Studie des Beratungsunternehmens PRTM

Supply Chain Trends: OEMs verdienen – Lieferanten zahlen

22. November 2010, 13:55 Uhr | Heinz Arnold
Michael d´heur, PRTM: »Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass alle COOs sich derzeit intensiv damit befassen, die Qualität der Planung und den Informationsfluss zum Kunden zu verbessern.«
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Die Stabilität scheint auf absehbare Zeit verloren zu sein – das ist das Ergebnis der Studie »Global Supply Chain Trends« des Beratungsunternehmen PRTM. Laut Michael D´heur von PRTM werden nur die Zulieferer die Früchte der anziehenden Konjunktur ernten können, die ihre Lieferkette der Volatilität anpassen können.

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Jürgen Weyer findet drastische Worte, um zu beschreiben, was seit dem einsetzenden Auf­schwung geschehen ist. Auf­grund der leergefegten Lager und der abgebauten Fertigungskapa­zitäten führte der der plötzlich einsetzende Bedarf zu Liefereng­pässen. Bezahlen durften das zum größten Teil die Zulieferer: »Ich schätze, dass die Schwierig­keiten in der Lieferkette dazu geführt haben, dass die Lieferan­ten zusätzliche Logistikkosten in Höhe von 500 Mio. Dollar verbra­ten haben«, erklärt Weyer.

Nicht zuletzt dieser Aderlass führte dazu, dass die Lieferanten jetzt – bei voller Auslastung! – gerade mal so eben profitabel seien. »Und das zu einer Zeit, zu der die Automobilhersteller einen Profit von sage und schreibe 26 Mrd. Dollar freuen können!«, ruft Weyer aus. Das habe bereits dazu geführt, dass einige Hersteller dem Automobilgeschäft den Rü­cken gekehrt hätten.

Wie Jürgen Weyer auch, sieht Michael d´heur, Principal Nieder­lassung München von PRTM und Leiter der Studie »Global Supply Chain Trends« einen Ausweg da­rin, die Partnerschaft zwischen den Kunden und den Zulieferern auszubauen. Näher an dem Kun­den zu sein, bedeute gleichzeitig höhere Profitabilität. Innerhalb des Netzwerkes, das Zulieferer und ihre Kunden bilden, müsste nach Regionen und Märkten op­timiert werden. »Die One-Size-fits-all-Supply-Chain wir den künftigen Aufgaben nicht mehr gerecht«, sagt Michael d´heur.

Um die Kosten zu reduzieren, mag es in bestimmten Fällen ge­rechtfertigt sein, zu Single-Sour­cing über zu gehen, in anderen Fällen sei gerade das Gegenteil angebracht. Emerging Markets kann man nicht genauso behan­deln wie die etablierten. Und um erfolgreich Risk-Management be­treiben zu können, müsse die Lieferkette durchgängig von ih­rem Beginn bis zum Endmarkt betrachtet werden. Die Fähigkeit, den Endmarkt einzuschätzen, dürfte sich zu einem wesentli­chen Kriterium für den Erfolg entwickeln.

Im Fordergrund stehe aber die Partnerschaft. Wie können ge­meinsam die Kosten reduziert werden, ohne dass ein Partner dabei die Luft ausgeht?

Gerade hier habe die Krise hat gezeigt, wie man es nicht ma­chen sollte. Wer aus der Vogel­perspektive auf die Lagerkosten schaut, der fordert sehr schnell ganz golbal, den Bestand runter zu fahren. Da wird quer durch die Bank alles abrasiert ohne zu differenzieren. Aber es gibt ja nicht nur die schlechten Lagerbe­stände. Die guten, die eigentlich gebraucht würden, hat das Ra­siermesser der CFOs deshalb ge­nauso getroffen.

Und weil auch die Fertigungs­kapazitäten drastisch gekürzt wurden, ist nun für solche Pro­dukte kein Puffer vorhanden und es wird lange dauern, bis die Lie­ferzeiten sich in diesen Bereichen wieder beruhigen – denn die Halbleiterhersteller können nicht einfach aufs Knöpfchen drücken und schon springt die Produktion wieder auf Vorkrisenniveau an.

»Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass alle COOs sich der­zeit intensiv damit befassen, die Qualität der Planung und den In­formationsfluss zum Kunden zu verbessern«, sagt Michael d´heur. Wie können zum Beispiel Altbe­stände zusammen mit den Kun­den für beide nutzbringend ver­wendet werden? Product Life Cycle Management werde zu ei­nem ganz wichtigen Faktor. Und sich auf die Partner zu konzent­rieren, mit denen man über länge­re Zeit zusammen arbeiten will.

Das alles geht wiederum in Richtung Visibilität und Transpa­renz. Wo beides nicht gegeben ist – und das dürfte in der Realität ja noch länger der Fall sein, und zwar ohne großen Puffer – kommt es darauf an, die Bestände noch enger zu managen, die Waren schneller an den Kunden brin­gen. Und trotz aller Partner­schaft: Dass bei den großen OEMs die Einkaufsabteilung und die Logistik nicht immer die sel­ben Ziele verfolgen, das birgt für die Zulieferer auch künftig nur schwer zu managende Konflikte. Und zum Schluss gilt doch: Price is King!


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