Für die Toi Toi & Dixi Group hat Conrad ein Product-Sourcing&Development-Projekt realisiert: 5000 kundenspezifische Heizlüfter, die in den Toilettenkabinen von Toi Toi & Dixi zum Einsatz kommen. Angepasst und produziert werden die Lüfter in Asien.
Dort ist Conrad seit über 35 Jahren aktiv und hat direkten Zugang zum Beschaffungsmarkt. Ob ein speziell auf Kundenanforderungen zugeschnittenes Produkt, eine Produktidee, die in die Produktion umgesetzt werden soll oder ein Branding nach Kundenwunsch: Das Product Sourcing & Development Team von Conrad prüft Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit – und setzt das Projekt mit allen Anpassungen für den Kunden um, so auch für Toi Toi & Dixi.
Rund 430.000 Toilettenkabinen und mehr als 33.000 Container sind bei der Toi Toi & Dixi Group weltweit in 30 Ländern im Einsatz. Die Fusion der beiden Firmen in den 1990er-Jahren machte das Unternehmen mit Hauptsitz in Ratingen zum Weltmarktführer für mobile Sanitärsysteme. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Eine eigene Abteilung Forschung & Entwicklung sowie exklusive Inhouse-Fertigung sorgen für ein einzigartiges Kabinendesign, maßgeschneiderte Hygienelösungen und optimal ausgestattete Servicefahrzeuge.
5400 Mitarbeitende erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 650 Mio. Euro. »Wir sind die mit den Klohäuschen und unser Produkt ist eine saubere Kabine«, sagt Einkaufsleiter Oliver Elsner kurz und bündig. Heißt: Toi-Toi- und Dixi-Häuschen kann man nur mit dem dazugehörigen Reinigungsservice mieten. Knapp 3000 Fahrzeuge sind dafür im Einsatz, legen alleine in Deutschland pro Jahr 82.000.000 Kilometer zurück und führen über 13.000.000 Services durch. Bei Kabinen, die in Langzeit-Vermietung beispielsweise auf Baustellen im Einsatz sind, erfolgt die Reinigung einmal die Woche. Der große Vorteil für die mietenden Unternehmen: Die Kabinen werden jeweils so zusammengestellt, wie der Kunde sie haben will. Waschbecken, Seife, Wasser, Licht – oder im Winter auch mit Heizung. Und genau hier kommt das Team von Conrad Electronic ins Spiel.
»Mit unseren Leistungen im Bereich Product Sourcing & Development unterstützen wir Unternehmen dabei, individualisierte Produkte einfach und schnell aus Fernost zu beziehen. Stellvertretend für den Auftraggeber kümmern wir uns zusammen mit dem Team von Conrad Electronic International und deren Herstellernetzwerk vor Ort um Entwicklung, Prototyping, Qualitätskontrolle, Zertifizierung und Logistik«, erklärt Holm Lehmann, Head of Key-Account-Management North/East bei Conrad. »Für unsere Geschäftskunden heißt das: Langwierige Verhandlungen mit Herstellern in Fernost entfallen. Stattdessen bekommen sie ein exakt auf ihre Anforderungen zugeschnittenes Produkt – Just in Time und in der gewünschten Qualität.«
