Weniger Lieferengpässe - mehr Produktion

Einkaufsmanager-Index gibt nach

9. März 2023, 9:54 Uhr | Karin Zühlke
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Angesichts störungsfreier laufender Lieferketten wurde die Produktion in der deutschen Industrie im Februar zum ersten Mal seit neun Monaten wieder geringfügig ausgeweitet. Allerdings gibt der Einkaufsmanager-Index nach.

Das teilte der US-amerikanische Finanzdienstleister S&P Global mit. Die anhaltende Nachfrageflaute und die erneut schwachen Auftragseingänge sorgten dafür, dass der saisonbereinigte S&P Global/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) von 47,3 im Vormonat auf 46,3 Punkte im Februar nachgab. Der deutsche PMI sank damit auf den tiefsten Wert seit drei Monaten.

„Wann kehrt der EMI in seine Erfolgsspur zurück? Denn auch im Februar blieb er wieder einiges schuldig“, betonte BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov am Montag in Eschborn. Trotz leicht gestiegener Produktion bewege sich der deutsche PMI bereits seit acht Monaten deutlich unter der 50-Punkte-Wachstumsschwelle. „Positiv: Die Engpässe in den Lieferketten lassen nach, die Einkaufspreise sind erstmals wieder gesunken und die Geschäftsaussichten in den Unternehmen werden besser. Negativ schlagen die erneut geschrumpften Auftragseingänge zu Buche“, so Frau Melnikov abschließend.

„Die Corona-Krise war durch einen Angebotsschock bedingt: Lieferkettenprobleme und Betriebsschließungen führten zu einem Nachfrageüberhang und deshalb zu Preissteigerungen“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Montag auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Nunmehr baue sich das Angebot wieder auf, die Nachfrage schwächele aber aufgrund der hohen Inflationsraten. „Diese werden im Laufe des Jahres aber sukzessive zurückgehen, weil es nunmehr einen Angebotsüberhang gibt. Bis dahin wird das Wachstum verhalten bleiben. Die Rezession wird Deutschland aber bereits im zweiten Quartal hinter sich lassen“, fügte die Helaba-Bankdirektorin in ihrem Statement für den BME hinzu.

„Die Umfragewerte sind kompatibel mit der Konjunkturdiagnose einer milden Winterrezession“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Montag dem BME.

„Die pessimistische Stimmung der Wirtschaft hat sich zwar etwas aufgehellt, jedoch hält sich der Optimismus sehr in Grenzen. Die Industrie tritt nach wie vor auf der Stelle. Zwar zeigt sich seitens der wieder besser laufenden Lieferketten eine Entspannung auf der Angebotsseite, aber angesichts der schwachen Weltkonjunktur und der noch gefüllten Lager sinken die Aufträge. Die Ungewissheit bleibt hoch“, teilte DIHK-Konjunkturexperte Dr. Jupp Zenzen am Montag dem BME mit.

Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise gab Dennis Rheinsberg, Direktor - Energy & Industrials der IKB Deutsche Industriebank AG, am Montag dem BME folgende Einschätzung: „Der geringe Auftragseingang und verstärkter Lagerabbau der Unternehmen sind aktuell wesentliche Treiber der Einkaufspreise. Die schwache Nachfrage spiegelt sich auch in der Seitwärtsbewegung der Rohstoffpreise; lediglich bei einzelnen Industriemetallen und Stahlprodukten kam es im Februar zu nennenswerten Aufschlägen. Die Energiepreise stützen ebenfalls den Trend bei den Einkaufspreisen: Die Gaspreise notieren aufgrund guter LNG-Verfügbarkeit und hoher Speicherstände mit rund 50 Euro je MWh deutlich unter Vorjahresniveau, belasten aber im internationalen Wettbewerb weiterhin die deutsche Industrie.“

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  2. Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

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