manager EMEA von FCI Electronics. So gebe es in der EMEA-Region kaum noch Vertriebspartner, die nicht mit EDI arbeiten. Allerdings, so Johann Weber, bestehe hier schon noch Nachholbedarf. Nach seiner Erfahrung gebe es immer noch genug Fälle, in denen einfach Excel-Files hin- und her geschoben werden – dass eine solche Methode ein hohes Fehlerpotenzial birgt, versteht sich von selbst. »Wir müssen weg von den klassischen Bestellungen, hin zu Austauschplattformen«, fordert Weber deshalb. Unterstützen könnten diese Forderung beispielsweise Gremien und Verbände wie der ZVEI mit entsprechenden Initiativen. 

In diesem Zusammenhang heiß diskutiert wird die Forderung nach einem einheitlichen Format für PCNs  (Product Change Notification). Das Problem: Jeder Hersteller pflegt für die PCNs sein eigenes Format. Bis auf den Namen gebe es hier keinerlei »Standard«, erklärt Dietmar Jäger, Director Sales Distribution von TDK-EPC. Auch der Inhalt einer solchen PCN sei nicht definiert. Jeder Distributor erhält also von seinen Herstellern, je nach Umfang der Liniecard, bis zu mehrere hundert PCN-Formate. Die Distributoren konsolidieren die PCNs und geben sie – wieder in einem eigenen Format – an ihre Kunden weiter. Das, so Thomas Brachtel, Managing Director Central Europe von Future Electroncis, »ist eine doppelte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme«. Denn damit wächst der Datenwust und der Verwaltungsaufwand für den Kunden exponentiell, je mehr Lieferanten er hat. Die Einigung auf wenigstens einen Minimalstandard scheint also überfällig, denn, so Frank Stephan, Regional Vice President von Avnet Memec, solche vermeintlichen Kleinigkeiten behindern den Lieferfluss zusätzlich.    

Allein einheitliche Datenformate und ein einheitlicher Übertragungsstandard sind nach Ansicht von Andreas Falke, Sales Director North von Arrow, allerdings noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Das Problem sieht er vielmehr in der Informationsflut, aus der sich teilweise die wirklich wichtigen Daten gar nicht mehr herausfiltern lassen: »Eine Vereinheitlichung wäre der Kommunikation zwar zuträglich, aber dennoch bleibt die Frage: Verarbeite ich die Information schnell oder liefere ich die sinnvolle Information?«

 


  1. Zu wenig Planungssicherheit in der Lieferkette
  2. Mehr Verständnis für die Produktionsprozesse
  3. Supply Chain Management: Es hapert am Datenaustausch

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