Und davon konnte sich Oliver Elsner im Projektverlauf umfassend überzeugen: Er ist seit 2020 Leiter Einkauf & Innovation für alle Unternehmen der internationalen Toi Toi & Dixi Group. Als Spezialist für Sourcing, Procurement und Supplier-Management sammelte er zuvor als strategischer Berater und operativ Verantwortlicher Erfahrungen bei Unternehmen wie E.On, Grohe oder Roland Berger. Einkaufsreorganisation, Ausgaben-Optimierung und Change-Management sind sein Ding. So begann er Ende 2020 bei Toi Toi & Dixi mit dem Aufbau eines gruppenweiten Einkaufs: »Und natürlich tauchten im Zuge dessen regelmäßig Dinge auf, die man besser machen konnte. Das immer wiederkehrende Saisonthema Heizlüfter war so eine offene Baustelle. Die Beschaffung lag damals noch im Aufgabenbereich unserer Konstruktion, und das Kerngeschäft dieser Abteilung war und ist logischerweise nicht der Einkauf«, schildert Elsner. »Dementsprechend spät im Herbst wurde alljährlich die Anfrage gestartet. Verbunden mit der – vor allem im Coronajahr 2021 – echt herausfordernden Aufgabe: Wo kriegen wir die Dinger auf die Schnelle her? Denn unser bisheriger Hauptlieferant war nicht lieferfähig.«
Conrad kannte Elsner aber bereits aus seiner Zeit bei E.On als Lieferant von Elektronikkomponenten. So trat er 2021 mit dem Team von Conrad in Kontakt, das für den Bereich Product Sourcing & Development zuständig ist. Die konkrete Herausforderung: »Beschafft uns einen Heizlüfter, der exakt auf die Anforderungen der Toiletten-Kabinen zugeschnitten ist.«
Von zwei aus dem Conrad-Sortiment angebotenen Modellen hatte eines die Bemusterung bestanden. Doch auch hier waren nur noch Restbestände lieferbar und die Verfügbarkeit damit nicht hoch genug. »In diesem Fall haben wir unseren Bedarf also kurzfristig bei einem anderen Lieferanten gedeckt. Diese Aktion war für uns jedoch der Anlass, das Thema Heizlüfter-Beschaffung komplett neu zu denken«, so Elsner weiter.
Neben der Beschaffungsproblematik im Speziellen war schon immer die Herausforderung, dass die gängigen, auf dem Markt verfügbaren Heizlüfter nach Anlieferung bei Toi Toi & Dixi in den Umbau gehen mussten. Die Heizlüfter werden in der Wintersaison einfach nur an die Kabinenwand gehängt und dort verschraubt. Um die Sicherheit beim Einsatz in den Kabinen zu gewährleisten, musste zum einen eine feuerfeste Platte auf der Rückseite montiert werden. Zum anderen mussten wasserfeste Kabel angebracht werden, um das Gerät außerhalb der Kabine anschließen zu können, wo die Leitungen Wind und Wetter ausgesetzt sind.
»Die Frage lautete also: Warum suchen wir uns nicht einen Lieferanten, der uns die Geräte mit unserer speziellen Spezifikation direkt anliefert? So galt es mit Conrad zu klären, ob der Distributor nicht nur Heizlüfter beschafft, sondern auch die Vorleistungen beim Umbau der Heizlüfter übernimmt. Das Conrad-Team in Hirschau hat zu Conrad Electronic International (CEI) in Asien den Kontakt hergestellt. Denn Entwicklung, Qualitätsprüfung und Produktion sollten direkt beim Hersteller vor Ort passieren. »Für uns hörte sich das nach einem logischen Konstrukt an, und so haben wir das Projekt umgehend mit Conrad gestartet, nachdem sich die erste grobe Kalkulation als vorteilhaft bestätigt hatte«, berichtet Elsner. Schlussendlich hat Conrad Electronic International für seinen Kunden 5000 Heizlüfter produziert, die in zwei Containern per Schiff aus Asien nach Hamburg kamen und anschließend ins Conrad-Logistikzentrum nach Wernberg geliefert wurden. Dort wurden die 60 Paletten ausgepackt, die Ware gemäß der Kunden-Erstbestellmenge neu gebündelt und die Geräte gingen anschließend per Spedition entsprechend an die Niederlassungen des Kunden.
