Trend Micro warnt vor der transformativen Rolle von generativer Künstlicher Intelligenz für die Cyber-Bedrohungslandschaft sowie einer neuen Welle an ausgeklügelten Social-Engineering-Taktiken. Auch Lieferketten können zu Zielscheiben werden.
Die breite Verfügbarkeit und verbesserte Qualität generativer KI in Verbindung mit Generative Adversarial Networks (GANs) zur Generierung von realistischen Foto-, Audio- und Videoinhalten beeinflusst nachhaltig die Phishing-Landschaft im Jahr 2024. Trend Micro prognostiziert eine neue Welle an Business Email Compromise (BEC), Virtual Kidnapping und anderen Betrugsmaschen – ausgelöst durch die kosteneffiziente Erstellung solcher Inhalte.
Angesichts lukrativer Gewinnaussichten nutzen Bedrohungsakteure für derartige Kampagnen entweder legale KI-Tools mit gestohlenen Anmeldeinformationen und VPNs, um ihre Identitäten zu verbergen oder entwickeln eigens bösartige generative KI-Werkzeuge. Aber auch KI-Modelle selbst geraten im Jahr 2024 unter Beschuss: Während die Datensätze generativer KI und LLMs (Large Language Models) für Bedrohungsakteure nur schwer zu beeinflussen sind, stellen spezialisierte Cloud-basierte maschinelle Lernmodelle ein attraktives Ziel dar. Sie werden mit spezifischeren Datensätzen trainiert und können Opfer von Data-Poisoning-Angriffen werden – von der Exfiltration sensibler Daten bis hin zur Störung von Betrugsfiltern und sogar der Beeinflussung von vernetzten Fahrzeugen. Solche Angriffe kosten Akteure schon heute weniger als 100 US-Dollar.
»Fortgeschrittene LLMs, die jede Sprache beherrschen, stellen eine erhebliche Bedrohung dar, da sie bislang häufig vorhandene Hinweise für Phishing-Angriffe, wie zum Beispiel ungewöhnliche Formatierungen oder grammatikalische Fehler, vermeiden. Das erschwert die Erkennung solcher Attacken«, berichtet Udo Schneider, IoT Security Evangelist Europe bei Trend Micro. »Unternehmen müssen deshalb ihre bisherigen Phishing-Schulungen anpassen und zudem moderne technische Schutzmaßnahmen einführen. Fortschrittliche Abwehrmechanismen übertreffen nicht nur die menschlichen Fähigkeiten bei der Erkennung, sondern gewährleisten auch die Widerstandsfähigkeit gegen diese Angriffstaktiken.«
Derartige Security-Entwicklungen können wiederum zu einer verstärkten Kontrolle durch die Regulierungsbehörden führen und darüber hinaus die Technologiebranche veranlassen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen: »Im kommenden Jahr wird die Cyber-Branche die Gesetzgeber bei der Entwicklung von cybersicherheitsspezifischen KI-Richtlinien überholen. Die Branche bewegt sich schnell in Richtung einer freiwilligen Selbstregulierung«, so Udo Schneider weiter.