Vollere Auftragsbücher bescherten der deutschen Industrie im Mai wieder kräftige Produktionszuwächse. Der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) für das Verarbeitende Gewerbe stieg gegenüber April um 1,3 Zähler auf aktuell 49,4 Punkte und erreichte damit ein Drei-Monatshoch.
Anhaltender Beschäftigungsabbau, rückläufige Einkaufsmengen und Unterauslastung der Zulieferer hinderten den Konjunkturfrühindikator allerdings zum dritten Mal in Folge, die Wachstumsschwelle von 50 Punkten zu überschreiten.
„Der jüngste Anstieg des EMI signalisiert, dass sich die Auswirkungen der Eurokrise auf die deutsche Wirtschaft vorerst in Grenzen halten. Erfreulich für unsere Einkäufer sind die kräftig gesunkenen Materialpreise“, betonte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), in Frankfurt. Damit habe sich die Kostenlast der Unternehmen deutlich verringert.
„Im Mai hat sich die Stimmung in der deutschen Industrie laut EMI wieder aufgehellt. Trotz zahlreicher Wetterkapriolen setzt sich eine sukzessive Aufwärtsentwicklung durch. Nach den beiden schwachen Quartalen vor und nach dem Jahreswechsel in Deutschland sollte ab dem zweiten Quartal wieder ein deutliches Wachstum zu verzeichnen sein“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME. Bei den krisengebeutelten europäischen Nachbarländern zeigten sich ebenfalls erste Lichtblicke. In Kombination mit einer kräftigen Konjunktur in den USA stünden die Zeichen nun endlich auf Konjunkturfrühling. „Aufgrund des statistischen Unterhangs wird die BIP-Wachstumsrate der EU 2013 im Jahresdurchschnitt allerdings nur bei 0,5 Prozent liegen. Erst im kommenden Jahr sind wieder Raten um 1,7 Prozent möglich“, so Traud abschließend.
Nach Ansicht von DIHK-Chefvolkswirt Dr. Alexander Schumann „gewann die Konjunktur im Mai an Kraft, auch wenn der Schwung überschaubar bleibt. Nach dem frostigen Jahresstart hat der feuchte Frühling nur einen Teil der erhofften Nachholeffekte zugelassen.“ Außerdem bleibe abzuwarten, wie sich das aktuelle Hochwasser in zahlreichen Regionen Deutschlands auswirke. Aber das Plus beim EMI, gerade auch in den wichtigen Komponenten Leistung, Auftragseingänge und Exportaufträge, zeige, dass die Zuversicht steigt. „2013 kann also ein leichtes Wachstumsplus bringen. Wir gehen von 0,3 Prozent aus, so Schumann auf BME-Anfrage.
Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:
Einkaufsmenge: Die Hersteller setzten bei ihren Bestelllisten den 16. Monat in Folge den Rotstift an, doch sie nahmen nicht mehr so viele Streichungen vor wie in den beiden vorangegangenen Monaten. Die Kürzungen beschränkten sich hauptsächlich auf Unternehmen der Konsum- und Vorleistungsgüterindustrie; bei den Produzenten von Investitionsgütern blieb die Einkaufsmenge weitgehend unverändert.
Vormateriallager: Hier zeichnete sich im Mai ein weiterer Abbau ab, so dass die Lagerbestände nunmehr den 21. Monat in Folge schrumpfen.
Der „Markit/BME-Einkaufsmanager-Index“ (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, London, erstellt. Der Index beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (PMI).