»Mit Conrad haben wir uns einen Lieferanten an die Seite geholt, von dem wir erwartet haben, dass er bezüglich Zuverlässigkeit und Lieferfähigkeit zu unseren Ansprüchen passt. Die Kooperation hat uns zweitens die Chance eröffnet, ein individualisiertes Produkt zu bekommen, das wir auch gleich mit dem für Toi Toi & Dixi passenden Design branden lassen können«, unterstreicht der Einkaufschef.
Darüber hinaus unterstreicht Elsner, man habe ein fertig einsetzbares Produkt zu einem attraktiven Preis bekommen, zumal auch das Einbauzubehör aus dem Standardsortiment von Conrad stammt. Und das für Elsner wichtigste Argument: »Ich habe mit Conrad einen deutschen Lieferanten, der nachweist, dass das von uns eingesetzte Elektrogerät in der EU zugelassen ist und der als Inverkehrbringer die Verantwortung für den Einsatz dieses Customized Products übernimmt.«
Wäre selber eine Lieferkette aufzubauen nicht auch eine Option für Elsner und sein Team gewesen? Das verneint der Einkaufsleiter klar: »Per E-Mail einen Elektronikhersteller in Asien zu finden und dort eine eigene Supply-Chain aufzubauen, dazu haben wir weder die Ressourcen noch das erforderliche Netzwerk. Vor allem, weil wir das ja vermieten und im Kundeneinsatz haben, war es mit Blick auf Zertifizierung und sicheren Einsatz umso wichtiger für uns, dass mit Conrad ein vertrauensvoller Partner dahintersteht.«
Ein Produkt speziell entwickeln zu lassen und als Plug&Play-Lösung fertig zu kaufen war für den mobilen Sanitäranlagenanbieter »eine völlig neue Erfahrung«, wie Elsner beschreibt. Es sei »ein gemeinsames Lernen gewesen und man habe gemeinsam mit Conrad ein paar Dinge nachgesteuert. Beispielsweise kam im Nachgang von einer der Servicegesellschaften die Bitte, Typenschilder mit Seriennummern nachzuproduzieren, um die Geräte identifizieren zu können. Auch dieser Anforderung hat Conrad entsprochen: Es wurden Schilder produziert und sogar Seriennummern für die Charge entwickelt, die bei Folgebestellungen weitergeführt werden. »Selbst ein zusätzlich erforderliches Zertifikat für den Einsatz des Heizlüfters in unseren Kabinen haben wir zeitnah von Conrad bekommen – und das, obwohl die Anfrage am 23. Dezember einging. Ich wäre immer so ehrlich, alles anzusprechen, aber es ist wirklich nichts Kritisches vorgefallen«, unterstreicht Elsner.
Inzwischen sind Conrad und der Einkauf von Toi Toi & Dixi auch digital verbunden: Um das Beschaffungsmanagement zu optimieren, hat der Sanitäranbieter eine neue Einkaufsplattform eingeführt. An dieser Plattform ist auch die Conrad Sourcing Platform per PunchOut integriert, inklusive Marktplatz-Angebot. »Im August haben wir außerdem unseren internationalen Rollout gestartet. Unsere sechs größten internationalen Standorte – Tschechien, Polen, Schweiz, Belgien, Österreich und die Niederlande – sind bereits angebunden und auch sie können somit via E-Procurement auf Artikel von Conrad per PunchOut zugreifen«, freut sich Elsner.
Der Einkaufschef hat auch bereits neue Ideen, die gegebenenfalls gemeinsam mit Conrad realisiert werden könnten: »Wir haben bereits eine neue Anfrage laufen, die auf der Heizlüfter-Thematik aufbaut. Es geht hier um konfektionierte und vorproduzierte Elektronikkomponenten für unsere Kabinenproduktion, die wir gerne im Direktbezug aus Asien beschaffen würden. Auch diese sollen Plug & Play zur Verfügung stehen. Ging es bei den Heizlüftern um eine Gerätemodifikation, handelt es sich hierbei um ein noch etwas komplexeres Produkt, das speziell für uns entwickelt wird«, so Elsner.